Lens. Taulant und Granit Xhaka begegnen sich im Spiel Albaniens gegen die Schweiz

Der künftige Arsenal-Star Granit Xhaka hat für das kuriose wie brisante EM-Duell mit seinem Bruder Taulant ein ganz simples Rezept. „Am besten fliegen wir beide nach zwei Minuten vom Platz, dann geht es einfacher“, sagte der Schweizer Nationalspieler vor dem Match an diesem Sonnabend in Lens (15 Uhr/ZDF) gegen Albanien. „Ich muss schon aufpassen, dass ich ihn nicht umfräse“, erklärte Taulant Xhaka, der der EM-Premiere von Albanien entgegenfiebert: „Das ist schon sehr speziell.“

Was im Boxen zwischen den Klitschko-Brüdern undenkbar wäre, könnte auf dem Fußballplatz in der Tat passieren: Ein direktes Duell ohne Rücksicht aufeinander. Die Mittelfeldspieler Xhaka gelten beide als Heißsporne und langen auf dem Platz schon mal heftig hin. „Da müssen wir versuchen, für 90 Minuten beide Augen zuzumachen“, kündigte der bisherige Gladbacher Granit Xhaka bereits an.

Das nicht alltägliche Duell ist an sich schon brisant genug. Etliche Akteure auf beiden Seiten spielten in der Jugend für Schweizer Juniorenteams. „Die Emotionen werden da sein. Weil wir gegen Albanien spielen, gegen unsere Freunde spielen“, sagte der frühere Bayern-Profi Xherdan Shaqiri.

Dass aber zwei Brüder für zwei verschiedene Nationen gegeneinander spielen, gab es bei einer Europameisterschaft bislang noch nie. Nur bei den WM-Turnieren 2010 und 2014 traten Deutschlands Jérôme Boateng und der Ghanaer Kevin-Prince Boateng gegeneinander an, allerdings haben die Halbbrüder unterschiedliche Mütter. „Es ist ehrlich gesagt ein Scheißgefühl“, bekannte der jüngere Xhaka-Bruder Granit (23) zum Familienduell: „Das ist das letzte, was wir uns gewünscht haben.“

Beide wurden als Kinder albanischer Eltern in Basel geboren. Sie durchliefen Schweizer Jugend-Nationalteams, aber nur Granit startete später auch in der „Nati“, dem A-Team der Schweiz, durch. Sein Marktwert stieg zuletzt immens. Mit 19 ging er für rund 18 Millionen Euro vom FC Basel nach Mönchengladbach, nun zahlte Arsenal 45 Millionen Euro.

Der nicht minder aggressive und zweikampfstarke Taulant ist noch immer beim Schweizer Spitzenclub FC Basel und erspielte sich dort den Spitznamen „Gattuso von Albanien“. So taufte ihn Albaniens italienischer Nationalcoach Gianni De Biasi in Anlehnung an den früheren Weltklassespieler der Squadra Azzurra, Gennaro Gattuso.

De Biasi nahm den älteren Xhaka-Bruder gerne auf. „Ich habe mit der Zusage alles richtig gemacht“, sagte Taulant. Ein Jahr nach seinem ersten Spiel für Albanien war die erste EM-Qualifikation überhaupt für den Fußballzwerg perfekt. Davor haben die Schweizer großen Respekt. „Die Euphorie ist riesig. Das werden wir morgen spüren. Es werden vielleicht mehr Albaner als Schweizer im Stadion sein“, sagte Shaqiri.

Auch dem Schweizer Trainer Vladimir Petkovic ist bewusst, dass das Spiel für Granit Xhaka, Shaqiri und Co. etwas Besonderes ist. „Die Partie gegen Albanien ist wie ein Derby. Viele Schweizer Nationalspieler haben albanische Wurzeln, viele Spieler im albanischen Team sind in der Schweiz hervorragend ausgebildet worden, leben und spielen auch jetzt in der Schweiz. Darum werden auch viele Emotionen mitspielen“, prophezeite Trainer Petkovic, ermahnte seine Spieler jedoch: „Wir brauchen Emotionen, müssen sie aber in positive Bahnen lenken.“

Albanien: Berisha – Hysaj, Cana, Mavraj, Agolli – Kukeli – Roshi, T. Xhaka, Abrashi, Lenjani – Sadiku.Schweiz: Sommer – Lichtsteiner, Schär, Djourou, Rodriguez – Behrami, G. Xhaka – Shaqiri, Dzemaili, Mehmedi – Seferovic.Schiedsrichter: Carballo (Spanien).