Hamburg. Die Ruder-Bundesliga präsentiert sich an einem neuen Standort. Die Notlösung könnte sich als Glücksfall erweisen

Hamburg bekommt an diesem Sonnabend eine neue Sportbühne, und das Schöne ist: Es musste nicht einmal ein Stein dafür umgehoben werden. Alsterkrug-Arena – so hat die Ruderbundesliga den Schauplatz ihres dritten Renntags dieser Saison getauft. Der kurze Alsterabschnitt zwischen den Bootshäusern der Rudervereine Wandsbek und an den Teichwiesen auf der einen Seite und dem Alsterwanderweg auf der anderen werde „sich in einen wahren Hexenkessel verwandeln“, heißt es vollmundig in der Pressemitteilung.

Eigentlich hätte sich die Bundesliga diesen Hexenkessel gern erspart. Seit 2010 durfte sich die Sprintrennserie für Vereinsachter alljährlich vor großer Kulisse auf der Binnenalster präsentieren, seit 2012 im Rahmen des Alstercups. Doch nachdem dessen Hauptsponsor Hansewerk die Kanu- und Ruderveranstaltung in diesem Jahr ausgesetzt hat, weil der Deutschland-Achter als wichtigster Werbeträger unabkömmlich war, gab die Bundesliga ihr Saisonfinale (17. September) aus finanziellen Gründen an Berlin weiter. Dort wird anderntags ohnehin die Champions League ausgerudert. Hamburg bekam im Tausch Berlins Julitermin. Für diesen allerdings gab das Bezirksamt Mitte die innerstädtischen Seen nicht frei – die City sollte nicht mit einem weiteren Event belastet werden.

So gesehen ist Bundesliga-Manager Boris Orlowski schon froh, dass er überhaupt wieder in Hamburg veranstalten kann. Und er ist mit dem Ausweichstandort gar nicht unzufrieden: „Es ist sehr familiär, die Zuschauer können die Boote fast anfassen. Ich werde mich für diesen Standort sicher nicht entschuldigen müssen. Einige sagen schon: Das wird unser Henley.“ Die alljährliche Royal Regatta auf der Themse ist für ihre Publikumsnähe berühmt.

Ulrich Britting hofft trotzdem, dass der Alstercup 2017 wiederbelebt wird: „Das Flair an der Binnenalster ist mit keinem Bundesliga-Standort vergleichbar.“ Und der Werbewert für seine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Best Audit, die die Namensrechte am Hamburger Renntag hält, ungleich höher. Andererseits ist Britting nicht nur als Sponsor in der Bundesliga aktiv, sondern auch als Schlagmann des Fari-Achters. Der setzt sich aus Ü-40-Ruderern des RC Favorite Hammonia zusammen, die den Beweis antreten wollen, dass sie für die Zweite Bundesliga allemal gut genug sind. Für sie ist der Umzug sportlich sogar ein Vorteil: Die Strecke ist mit 350 Metern 80 Meter länger als die bisherige. „Da wir meistens etwas länger brauchen, um in Schwung zu kommen, kommt uns das entgegen“, sagt Britting. Er ist einer von drei Olympiasiegersöhnen im Kader: Sein Vater Bernhard gewann 1964 Gold, Mark Schreyers Vater Dirk 1968, Martin Langes Vater Thomas 1988 und 1992.

Für das Heimspiel bekommt der Fari-Achter Verstärkung von einem aktuellen Goldmedaillengewinner: U-23-Weltmeister Malte Großmann (20) ersetzt Britting, der passen muss – der Rücken macht Probleme.

Sportdeutschland.tv bietet einen Livestream vom Best-Audit-Renntag an. Die Zeitvorläufe beginnen um 11 Uhr, die Finalentscheidungen finden zwischen 18 und 19.20 Uhr statt.