Hamburg. Der ehemalige Kapitän des HSV Handball macht seinen ersten Trainerschein

Nein, er fühle sich noch nicht zu alt. Ja, er habe noch richtig Lust, Handball zu spielen. Und ja, er sei gesund und fit genug. „Die vergangene Saison – ohne die zusätzliche Belastung von Europapokalspielen – habe ich ohne gesundheitliche Probleme durchgestanden. Und ich habe immer meine Leistung gebracht“, betont Pascal Hens. 36 Jahre ist er jetzt alt – aufhören will er noch nicht. Der ehemalige Mannschaftskapitän des HSV Hamburg, deutscher, Welt-, Europameister und Champions-League-Sieger, kann sich die Fortsetzung seiner Karriere in der Bundesliga gut vorstellen. Ein konkretes Angebot gäbe es noch nicht. Sein Berater Wolfgang Gütschow sondiert derzeit den Markt.

Nach der Insolvenz der HSV-Spielbetriebsgesellschaft im Januar, dem anschließenden Rückzug des Teams aus der Bundesliga und einem dreimonatigen Intermezzo beim dänischen Erstligaclub HC Midtjylland, mit dem er überraschend Pokalsieger wurde, wollte Hens eigentlich den Neuanfang des HSV in der Dritten Liga begleiten. Dass er von seinem langjährigen Trainer Martin Schwalb, dem neuen Sportchef, nicht einmal zu einem klärenden Gespräch eingeladen wurde, kann er bis heute nicht verstehen. „Ich wollte doch nur helfen, meine Erfahrungen einbringen, in welcher Funktion auch immer“, sagt er und macht aus seiner „tiefen Enttäuschung“ keinen Hehl.

Nach 13 Jahren beim HSV muss sich Hens nun neu orientieren. In der vergangenen Woche hat er in der Sportschule Kaiserau erstmals einen Trainerlehrgang besucht. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) bietet jedes Jahr eine B/C-Lizenz-Kurzausbildung für einen Kreis langjähriger Bundesligaspieler und verdienter Nationalspieler an, für Männer und Frauen. Hens bestritt 199 Länderspiele. Der Lehrgang umfasst insgesamt 120 Lerneinheiten à 45 Minuten und wird im Januar mit einer Prüfung abgeschlossen. Hens’ langjähriger Mitspieler Blazenko Lackovic saß mit ihm auf der Schulbank.

Ein Trainer mit einer B-Lizenz kann nach den Regularien des DHB als Vereinscoach im „mittleren Leistungsbereich“ arbeiten – bis zur Dritten Liga. „Ich wollte zumindest mal reinschnuppern, ob das was für mich ist, im Erwachsenen- oder Jugendbereich“, sagt Hens. Und? „Ja, das war hochinteressant. Wir haben viel Theorie gemacht, und ich werde in den nächsten Monaten bis zur Prüfung wohl noch einigen Stoff pauken müssen.“

Einer wie er hat auch andere Optionen. Seine Rolle als Experte beim Pay-TV-Sender Sky gefällt ihm, „ich werde mich aber in nächster Zeit allgemein ein bisschen umgucken“. Dass er sich so schnell Gedanken um seine Zukunft machen muss, entsprach zwar nicht seiner Lebensplanung, „ich habe jedoch immer noch Zeit genug, das Passende für mich zu finden“.

Sein Lebensmittelpunkt und der seiner Familie soll Hamburg bleiben. Ein Engagement in der Bundesliga käme für ihn dennoch infrage, eins im Ausland nicht – selbst nicht in Dänemark. „Das war alles schön und gut, ich habe jedoch ein bisschen die gewohnte Professionalität vermisst.“