Lyon.

Die trübe Aussicht auf lange Tage des Wartens konnte den Albanern die größte Party ihrer Fußballgeschichte nicht verderben. Auch wenn wohl erst am Mittwoch eine Entscheidung über den Einzug ins EM-Achtelfinale fallen wird, bejubelten die Turnierneulinge das 1:0 gegen Rumänien zum Vorrundenabschluss schon beinahe wie einen Titelgewinn. Mit lauten Gesängen enterten der Kölner Mergim Mavraj und seine Teamkollegen tief in der Nacht den Teambus zur Abfahrt aus dem Stadion, nachdem sie sich vorher unter ohrenbetäubendem Lärm von Zigtausenden mitgereisten Fans in der Arena hatten feiern lassen.

„Dieser Erfolg ist so wichtig für all die albanischen Menschen in der ganzen Welt. Wir können uns nur schwer vorstellen, wie wertvoll“, sagte Mavraj nach dem ersten Sieg der albanischen Fußballhistorie bei einer Endrunde: „Wir haben nicht elf Spieler auf dem Feld, sondern zehn Millionen.“

Gesellschaftlich habe der sportliche Erfolg in Lyon einen immensen Stellenwert, urteilten Spieler, nationale Medien und Politiker übereinstimmend. „Unser Land ist von so vielen Negativschlagzeilen gekennzeichnet. Das macht mich unheimlich stolz, dass wir den Menschen ein Lächeln schenken konnten“, sagte Mavraj. Ministerpräsident Edi Rama postete fast im Stundentakt neue hochemotionale Einträge bei Facebook, fast alle versehen mit Herzchen-Smileys. Der Sieg sei „beispiellos in unserer Geschichte“, schrieb Rama.

Wie lange die Hochstimmung anhält, hängt stark von den Ergebnissen in den anderen Gruppen ab. Nur wenn die Konkurrenz mitspielt, könnte es der EM-Neuling unter die vier besten Gruppendritten schaffen, was Voraussetzung wäre fürs Weiterkommen. „Wir werden uns vorbereiten, als wenn wir am Freitag oder Samstag spielen würden“, versicherte Trainer Gianni De Biasi.