Ich wollte schon immer mal in ein Taxi steigen und sagen: „Egal wohin, ich werde überall gebraucht.“ Bisher habe ich mich noch nicht getraut. Aber neulich, in Lille, da war ich kurz davor, einem Taxifahrer Prügel anzudrohen.

Das Spiel der deutschen Nationalelf gegen die Ukraine war vorbei, es war spät, wir waren hungrig, und ich hatte schon eine Weile nach einem Taxi gewinkt. Der Typ – Sie müssen sich den jetzt wie einen Halbkriminellen vorstellen – war nach ein paar Minuten an unserem Hotel. 15 Euro wurden angezeigt. Da fingerte der Fahrer am Taxameter rum: 20 Euro? Och, da geht noch was. 25 Euro, bitte sehr! „Machste jetzt deine Preise selbst, oder was“, fragte ich ihn. Und bitte seien Sie so gut und stellen Sie sich das Bruce-Willis-mäßig vor, und nicht, wie es wirklich war: in einem schüchternen Englisch. „Nachttarif, mein Herr“, sagte der Fahrer und schrieb seinen Namen so auf die Rechnung, dass ihn nie wieder jemand wird lesen können. Alles Verbrecher, dachte ich, und wir zahlten.

Am Sonntag waren wir wieder in Lille. Wieder Taxi zurück zum Hotel. 11,20 Euro stand auf dem Taxameter. Wir holten einen Zehn-Euro-Schein raus und kramten nach Kleingeld. „Nein, das reicht, mein Freund“, sagte der Taxifahrer – und Sie müssen sich den jetzt wie Ihren besten Kumpel vorstellen. „Aber nehmen Sie doch wenigsten noch diesen Euro hier!“ Er nahm ihn – und warf ihn uns zurück ins Portemonnaie. Der Junge ist vielleicht nicht der geschäftstauglichste Taxifahrer unter der Sonne, aber er hat den Ruf seiner Zunft gerettet.