Toulouse. Belgien feiert nach dem 4:0 über Ungarn sein Topduo

Marc Wilmots zögerte keine Sekunde. „Das wäre natürlich genial“, sagte Belgiens Nationaltrainer beinahe euphorisch und lächelte verschmitzt. Die Frage nach einem möglichen Finale am 10. Juli gegen Deutschland gefiel ihm offensichtlich: „Das könnte ein sehr schönes Spiel werden.“ Wilmots kann nicht gut schweigen. Er weicht Fragen ebenso wenig aus wie früher den Zweikämpfen auf dem Platz. Und er gibt auch Antworten, die wenig diplomatisch sind. Trotz des famosen Fußballfestivals beim 4:0-Achtelfinalsieg gegen Ungarn wurde der Coach erneut nach den zu EM-Beginn mäkelnden Kritikern gefragt – und antwortete: „Es gibt ein paar Miesmacher, wir haben den Deckel drauf gemacht.“

Nach der Galavorstellung seiner „Roten Teufel“ sah Wilmots keinen Grund mehr für Zurückhaltung und präsentierte sich angriffslustig wie nie in Frankreich. Paris heißt das Ziel, nichts anderes. Das Viertelfinalduell gegen Wales am Freitag (21 Uhr) in Lille mit Superstar Gareth Bale soll auf dem Weg dahin nur eine Etappe sein. „Natürlich wollen wir ins Finale“, sagte auch Spielmacher Kevin De Bruyne.

Selbst die bisher so kritische belgische Presse feierte den bis dato höchsten Sieg bei dieser EM. „Belgien ist on fire“, titelte „Het Laatste Nieuws“. „Die Teufel atomisieren Ungarn“, schwärmte die Tageszeitung „La Libre“. „Le Soir­“ schrieb über Eden Hazard: „Der Kapitän der Teufel war himmlisch.“ Und „Le Soir“ schwärmte von einem „perfekten Abend“ und pries vor allem den „außerirdischen“ Hazard.

Der Kapitän, launische Diva vom FC Chelsea, zeigte sein bislang bestes EM-Spiel und sorgte mit blitzartigen Tempodribblings abwechselnd mit De Bruyne immer wieder für höchste Gefahr. „Ein Kapitän kann nicht immer nur mit dem Mund sprechen, er muss auch mit seinen Füßen sprechen“, sagte Wilmots über Hazard, „und das hat er gegen Ungarn getan.“

Die Vorstellung vom Sonntagabend dürfte auch die Konkurrenten auf der anderen, vermeintlich deutlich schwereren Seite des Turnierbaums ein bisschen das Fürchten lehren. Die Belgier überrumpelten die Ungarn mit Vollgas-Fußball von der ersten Minute an und spielten die gegnerische Abwehr ein ums andere Mal schwindelig, vergaßen dabei aber „dummerweise“ (De Bruyne) lange Zeit das Toreschießen. Auch Wilmots wusste, dass selbst die vier Treffer von Toby Alderweireld (10.), Michy Batshuayi (78.), Hazard (79.) und Yannick Carrasco (90.+1) die Überlegenheit der Belgier nur ungenügend wiedergaben. Und so sagte der 47-Jährige mahnend in Richtung seiner Stars: „In großen Spielen bekommt man nicht viele Chancen, da wird man bestraft.“

In der EM-Qualifikation gab es gegen Wales eine Niederlage

So lief es auch beim letzten Duell mit den Walisern. Belgien diktierte in der EM-Qualifikation über weite Strecken die Partie, erspielte sich Chance um Chance, doch Bale traf für die „Roten Drachen“ zum entscheidenden 1:0. „Sie spielen taktisch sehr gut defensiv und haben einen Superstar“, sagte De Bruyne: „Das wird sehr schwer.“

Zum großen Vorteil, das hoffen Wilmots und seine Mannschaft, soll der keine 20 Kilometer von der belgischen Grenze entfernte Spielort Lille werden. „Wenn es 150.000 Plätze gäbe, würden wir sie füllen“, sagte Trainer Wilmots. Und Hazard, der fünf Jahre in Lille spielte, bevor er in die englische Premier League wechselte, meinte: „Es ist ein großes Glück, dort zu spielen. Ich habe riesige Lust darauf. Es wird eine große Party mit vielen Fans. Jetzt dürfen wir weiter träumen.“

Träumen von einem ähnlichen Turnierverlauf wie 1980, als Belgien es bei der EM in Italien sogar ins Finale schaffte. Gegner war Deutschland. Belgien verlor 1:2 durch zwei Tore von Horst Hrubesch.