Bordeaux. Wales besiegt die Slowakei durch Tore von Bale und Robson-Kanu. Im Internet gab es viel Lob für Kommentatorin Neumann.

Ein Mann, ein Wort, ein Tor: Superstar Gareth Bale hat Wales den Weg zum ersten EM-Sieg seiner Geschichte geebnet. Der teuerste Fußballer der Welt sorgte beim niveauarmen, aber spannenden 2:1 (1:0) gegen die Slowakei bereits in der zehnten Minute für die Führung. Nach dem Treffer des 100-Millionen-Angreifers von Real Madrid und dem Ausgleich durch Ondrej Duda (61.) war es dann allerdings „Joker“ Hal Robson-Kanu (81.), der den walischen Drachen beim Duell der EM-Debütanten den historischen Sieg bescherte.

„Das war ein denkwürdiger, ein historischer Moment“, sagte Bale zu seinem fulminanten Freistoßtreffer. Zum Helden wurde freilich der in der 71. Minute eingewechselte Robson-Kanu vom englischen Zweitligisten FC Reading. „Die Einwechselspieler sollen sich sofort bemerkbar machen, das hat er wunderbar getan“, lobte Bale. Am Ende hatte Wales allerdings auch Glück, dass Adam Nemec (86.) mit einem Kopfball nur den Pfosten traf.

37.831 mehrheitlich walisische Zuschauer in Bordeaux sahen kein Spiel für Fußball-Feinschmecker, dafür zwei EM-Neulinge, die mit Leidenschaft ihre limitierten spielerischen Mittel auszugleichen versuchten. „Wir wollen jedes Spiel hier gewinnen“, hatte Bale selbstbewusst angekündigt - und er sorgte prompt mit dafür, dass „Bales“ in der Gruppe B mit den weiteren Konkurrenten England und Russland gute Chancen auf das Erreichen des Achtelfinals hat.

Freistoßkunst vom Feinsten

Ganz Bordeaux schien in das Rot der walisischen Drachen getaucht, „es hat sich wie ein Heimspiel angefühlt“, sagte Bale. Er selbst war in aller Munde, doch bei aller Bale-Mania ging fast unter, dass Wales bei seinem EM-Debüt ohne Stammtorwart Wayne Hennessey (29) auskommen musste. Der Schlussmann von Crystal Palace fiel kurzfristig wegen Rückenbeschwerden aus, Danny Ward (22) von Jürgen Klopps FC Liverpool rückte zwischen die Pfosten.

Ward war in der dritten Minute bereits geschlagen, das 0:1 schien unvermeidlich - und es fiel doch nicht. Nachdem der slowakische Superstar Marek Hamsik vom SSC Neapel bei einem Solo die halbe Abwehr der Waliser zum Narren gehalten hatte, brachte er das Kunststück fertig, den mit letzter Kraft heranrutschenden Steve Davies anzuschießen.

Der andere Superstar machte es besser: Freistoß für Wales, Bale stellte sich bereit wie sein Vereinskollege Cristiano Ronaldo, lief an, zirkelte den Ball über die Mauer und ins Tor. Matus Kozacik, schon beim 3:1 gegen Deutschland zwei Wochen zuvor zwischen den Pfosten, sah dabei sehr schlecht aus.

Nach ihrem ersten Treffer waren die Waliser kaum zu halten, Bale stürmte auf Trainer Chris Coleman zu. Coleman war 2012 auf seinen Jugendfreund Gary Speed gefolgt, der Selbstmord begangen hatte.

Ansonsten war Bale bis auf eine weitere gute Gelegenheit in der 57. Minute bei den slowakischen Verteidigern Martin Skrtel und Jan Durica in guter Obhut, ähnlich erging es auf der anderen Seite Hamsik. Der Superstar der Slowaken fand nach seiner Großchance dank Joe Allen vom FC Liverpool kaum mehr statt. Das bremste auch das Spiel der Slowaken über weite Strecken merklich.

Neumann überzeugt

ARCHIV - Die ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann steht am 11.04.2016 bei einer Pressekonferenz von ARD und ZDF zur TV-Berichterstattung von der Fußball-EM in Berlin vor einer Fotowand. Foto: Rainer Jensen/dpa (zu dpa „ZDF-Reporterin Neumann: „Das wird nicht meine Lieblingsdisziplin““ vom 10.06.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
ARCHIV - Die ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann steht am 11.04.2016 bei einer Pressekonferenz von ARD und ZDF zur TV-Berichterstattung von der Fußball-EM in Berlin vor einer Fotowand. Foto: Rainer Jensen/dpa (zu dpa „ZDF-Reporterin Neumann: „Das wird nicht meine Lieblingsdisziplin““ vom 10.06.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa | Rainer Jensen

Kommentatorin Claudia Neumann hat im ZDF als erste Frau bei einem Männerfußball-Großereignis live ein Spiel kommentiert. Das Interesse hätte für ihren Geschmack aber durchaus geringer ausfallen können, sagte Neumann vorab in einem Interview: „Ich könnte auf diese Art von Aufmerksamkeit sehr gut verzichten.“ Das Internet reagierte überwiegend positiv auf ihre Arbeit während des Spiels. Ihr Name war zwischenzeitlich Trend auf twitter. Es gab aber auch negative Stimmen zur Kommentatorin.

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Neumann ist sich ihres Alleinstellungsmerkmals bewusst: „Ich kann meine Nominierung gesellschaftspolitisch einordnen, würde sie aber viel lieber ausschließlich im Kontext meines Werdegangs sehen.“ Ihre Berufung für die EM hatte im April für eine Überraschung gesorgt. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sagte: „Die Nominierung hat sie sich verdient.“

Veränderungen genauso willkommen wie eine lästige Durchfallerkrankung

Bereits 2011, bei der Frauen-WM, war Neumann „die erste Frau“, die im deutschen Fernsehen live Spiele kommentierte. Sogar Frauenfußball war bis dahin reine Männersache. Vor der Kamera sind Frauen längst Normalität bei der Sportberichterstattung, am Mikrofon hat das länger gedauert: „Weil unsere Gesellschaft tatsächlich längst noch nicht so modern, weltoffen und tolerant ist, wie uns viele glauben machen wollen.“

Dass viele Zuschauer ihr gegenüber Vorbehalte haben, ist sie sich bewusst: „Der Fachlichkeit, verpackt in einer Frauenstimme, wird automatisch ein gehöriges Maß an Vertrauen entzogen“, denn, wie Neumann sagt: „Beim Fußball handelt es sich nun mal um des deutschen Mannes liebstes Kind, da sind Veränderungen genauso willkommen wie eine lästige Durchfallerkrankung.“

Neumann wird auch beim Gruppenspiel zwischen Italien und Schweden am 17. Juni (15 Uhr) im Einsatz sein.