Hamburg. Die Norderstedter Tom und Felix Minners trauen sich an neues Format. Beim „Day of Destruction“ treten zwei gegen zwei Kämpfer an.

Von Brüdern, die niemals gegeneinander einen Wettkampf bestreiten würden, gibt es einige Geschichten. Brüder indes, die in einen Boxring steigen, um gemeinsam gegen ein anderes Duo zu kämpfen – das gab es in Deutschland noch nie. Ralf Stege will das ändern, und mit den Zwillingen Tom und Felix Minners hat der Hamburger Promoter, der sich mit seiner Kick- und Thaiboxserie „Day of Destruction“ (DoD) auch international einen Namen gemacht hat, die perfekten Protagonisten gefunden.

Die beiden 21-Jährigen – Felix ist zwei Minuten älter – werden bei der elften DoD-Auflage in Neustadt am Rübenberge (Sa., 19 Uhr) zu einem „Beatfight“ genannten Zweier-Teamkampf in der Gewichtsklasse bis 67 Kilogramm gegen die Iren Shane McConnell und Alex Akimov antreten. Gekämpft wird nach K1-Regeln neun Minuten ohne Pause. 60 Sekunden am Stück muss ein Kämpfer durchhalten, ehe er an seinen Teamkollegen übergeben darf. Gewertet wird wie üblich nach Punkten, geht allerdings ein Kämpfer k. o., dann ist sofort Schluss.

Entstanden war das Format 2010 in Südkorea, seitdem suchte Stege nach einem passenden Quartett. „Es ist nicht leicht, zwei Teams zu finden, die sich so gut kennen, dass sie sich blind verstehen“, sagt der frühere Europameister. Dieses Verständnis ist vonnöten, um sich in hitziger Atmosphäre und der Kürze der Zeit auf eine Taktik festzulegen. „Man muss sich darauf einigen, welcher Gegner wem besser liegt, um darauf die Taktik abzustimmen“, sagt Tom. Da es keine Pause gibt, sind Absprachen mit Trainer Axel Bösselmann immer nur für den möglich, der gerade nicht im Ring stehen muss.

Trotz des ungewohnten Formats mussten die eineiigen Zwillinge nicht überlegen, als sie die Anfrage von Stege erhielten. Sie machen ja eh alles zusammen, seit sie geboren wurden. Sie gingen in eine Schulklasse. Sie wohnen gemeinsam bei ihren Eltern in Norderstedt. Sie arbeiten als Industriemechaniker bei Jungheinrich, wenn auch in verschiedenen Abteilungen. Sie spielen für Oberliga-Aufsteiger HT Norderstedt Handball. Da lag es nahe, die Chance auf einen gemeinsamen Kampf nicht verstreichen zu lassen.

Ihre Trainingseinheiten – montags, mittwochs, freitags und sonnabends Kickboxen, dienstags und donnerstags Handball – basteln sie um ihre Schichtdienste herum. Bei solch sportlicher Auslastung ist es kein Wunder, dass sie trotz identischer Körperlänge von 1,80 Metern keine Probleme haben, ihr Gewicht zu bringen. Weil sich auch ihr Körperbau fast zu 100 Prozent deckt, können sie sogar ihre Kleidung tauschen. Bis auf den Zahnschutz, da hat doch lieber jeder seinen eigenen.

Wer die beiden zum ersten Mal sieht, der freut sich über das Tattoo, das Felix seit Kurzem auf dem linken Oberarm trägt, weil es als Unterscheidungshilfe dient. Sich für den anderen auszugeben, hätten sie dennoch nie gemacht, beteuern beide. Sollte ihre Ähnlichkeit jedoch am Sonnabend die Iren irritieren, hätten sie nichts dagegen.