Das Schöne an solchen Fußballturnieren ist ja, dass sie die Menschen zueinander bringen. Unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Nationen mit unterschiedlichen Meinungen und unterschiedlichen Kulturen. Besonders wichtig ist es natürlich, sich als Besucher auf das Gastgeberland einzulassen. Es gilt, einander kennen zu lernen und voneinander zu lernen. Gerade die kleinen alltäglichen Dinge machen es aus. Zum Beispiel beim viel zu selten diskutierten Thema Wäscheständer.

Tolles Ding ist das. Stand im Kleiderschrank. Nachdem das weiße Gerät auf den kleinen Balkon gebracht war, machte es immer noch einen echt sehenswerten Eindruck. Es wollte auf seine kleinen grünen Plastikfüßchen gestellt sein, aber vier weitere aufklappbare Ebenen schwirrten traurig umher und warteten sehnsüchtig darauf, durch richtige Positionierung einer Funktion zugeführt zu werden.

Wie soll denn das...? Das muss doch...? Umdrehen? Half nicht. Hin- und herklappen? Nutzlos. Der Franzose, denkt der lernwillige Gast, ist ein Teufelskerl. Er produziert seine Wäscheständer noch raffinierter, und der plumpe Deutsche ist zu starrsinnig, um den Zauber zu erkennen und dieses kleine Schätzchen zum Leben zu erwecken. Traurig liegt es da, die kleinen weißen Stängchen von sich gestreckt wie ein erschöpftes Insekt. Neben ihm in einem Sack die wohl duftende Wäsche.

Da ruft der französische Nachbar. Er hat das Trauerspiel mit angesehen – und lacht. Es stellt sich heraus, dass sich das Gerät nicht durch besondere Raffinesse auszeichnet, sondern viel eher dadurch, dass es unrettbar kaputt ist. Aber der Nachbar hat einen Wäscheständer. Er verleiht ihn. Altbekannte Funktionsweise. Wäsche trocken. Der Franzose ist ein toller Nachbar.