Vor Gericht und auf hoher See, heißt es, sei man in Gottes Hand. Diese Einschätzung sollte nun ergänzt werden. Auch bei der Vereinigung europäischer Fußballverbände, der Uefa, kann man sich auf nichts mehr verlassen. Dass Russland nach Fanausschreitungen im Stadion der Ausschluss aus der Europameisterschaft angedroht wurde, den vorbestraften Kroaten nach nicht minder üblen Zwischenfällen nicht, bleibt schwer verständlich. Dass die kroatischen Hooligans in erster Linie dem eigenen Verband schaden wollten, mag eine Erklärung dieser Ungerechtigkeit sein. Das wiederum unterstellt dem russischen Verband eine Art Mittäterschaft, die es nicht gab – auch wenn irrlichternde Äußerungen heimischer Politiker anderes vermuten ließen.

Oder mag der Uefa in den Sinn gekommen sein, dass der Ausschluss eines Teams größeren Imageschaden bei ihren Sponsoren hinterließe als marodierende Banden auf den Rängen? Und dass eine konsequent harte Linie, die nach den zahlreichen Vorfällen angebracht wäre, nicht nur eine, sondern mehrere Mannschaften getroffen hätte? Zynisch möchte man darauf antworten, dass die Aufstockung auf 24 Endrundenteilnehmer dann ihren Zweck erfüllte, denn es würden selbst nach mehreren Disqualifikationen genug übrig bleiben, um das Turnier spielend zu Ende zu bringen.

Die entscheidende Frage aber ist: Darf man den friedlichen Zuschauer der Gefahr aussetzen, dass er bei einem Fußballspiel um seine Unversehrtheit fürchten muss? Die Uefa nimmt nun dieses Risiko billigend in Kauf.