Paris. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht eine konkrete Terrorgefahr, Streiks und stinkende Müllberge erschweren den Alltag in Paris.

Die Terrorgefahr wird konkreter, den streikenden Zugführern wurde Zwangsarbeit angedroht, die stinkenden Müllberge in Paris schrumpften nur langsam - in den Stunden vor dem EM-Eröffnungsspiel gibt die französische Hauptstadt alles andere als ein positives Bild ab. Für OK-Chef Jacques Lambert war der Auftakt des Fußball-Europameisterschaft schon vor dem ersten Anpfiff beschädigt.

Speziell die Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel, die Bedrohung des Fußball-Spektakels durch Terroristen sei konkreter als bislang bekannt, sorgten für Aufregung. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins eine besondere Brisanz in der Überschneidung des EM-Termins mit dem Ramadan.

Angeblich habe der Islamische Staat gezielt Unterstützer im Westen dazu aufgerufen, während der islamischen Fastenzeit Attentate zu verüben. „Das Bild, das Frankreich abgibt, ist nicht das, das wir zeigen wollten“, sagte Lambert Radio France Inter dementsprechend besorgt.

Platini bleibt lieber zu Hause

Die Negativ-Schlagzeilen drangen auch ins schweizerische Vaudois vor und bewogen den nach Korruptionsvorwürfen zurückgetretenen Uefa-Präsidenten Michel Platini, sich lieber zu Hause im beschaulichen Genolier in der Nähe des Genfer Sees vor dem Fernseher zu verkriechen. Bei einer Anreise nach Paris hätte ihn wohl auch ein medialer Spießrutenlauf erwartet.

Lambert bedauerte, dass sich die rund 1,5 Millionen ausländischen Fußball-Fans wegen der Arbeitsniederlegungen im Verkehrssektor nicht vollständig frei bewegen können. Überdies haben die Piloten der Air France eine Ausstand angekündigt, der am Samstag beginnen und vier Tage dauern soll. Die Fluglinie versprach indes, zumindest 80 Prozent aller Flüge am Sonnabend wie geplant durchzuführen.

Aber schon jetzt drohen erhebliche Verwerfungen, denn Frankreichs Transportminister Alain Vidalies schloss nicht aus, die streikenden Zugführer im Vorfeld der EM-Auftaktpartie in Saint Denis vor den Toren von Paris zwischen Gastgeber Frankreich und Rumänien am Freitagabend zur Arbeit zu zwingen. „Wenn wir entsprechende Anweisungen geben müssen, werden wir das tun“, sagte Vidalies dem Radiosender Europe 1.

Deutschland kann problemlos anreisen

Weitere Verhandlungen mit den Streikenden lehnte der Politiker bis auf Weiteres ab: „Wir werden keine Aktionen tolerieren, die das große EM-Fest stören. Der Ausstand ist sinnlos geworden.“ Immerhin: Die problemelose Anreise der deutschen Mannschaft zu ihrem ersten Vorrundenspiel am Sonntag (21 Uhr/ARD) in Lille gegen die Ukraine scheint gewährleistet zu sein.

Da der Streik aber derzeit bei der französischen Eisenbahn noch anhält, hat die Direktion einen vorläufigen Notfallplan erarbeitet. Ab 18 Uhr verkehrt alle sechs Minuten ein Vorortzug (RER) zum Stade de France – aber erst und nur vom Nordbahnhof (Gare du Nord).

Ob dieser Plan nur für das Eröffnungsspiel gilt oder auch für weitere Spiele im Stade de France – Deutschland spielt dort am 15. Juni (21 Uhr/ZDF) gegen Polen – ist noch unklar.

Streikdauer ist unklar

Offen ist auch weiterhin, wie lange der Streik noch dauert. Ein Gewerkschaftler der kommunistischen CGT zum Nachrichtensender BFMTV: „Es geht hier um meine Arbeitsbedingungen für Jahre. Da interessiert mich doch nicht ein internationales Sportereignis von Wochen.“

Die durch die Arbeitsniederlegungen bei der Pariser Stadtreinigung aufgehäuften Müllberge sollen im Laufe des Freitags indes abgebaut werden. „Wir haben begonnen, die Müllsäcke einzusammeln, und wir werden es weiter tun“, kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo an.

Erste Ausschreitungen wurden unterdessen aus Marseille gemeldet. Die Polizei musste Tränengas einsetzen, um englische Hooligans zu bändigen, die die Beamten in der Altstadt mit Tränengas beworfen hatten. Zwei Personen wurden vorläufig festgenommen, sechs Fans leicht verletzt.