Auch wenn sich Thomas Doll, von der ARD in seiner Funktion als Meistertrainer von Ferencváros Budapest als Experte für den ungarischen Fußball geladen, im Studio herrlich authentisch echauffierte; auch wenn Kommentator Tom Bartels trotz Zeitlupenansicht die Szene vor dem Elfmeter für Island mehrfach falsch deutete: Die Entscheidung, die der russische Schiedsrichter Sergej Karassew in der 39. Minute des Gruppenspiels zwischen Island und Ungarn fällte, war korrekt. Und sie stand symptomatisch für die fast durchweg tadellosen Leistungen, die die Unparteiischen bei dieser Europameisterschaft zeigen.

Nicht nur, dass die Spielleiter in sehr vielen engen Szenen mit ihren Pfiffen den richtigen Ton treffen, fällt auf. Auch ihre Bereitschaft, sich nicht wichtiger zu nehmen als das Spiel, und ihre Linie, mit klaren Gesten bestimmt, aber unaufgeregt Grenzen aufzuzeigen, beeindrucken. Den Unterschied zu Weltmeisterschaften, wo das Qualitätsniveau der Schiedsrichter bisweilen arg divergiert, erklären Experten mit der besseren Ausbildung in Europa. Außerdem hat der Europaverband Uefa mit dem Italiener Pierluigi Collina, selbst sechsmal Weltreferee des Jahres, einen Chef der Schiedsrichterkommission, dem nachgesagt wird, ein Klima des freundlichen Miteinanders zu pflegen, das den Leistungen zuträglich zu sein scheint.

Warum überhaupt erwähnt werden muss, wenn Schiedsrichter das Niveau abrufen, das man von ihnen erwarten sollte, dürfte sich mancher fragen. Ganz einfach: Weil die Menschen, ohne die es im Sport nicht geht, oftmals nur dann erwähnt werden, wenn sie Fehler machen. Und weil es in Zeiten von Hooligangewalt, Dopingbetrügern und asozialer Hetze allerorten einfach schön ist, sich an guten Leistungen zu erfreuen.