Paris. Der Außenseiter setzt im Eröffnungsspiel gegen Frankreich auf seine Defensive

    Frankreich fiebert euphorisch seiner ersten EM-Fete entgegen, doch ein aufmüpfiger Außenseiter will als Partyschreck in den schmucken Festsaal Stade de France platzen. „Die Abwehr ist Frankreichs größtes Problem. Viele Spieler sind verletzt. Das wollen wir ausnutzen“, sagte Rumäniens Kapitän Vlad Chiriches vor dem EM-Eröffnungsspiel an diesem Freitag (21 Uhr/ZDF) in St. Denis gegen den schier übermächtigen scheinenden Gastgeber.

    Vor dem für Chiriches „wichtigsten Spiel“ seiner Karriere fühlen sich die Rumänen in der Rolle des Underdogs pudelwohl. „Es ist ein Vergnügen, in solch einer Arena zu spielen. Für uns bedeutet das Eröffnungsspiel keinen zusätzlichen Druck“, sagte Mittelfeldspieler Gabriel Torje. Co-Trainer Viorel Moldovan erinnert die Equipe tricolore derweil an die große Erwartungshaltung. „Die Welt erwartet, dass sie das Turnier gewinnen“, sagte der ehemalige Nationalspieler.

    Um den Franzosen bei ihrer Titelmission gleich zum Auftakt einen Dämpfer zu versetzen, bauen die Rumänen ganz auf ihre Abwehrstärke. Mit nur zwei Gegentoren in zehn Spielen kassierte der EM-Viertelfinalist von 2000 die wenigsten Treffer aller Teams in der Qualifikation für die EM. „Es ist nicht einfach, gegen sie ein Tor zu machen“, stellte schon der spanische Welt- und Europameistertrainer Vicente del Bosque nach dem 0:0 gegen Rumänien in einem Testspiel im März fest.

    Große Stars sind in der Mannschaft von Trainer Anghel Iordanescu nicht zu finden. Vor der EM wurde sogar Alexandru Maxim vom Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart ausgemustert. Maxim reagierte mit großem Unverständnis auf seine überraschende Ausbootung.

    Den WM-Viertelfinalisten von 1994 plagen aber noch weitere Probleme. In zehn EM-Qualifikationsspielen gelangen der harmlosen Offensive gerade einmal elf Tore. Kein Wunder, dass die rund 400 Fans jeden erfolgreichen Abschluss ihrer Mannschaft beim Torschusstraining im EM-Quartier in Orry-la-Ville bejubelten.

    Der aufgrund der unattraktiven Spielweise seines Teams nicht unumstrittene Iordanescu stapelt angesichts der Sturmschwäche lieber tief: „Die Franzosen verfügen über Topspieler, die in der Champions League oder in der Europa League viel Erfahrung haben. Unsere Spieler sind in Rumänien, Bulgarien, Israel und Katar aktiv.“

    Das 5:1 bei der EM-Generalprobe gegen Georgien hat den Rumänen aber noch einmal Selbstvertrauen gegeben. „Wir treffen auf den stärksten Gegner in unserer Gruppe. Aber wir brauchen uns nicht zu verstecken“, sagte Razvan Rat. Der 35-Jährige ist mit mehr als 100 Länderspielen mit Abstand der erfahrenste Profi im Aufgebot. „Meine Teilnahme an der Europameisterschaft 2008 wird mir helfen, meine Emotionen am Freitag im Griff zu haben“, ergänzte Rat. Gute Voraussetzungen also, um den Partyschreck zu geben.