Torhüter Neuer wertet einen EM-Titel höher ein als den WM-Titel. Als Gegner könnte Slowakei warten. Fällt erstes deutsches Stürmertor?

Auch Hummels wehrt sich gegen überzogene Kritik

Nach Thomas Müller hat sich auch Weltmeister-Kollege Mats Hummels gegen überzogene Kritik an den bisherigen Leistungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der EURO in Frankreich gewehrt. "Es wird zurzeit immer so getan, als hätten wir bei der WM den Weltfußball dominiert. Es geht mir zunehmend auf den Zeiger, dass manche Leute immer noch nicht in der Lage sind, das vernünftig zu reflektieren", sagte der 27 Jahre alte Verteidiger der Süddeutschen Zeitung.

Der künftige Bayern-Profi blickte zurück auf das WM-Turnier vor zwei Jahren in Brasilien: "Wir haben bei der WM von sieben Spielen nur zwei deutlich gewonnen - und fünf nicht oder mit einem Tor Unterschied. Seitdem wird alles verklärt und es wird so getan, als sei alles überragend gewesen."

Vor diesem Hintergrund müsse man seiner Meinung nach auch die bisherigen zwei Turnierspiele des WM-Champions in Frankreich beurteilen. "Das ist auch der Grund, warum wir nach einem 0:0 gegen Polen so unter einen Rechtfertigungsgrund geraten." Vor der Nullnummer gegen Polen hatte die DFB-Auswahl trotz einer wenig überzeugenden Leistung 2:0 gegen die Ukraine gewonnen.

Für Neuer ist der EM-Titel wertvoller als die WM 2014

Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer stellt einen möglichen EM-Titelgewinn in Frankreich über den WM-Triumph von Brasilien 2014. „Ich bin mehrfacher deutscher Pokalsieger und deutscher Meister geworden. Ich habe die Champions League gewonnen und bin Weltmeister. Aber die Europameisterschaft zu gewinnen, ist etwas anderes, weil das Niveau viel ausgeglichener ist“, sagte der 30-Jährige von Bayern München im Interview mit Le Parisien.

Und Neuers Zielsetzung bei der EURO 2016 ist klar: „Ja, wir wollen Europameister werden. Mein Hunger auf Titel ist immer noch da.“ Auf die Frage, weshalb Deutschland seit der WM 2006 immer mindestens im Halbfinale eines WM- oder EM-Turniers gestanden habe, antwortete die Nummer 1 von Bundestrainer Joachim Löw: „Ich denke, wir können uns auf den Tag X konzentrieren und der Druck macht uns stärker, als wir eigentlich sind.“

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    Zu seiner persönlichen Vorbereitung sagt der Ex-Schalker: „Auch wenn der erste Ball erst in der 70. Minute auf mich zukommt, muss ich so viel Autorität ausstrahlen, dass ich dem Stürmer Angst mache. Diese Autorität zu haben, ist auch ein Grund für das Vertrauen meiner Mitspieler in mich.“

    Bleibt der Gastgeber Frankreich. Neuer: „Wir haben ja in Brasilien gesehen, wozu sie fähig sind.“ Da hatte Neuer in letzter Sekunde im Viertelfinale den Ausgleich verhindert.

    Deutschland bei Gruppensieg wohl gegen die Slowakei

    Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft im Falle eines EM-Gruppensiegs im Achtelfinale mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Slowakei. Grund ist die Verteilung der Gruppendritten auf die Achtelfinals. Von den 15 Varianten der vier besten Dritten sind nur noch 11 möglich - und in neun dieser Fälle trifft das DFB-Team auf den Dritten der Gruppe B, also die Slowakei.

    Theoretisch möglich ist aber auch noch ein Spiel gegen den Dritten aus Gruppe A (Albanien) oder Gruppe F, die erst am Mittwoch beendet wird, was aber aufgrund des starken Abschneidens der Slowakei noch unwahrscheinlicher geworden ist.

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      Sollte Deutschland Gruppensieger werden, findet die Begegnung am Sonntag um 18 Uhr in Lille statt. Was schon fest steht: Schließt der Weltmeister die Gruppe C als Zweiter ab, geht es am 25. Juni (15) in St. Etienne gegen die Schweiz (Zweiter Gruppe A).

