Sevilla/Hamburg. Der einstige HSV-Kapitän verfolgt seinen Ex-Verein auch in Andalusien intensiv

Das EM-Spiel zwischen Spanien und Tschechien schaute sich Heiko Westermann am Montag vor dem Fernseher an. In seinem klimatisierten Wohnzimmer. „Tagsüber ist es in Sevilla einfach zu heiß draußen“, sagt Westermann im Gespräch mit dem Abendblatt. 35 Grad im Schatten. Auch deswegen plant Westermann in dieser Woche einen Kurztrip nach Paris. Dort will sich der frühere HSV-Kapitän am Donnerstag das zweite deutsche Gruppenspiel gegen Polen im Stadion angucken. „Deutschland ist neben Spanien und Frankreich der Topfavorit auf den Titel“, sagt Westermann, der vor dem Turnier vor allem sein neues Heimatland auf dem Zettel hatte. „Nach der enttäuschenden WM sind die Spanier wieder richtig heiß auf Erfolg.“

Seit einem Jahr spielt der 32-Jährige bei Betis Sevilla in der spanischen Primera Division. Nach zehn Jahren in der Bundesliga, davon fünf beim HSV, wagte „HW4“ den Wechsel nach Andalusien. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. „Ich bin hier glücklich und genieße es, einfach in Ruhe Fußball zu spielen“, sagt Westermann. Nachdem er in Hamburg keinen neuen Vertrag mehr bekam, hat er in Sevilla seine neue Heimat gefunden. „Meine Familie und ich leben gerne hier. Mittlerweile kann ich mich mit meinen Mitspielern auch gut auf Spanisch verständigen.“

Westermann hat Abstand gefunden zu Deutschland und vor allem zum HSV. Kontakt nach Hamburg hält er nur noch sporadisch zu Lewis Holtby, René Adler oder Nicolai Müller. Die Spiele seines Ex-Clubs verfolgt Westermann aber noch genau. Auch die neue Vereinbarung zwischen dem HSV und Investor Klaus-Michael Kühne hat er mitbekommen. „Für den HSV ist es wichtig, dass ein Mann wie Kühne den Verein weiterhin unterstützt“, sagt Westermann. Als er 2010 für 7,5 Millionen Euro vom FC Schalke 04 zum HSV wechselte, erwarb Kühne 33 Prozent der Transferrechte, auf die er zwei Jahre später bei der Rückkehr von Rafael van der Vaart zum HSV verzichtete. Kontakt mit Kühne habe Westermann in Hamburg aber nie gehabt. „Ich habe ihm einmal die Hand gegeben, ansonsten habe ich nie etwas von ihm gehört.“

Westermann glaubt, dass die Konstellation mit Dietmar Beiersdorfer als Vereinsboss und Sportchef sowie Kühne als Geldgeber und Mitentscheider gelingen kann, wenn man Kontinuität finde. „Didi Beiersdorfer ist ein guter Mann am Steuer. Er hat einen Plan und kann mit Druck umgehen“, sagt Westermann, der beim HSV vor einem Jahr von Beiersdorfer verabschiedet wurde.

In Spanien will er nun noch solange Fußball spielen, wie es sein Körper ihm ermöglicht. Gedanken an die Zeit nach dem Fußball macht sich Westermann noch nicht. Eine Trainerkarriere strebt er nicht an. Nur eines hat er sich vorgenommen: „Ich werden dem Fußball treu bleiben.“