Marseille. Blaszczykowski erzielt das 1:0 gegen die Ukraine. Lewandowski enttäuscht

Über das Gesicht von Robert Lewandowski huschte nach dem historischen Erfolg nur ein kurzes Lächeln, dann verschwand der erneut glücklose Torjäger schnell in der Kabine. Die Stimmung des Bayern-Stars nach dem Einzug ins EM-Achtelfinale stand sinnbildlich für Polens Minimalisten: Die Erleichterung war trotz des verlorenen Fernduells mit Weltmeister Deutschland groß, doch von Euphorie fehlte nach dem knappen 1:0 (0:0)-Erfolg gegen die Ukraine jede Spur.

Die Gedanken nach dem Schlusspfiff in Marseille kreisten schon um das K.-o.-Duell mit der Schweiz am Sonnabend in St. Etienne – dann will auch Lewandowski seine Torflaute endlich beenden. „Die Schweiz hat zwei Tage mehr Erholung, aber wir werden alles geben“, sagte Jakub Blaszczykowski. Der Joker hatte neun Minuten nach seiner Einwechslung in der 54. Minute aus elf Metern das Siegtor erzielt: „Das Team hat für diesen Erfolg hart gearbeitet und sich das Achtelfinale redlich verdient. Es ist das Zeichen einer starken Mannschaft, auch mal an einem schwächeren Tag zu gewinnen. Gegen die Schweiz müssen wir uns aber steigern.“

Zum Gruppensieg fehlten den Polen zwei weitere Treffer, doch Arkadiusz Milik trauerte der Chance nicht lange nach: „Schade, dass es nicht ganz gereicht hat. Dennoch ist das ein gutes Ergebnis für uns. Wir sind mit den sieben Punkten sehr zufrieden. Vor der EM hätten wir das genommen.“ Die beste Offensive der EM-Qualifikation (33 Tore) erzielte in den drei Vorrundenspielen aber nur zwei mickrige Treffer. Lewandowski vergab in der 3. und 21. Minute beste Chancen.

Auf seine Abwehr kann sich Polen dagegen verlassen: Die Mannschaft von Trainer Adam Nawalka blieb auch im dritten Turnierspiel ohne Gegentor. Das soll auch gegen die Schweiz der Schlüssel zum Erfolg sein. „Platz zwei ist okay“, sagte Nawalka. „Ab jetzt zählt für uns nur noch das Spiel gegen die Schweiz. Die Schweiz ist ein Top-Gegner auf höchstem Niveau.“

Die bereits vor der Partie gescheiterten Ukrainer blieben trotz guter Chancen zum fünften Mal in Folge in einem EM-Spiel ohne eigenes Tor: Negativrekord. „Wir haben versagt. Ich möchte mich bei allen unseren Fans entschuldigen“, sagte Abwehrspieler Artjom Fedezki. Trainer Michail Fomenko hatte schon nach den Niederlagen gegen Deutschland und Nordirland (beide 0:2) das bevorstehende Ende seiner Amtszeit verkündet. Sein Co-Trainer Andrej Schewtschenko wird als Nachfolger gehandelt. (HA)

Ukraine: Pjatow – Fedezki, Chatscheridi, Kutscher, Butko – Rotan, Stepanenko – Jarmolenko, Sintschenko (73. Kowalenko), Konopljanka – Sosulja (90.+2 Timoschtschuk).
Polen: Fabianski – Cionek, Glik, Pazdan, Jedrzejczyk – Jodlowiec, Krychowiak – Zielinski (46. Blaszczykowski), Kapustka (71. Grosicki) – Milik (90.+3 Starzynski), Lewandowski.
Tor: 0:1 Blaszczykowski (54.). Schiedsrichter: Moen (Norwegen). Zuschauer: 58.874. Gelbe Karten: Rotan, Kutscher – Kapustka. Statistik: Torschüsse: 20:9, Ecken: 3:2, Ballbesitz: 63:37 Prozent, Zweikämpfe: 93:93.