      Curtius: „Wollen Uefa mit der besten Bewerbung überzeugen“

      Der neue DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius hat erneut Werbung für Deutschland als Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft 2024 gemacht. „Wir sollten bescheiden bleiben. Aber natürlich wollen wir die Uefa mit der besten Bewerbung überzeugen“, sagte Curtius der Bild-Zeitung: „Von der Infrastruktur her sind wir der der ideale Ausrichter der EM 2024.“

      Für die Endrunde der U19-Junioren (11. bis 24 Juli) habe der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bereits 140.000 Tickets verkauft. „Ich weiß, dass die Uefa mit Erstaunen auf unsere U19-EM im Juli schaut“, sagte die „Nummer 2“ des DFB: „Diese Begeisterung, die für den Nachwuchs in Deutschland herrscht, ist noch einmal ein tolles Argument dafür, 2024 wieder Ausrichter für ein ganz großes Turnier zu sein.“

      Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Nordirland

      Im Fernduell mit den punktgleichen Polen wird auf der deutschen Bank genau auf den Spielstand bei der Parallelpartie in Marseille geachtet werden. Wenn nötig, werde man auch taktisch reagieren, kündigte Mats Hummels an. Das DFB-Team liegt in der Tordifferenz einen Treffer vor Konkurrent Polen. „Wir wollen uns als Gruppenerster qualifizieren“, sagte Joachim Löws Assistent Thomas Schneider. Entsprechend werde die bestmögliche Formation auflaufen.

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        Bundestrainer Löw erwartet „ultra-defensive“ Nordiren. Nach dem 0:0 gegen Polen soll die deutsche Offensive mit schnellem Kombinationen immer wieder Lücken ins Abwehrbollwerk reißen und dann entschlossener als bisher den Torabschluss suchen. „Wir wollen ein bisschen mehr Risiko bei Eins-gegen-eins-Situationen und mit Distanzschüssen suchen“, verriet Hummels: „Wir wollen von der ersten Minute an zeigen, dass wir das bessere Team sind. Damit die Nordiren gar nicht erst den Glauben entwickeln, gegen uns gewinnen zu können.“

        Angesichts der teilweise schlechten Platzverhältnisse in einigen EM-Stadien hoffen die deutschen Spieler darauf, dass der viele Regen in Paris den Rasen im Parc des Princes nicht zu sehr in Mitleidenschaft zieht. Beim Abschlusstraining am Montagnachmittag war er noch in gutem Zustand. „Wenn es anders ist, müssen wir uns auf die Umstände einlassen“, sagte Hummels.

        Fällt das erste Stürmertor für Deutschland

        Deutschland wartet noch auf das erste Stürmertor bei der EM. Bei Thomas Müller, Mario Götze und Co. soll der Knoten pünktlich vor den K.o.-Spielen platzen. „Wir würden uns mehr Durchschlagskraft wünschen“, sagte Müller: „Wir müssen hungrig sein und dahin gehen, wo es wehtut.“ Hinten soll zugleich zum dritten Mal die Null stehen. „Die defensive Stabilität steht an erster Stelle. Sie ist der wichtigste Punkt, um ein Turnier zu gewinnen“, betonte Hummels.

        Abwehrchef Jérôme Boateng, Mittelfeldkämpfer Sami Khedira und Spielmacher Mesut Özil müssen gegen die Nordiren bei Zweikämpfen und hektischen Situationen aufpassen. Das Trio geht jeweils mit einer Gelben Karte vorbelastet in das letzte Gruppenspiel - eine weitere Verwarnung würde eine Sperre im Achtelfinale bedeuten. Der französische Schiedsrichter Clément Turpin ist bekannt dafür, rasch Karten zu zücken. Beim 0:2 der Österreicher gegen Ungarn schickte der 34-Jährige Austria-Kicker Aleksandar Dragovic mit Gelb-Rot vom Platz. In der zurückliegenden Europapokalsaison verteilte Turpin in sechs Partien 29 Gelbe Karten.

        Mehr Besucher zum Fanfest in Hamburg erwartet

        Zum letzten EM-Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Dienstag werden wieder Tausende Fans zum Public Viewing auf dem Hamburger Heiligengeistfeld erwartet. Von 18.00 Uhr an wird hier das Vorrundenspiel gegen Nordirland auf einer 126 Quadratmeter großen LED-Leinwand gezeigt. „Wir hoffen auf rund 30 000 bis 40 000 Zuschauer - und damit mehr als bei den ersten beiden deutschen Begegnungen“, sagte eine Sprecherin des Veranstalters. Das prognostizierte schöne Wetter und eine frühere Anstoßzeit böten eine bessere Ausgangslage.

        Den EM-Auftaktsieg der deutschen Elf hatten nach Angaben des Veranstalters rund 15 000 Fans auf dem Gelände verfolgt. Beim 0:0 gegen Polen seien es etwa 25 000 gewesen. Die strengen Sicherheitskontrollen hätten sich bewährt und sollen erneut einen friedlichen Verlauf des Abends gewährleisten.

        Der Eintritt für die Veranstaltung ist frei. Das Public Viewing in Hamburg zählt zu den größten Fanfesten Deutschlands. 50 000 Menschen passen in die Arena.