Lille. Robson-Kanu erzielt das Tor zum 2:1 beim 3:1-Sieg gegen Belgien. Aber zwei Waliser gegen Portugal gesperrt

Gareth Bale (26) legte einen fulminanten Bauchklatscher hin und schlitterte den walisischen Fans entgegen, fassungslos vor Freude hüpfte er mit seinen Mitspielern in Herzformation über den Rasen, verteilte Handküsse ins Publikum und umarmte jeden seiner Kollegen, dann stimmten die walisischen Helden den Dauerbrenner „Don’t take me home“ an. Der Superstar konnte es kaum glauben: Wales steht im EM-Halbfinale! Am größten Tag seiner Fußball-Geschichte zerstörte der Außenseiter den Traum einer goldenen belgischen Generation.

Bale und seine Drachen besiegten Belgien in einem packenden Viertelfinale mit 3:1 (1:1), sie gehören nun überraschend, aber verdient zu den vier besten Mannschaften Europas. Nach dem Scheitern der Roten Teufel, die als Titelanwärter in die EM gestartet waren, kommt es am Mittwoch im Halbfinale zum Duell der beiden Topstars von Real Madrid: „Bales“ trifft in Lyon auf Cristiano Ronaldo und Portugal.

„Das ist unbeschreiblich! Da haben wir hart für gearbeitet“, sagte der vereinslose 2:1-Torschütze Hal Robson-Kanu (27). „Jetzt wollen wir noch weiter kommen.“ Wales muss nun allerdings auf den zweiten Star seiner Mannschaft verzichten: Aaron Ramsey (25) vom FC Arsenal handelte sich eine äußerst schmerzhafte Gelbsperre ein, ebenso wie Abwehrspieler Ben Davies.

Bei strömendem Regen vor 45.936 Zuschauern in Lille drehten die Waliser mit schierem Willen ein Spiel, in dem sie zunächst unter die Räder zu kommen drohten. Radja Nainggolan brachte das in er Anfangsphase hoch überlegene Belgien mit einem Schuss aus 28 Metern in Führung (13.). Danach aber gab die Mannschaft von Trainer Marc Wilmots das Spiel aus den Füßen. Wales kämpfte sich dank eines Treffers seines Kapitäns Ashley Williams (31.) zurück, Robson-Kanu düpierte die belgische Abwehr beim 2:1 (55.). Als der Favorit alles riskierte, traf Sam Vokes (85.) per Kopf zum Endstand.

Für Bale, seine Mitspieler und ganz Wales war es das Spiel des Lebens. „Dass wir jetzt im Halbfinale eines großen Turniers stehen, ist unglaublich“, jubelte Robson-Kanu und Trainer Coleman ergänzte: „Wahnsinn, dass wir jetzt hier stehen. Jetzt wollen wir noch weiter. Es ist essenziell, es ist wichtig zu träumen.“ Dagegen haderte Belgiens Star Axel Witsel: „Wir sind am Boden zerstört und haben uns das ganz, ganz anders vorgestellt.“

Wales: Hennessey – Chester, Ashley Williams, Davies – Allen, Ledley (78. King), Ramsey (90. Collins) – Taylor, Gunter – Robson-Kanu (80. Vokes) , Bale.
Belgien: Courtois – Meunier, Alderweireld, Denayer, Jordan Lukaku (75. Mertens) – Nainggolan, Witsel – Ferreira-Carrasco (46. Fellaini), De Bruyne, Hazard – Romelu Lukaku (83. Batshuayi).
Tore: 0:1 Nainggolan (13.), 1:1 Ashley Williams (31.), 2:1 Robson-Kanu (55.), 3:1 Vokes (86.) Schiedsrichter: Skomina (Slowenien). Zuschauer: 45.936. Gelbe Karten: Davies (2), Chester, Gunter, Ramsey (2) – Fellaini (2), Alderweireld. Statistik: Torschüsse: 15:14; Ecken: 7:8; Ballbesitz: 48:52 Prozent; gewonnene Zweikämpfe: 86:69.