Lospech für Mayer: Der Halle-Sieger trifft zum Wimbledonauftakt auf Shootingstar Thiem. Kerber startet gegen eine Lokalmatadorin.

London/Köln. Fünf Tage nach dem größten Triumph seiner Karriere holte Florian Mayer das Pech ein. 127 Namen hatten im Lostopf für den Saisonhöhepunkt in Wimbledon gelegen – schlimmer hätte es Mayer kaum treffen können. In Runde eins (ab Montag) wartet Dominic Thiem, mit 47 Siegen noch vor Novak Djokovic (Serbien/Nr. 1) der erfolgreichste Spieler im Tennisjahr 2016.

Zwar bezwang Mayer den 22 Jahre alten Österreicher auf dem Weg zu seinem Titel beim Vorbereitungsturnier in Halle/Westfalen, doch wirkte Thiem nach seinem wochenlangen Höhenflug ausgelaugt. Das Halbfinale bei den French Open und der Turniersieg auf Rasen am Stuttgarter Weissenhof hatten an seinen Kräften gezerrt.

In Wimbledon wird der Weltranglistenachte ausgeruht an den Start gehen und auf Revanche für die Niederlage bei den Gerry Weber Open sinnen. Mayer muss erneut einen Traumtag erwischen, um ihn zu bezwingen – über drei Gewinnsätze auf dem deutlich langsameren Rasen im All England Club ist der 32 Jahre alte Bayreuther nur Außenseiter.

„Ich weiß, dass ich viele Gegner schlagen kann, aber ich brauche Glück bei der Auslosung“, hatte Mayer in Halle gesagt. Das Glück blieb aus, ebenso wie bei Aufsteigerin Laura Siegemund (Metzingen), die auf Madison Keys (USA/Nr. 9) trifft.

Bundestrainerin warnt Kerber vor Gegner

Als klare Favoritin startet dagegen die deutsche Nummer eins Angelique Kerber (Kiel/Nr. 4) in ihr zweites Grand-Slam-Turnier nach dem Melbourne-Coup im Januar. Unterschätzen darf sie die lange verletzte Britin Laura Robson, die nur dank einer Wildcard ins Hauptfeld rutschte, jedoch nicht. Das Match wird auf einem der beiden großen Courts stattfinden, zahlreiche Fans werden Robson anfeuern.

„Eigentlich ist Robson sehr, sehr gefährlich“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner : „Aber sie ist seit Monaten weit weg von ihrer Bestform.“ Vor fünf Jahren war Kerber zum Wimbledonauftakt an Robson gescheitert, dann trennten sich die Wege der beiden Linkshänderinnen. Während Kerber in die Top 10 einzog, erfüllte Robson nie die Erwartungen auf der Insel.

Kerbers Erstrunden-Aus in Paris liegt allerdings nicht einmal vier Wochen zurück, die 28-Jährige dürfte gewarnt sein. „In Paris hatte sie Pech mit der Auslosung. Zudem hat Angie nicht ihre beste Leistung abgerufen, was oft bei Topspielern in den ersten Runden passiert“, sagte Michael Stich, Wimbledonsieger vor 25 Jahren: „Sie darf sich jetzt nicht irre machen lassen.“ Auch die Buchmacher haben Kerber auf dem Zettel, allerdings nur im erweiterten Favoritenkreis.

Zverev trifft auf Routinier

Zu dem zählt auch Alexander Zverev, der 19 Jahre alte Hamburger gehört erstmals in seiner Karriere bei einem Grand Slam zu den 32 gesetzten Spielern. Als Nummer 24 trifft er auf Routinier Paul-Henri Mathieu (Frankreich). Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 21), dessen Wadenverletzung kaum noch Probleme bereitet, bekommt es mit Pierre-Hugues Herbert (Frankreich) zu tun. Auch Sabine Lisicki (Berlin) hat trotz Formkrise eine lösbare Auftaktgegnerin erwischt. Die Finalistin von 2013 trifft auf Shelby Rogers aus den USA.

„Insgesamt ist ihre Auslosung gut, es hätte viel schlimmer kommen können“, sagte Rittner: „Hoffentlich bekommt sie die Chance, sich ins Turnier zu spielen und Selbstvertrauen zu sammeln. Dann kann es ein typisches Wimbledon für Sabine werden.“ Lisicki hatte an der Church Road außer dem Endspiel auch einmal das Halb- (2011) und dreimal das Viertelfinale (2009, 2012 und 2014) erreicht.