Manchmal ist es schon sehr erstaunlich, wer einem an bestimmten Orten begegnet und was diejenigen zu sagen haben. In Évian-les-Bains, dem kleinen Städtchen ganz im Osten Frankreichs, in dem die deutschen Fußballer während der Europameisterschaft wohnen, ist dieses Turnier eigentlich noch nicht so recht angekommen.

In einer belgischen Bar in der Nähe der Uferpromenade werden belgische Siege gefeiert, in allen anderen Restaurants freut man sich natürlich über französische Erfolge. Aber ansonsten? Schippern die Schiffe über den Genfer See, joggen die Jogger am Ufer, fährt die 1907 erbaute Zahnradbahn betulich wie seit mehr als 100 Jahren ins Tal hinunter und den Berg wieder hinauf. Von dieser Aussichtsplattform da oben wirken die Fußballspiele so unendlich klein.

Aber selbst in die entlegensten Winkel Frankreichs und dort durch die einsamsten Gassen bis hinauf auf die Höhen kurz vor dem Wald dringt diese EM. Noch nicht unbedingt als betäubendes Glücksgefühl, aber immerhin als Gesprächsthema mit überraschendem Verlauf. Sie liebt Fußball, sagt sie. Sie arbeitet da oben auf dem Berg in einem Hotel und schaut sich die Spiele im Fernsehen an. Eigentlich sei Argentinien ihre Lieblingsmannschaft. Gabriel Batistuta fand sie toll, aber auch Luis Figo und die restlichen Galaktischen von Real Madrid um David Beckham und Zinedine Zidane damals. Sie ist Französin, verfügt aber über iranische Wurzeln.

Also geht es plötzlich um die bekanntesten Spieler ihrer Heimat, um den früheren Münchner Ali Daei, um die ehemaligen Hamburger Mehdi Mahdavikia und Vahid Hashemian. Letzterer hat auch mal in Bochum gespielt. „Ja, Bochum“, sagt sie, „guter Club.“

Erstaunlich, wirklich.