Das Bild, das die Deutschen in der Welt abgeben, hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Dazu haben vor allem die Heim-WM 2006 und das Auftreten der Nationalmannschaft beigetragen. Dieses Mal hat sich die deutsche Delegation etwas Besonderes ausgedacht, um ein altbackenes Klischee aus der Welt zu schaffen: die deutsche Unfehlbarkeit. Der als Organisationsweltmeister bekannte Weltmeister glaubte bei der Buchung des EM-Quartiers am Genfer See, dass sich vom Flughafen Genf aus bequem die Reisen zu den Vorrundenspielen bestreiten ließen.

Doch die Uefa-Statuten – das übersah man – verbieten es den Mannschaften, das Gastgeberland während des Turniers zu verlassen, weshalb nun das doppelt so weit entfernte Annecy (80 Kilometer) über ein paar recht einsame Straßen am See entlang angesteuert werden muss. Aber das Gute ist: Lange gemeinsame Reisen schweißen zusammen. Denn wenn man erst mal das Handy ausschaltet und dem anderen zuhört, dann gibt es interessante Dinge zu erfahren über die Kollegen, ihre Marotten und Rituale. Das geht nicht nur Fußballern so.

Da wäre der eine, der gerne zum Einschlafen „Drei ???“-Geschichen hört. Oder der andere, der sich so sehr auf die Navigationsmaschine in seinem Auto verlässt, dass er auf einer Strecke von 1000 Metern in zugegeben unbekanntem Gebiet eine Verspätung von 24 Minuten herausfährt. Oder der Dritte, der sich angewöhnt hat, manch banale Tätigkeit stets dreimal auszuführen, weil er erst dann beruhigt ist. Also bitte! Das geht alles ein bisschen weit! Zwanghafte Wiederholungen von Tätigkeiten, um sich besser zu fühlen? Um sich ein kleines Refugium zu schaffen, auf das Verlass ist in einer Welt, in der nichts mehr verlässlich scheint?

Was für’n Quatsch! Was für’n Quatsch! Was für’n Quatsch!