Hamburg. Zum Trainingsauftakt präsentiert der FC St. Pauli den Dänen Jacob Rasmussen als sechsten Neuzugang

Sieben Kamerateams und knapp 100 Schaulustige – beim Trainingsauftakt des FC St. Pauli herrschte am Montagvormittag Hochbetrieb. Jedenfalls gemessen an den normalen Verhältnissen des Hamburger Fußball-Zweitligisten. Zu sehen bekamen die Beobachter auf der Anlage an der Kollaustraße denn auch manch Unerwartetes. Nicht nur die fünf bereits bekannten Neuzugänge waren zugegen, sondern auch der 19 Jahre alte Jacob Rasmussen mischte bei den Übungen mit. Der dänische Innenverteidiger kommt ablösefrei vom U-19-Team des FC Schalke 04 und hat bei St. Pauli einen Vierjahresvertrag bis Juni 2020 unterschrieben. Er bringt auch die Erfahrung von 31 Länderspielen mit der dänischen Junioren-Nationalmannschaft mit. Dazu kommen Einsätze mit Schalkes Nachwuchsteam in der European Youth League, quasi der Champions League der Junioren.

„Wir geben ihm die Zeit, sich bei uns zu entwickeln. Er ist ein technisch überragender Spieler mit einem sehr guten linken Fuß, was man bei Innenverteidigern nicht so häufig findet. Die nötige Körpergröße bringt er auch mit“, sagte am Montag St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen über Rasmussen. Er müsse sich jetzt allerdings erst einmal an den Fußball im Herrenbereich gewöhnen.

Neu war am Montag auch das Outfit, in dem sich das gesamte Team und der Trainerstab auf dem Platz präsentierten. Bereits vier Tage vor dem eigentlichen Vertragsbeginn kamen die Shirts und Shorts des neuen Ausrüsters Under Armour erstmals öffentlich zum Einsatz. Vorgänger Hummel hatte kurzfristig darauf verzichtet, dass der Vertrag bis zum allerletzten Tag, dem 30. Juni, erfüllt wird. Einige Profis, wie etwa Bernd Nehrig, trugen auch schon Fußballschuhe des aufstrebenden US-Konzerns, der dem FC St. Pauli pro Jahr rund eine Million Euro zahlt und auch alle Nachwuchsteams ausrüstet.

Wie erwartet konnte das von 1860 München verpflichtete Mittelfeldtalent Richard Neudecker noch nicht am normalen Trainingsprogramm teilnehmen. Seine Schambeinentzündung, die ihn bereits seit geraumer Zeit zum Zuschauen verurteilt hatte, muss er noch auskurieren. Nach einer Einheit auf dem Fahrradergometer spulte er ein paar große Laufrunden um die drei Trainingsplätze ab, während seine neuen Kollegen sich bei einer Passübung die Bälle zuspielten und danach das allseits beliebte „Fünf gegen Zwei“ praktizierten.

Es hätte an diesem ersten Trainingstag der neuen Saison etwas gefehlt, wenn Trainer Ewald Lienen nicht nach seinem Saisonziel gefragt worden wäre. Bekanntlich hält er nichts davon, einen Tabellenplatz zu benennen, den man anstrebt. Stattdessen sagte er lapidar: „Wir möchten jedes Spiel gewinnen, und alle Spieler sollen fit und gesund bleiben.“ Ernsthaft ergänzte er: „Wir möchten in jedem Spiel, egal in welcher Besetzung, eine Mannschaft auf den Platz schicken, die eine Einheit ist, in der die einzelnen Spieler zusammenhalten. Es soll immer ein Team sein, das läuferisch, kämpferisch und möglichst auch fußballerisch eine Topleistung zeigt.“ Kontraproduktiv sei es hingegen, vor einer Saison den Arm zu heben und zu sagen, dass man jetzt aber mal dran sei. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man hart arbeiten muss und immer das bekommt, was man verdient. Am Ende steht man immer dort, wohin man auch gehört.“

Dabei ist Lienen sehr wohl bewusst, dass sein Team in der neuen Saison von der Konkurrenz stärker als vor einem Jahr wahrgenommen wird. „Je erfolgreicher man ist, desto mehr ist dies der Fall. Aber das darf kein Grund sein, jetzt wieder in der unteren Tabellenhälfte herumzudümpeln, nur um nicht ernster genommen zu werden“, sagte Lienen. Auch schon in der vergangenen Saison hätten sich Mannschaften angesichts der guten Tabellensituation St. Paulis am Millerntor zu jeweils einer ihrer besten Saisonleistungen motivieren können. „Wenn wir erfolgreich sind, würden wir auch sehr gern damit leben, noch stärker wahrgenommen zu werden“, sagte Lienen. „Wenn man eine Spitzenmannschaft sein möchte, muss man damit auch umgehen können.“

Sportchef Meggle sucht noch zwei Spieler für die Offensive

St. Paulis Sportchef Thomas Meggle stellte am Montag noch einmal klar, dass die Kaderplanung für die neue Saison mit den bisher sechs Neuzugängen noch nicht abgeschlossen sei. Möglichst zwei Akteure für die Offensive, außen und auch zentral einsetzbar, sollen noch kommen, darunter idealerweise ein Linksfuß. Noch gut zwei Monate läuft die Transferperiode. „Ich rechne dennoch nicht damit, dass uns bis Ende August noch ein Spieler verlässt“, sagte Meggle am Montag. „Es liegt uns nicht im Ansatz ein Angebot für einen Spieler vor.“