Hamburg. Diplomierter Sportwissenschaftler Fabio Bartolone ist neuer Cheftrainer bei Hamburgs Volleyballfrauen. Montag soll der Kader stehen.

Er hat mehrfach erlebt, dass Freunde ihn verwundert fragten, wer dieser Ercole Bartolone sei, von dem die Zeitungen berichteten. Ercole Bartolone lacht verschmitzt, als er die Anekdote erzählt, denn auch wenn dieser Name in seinem Pass steht, kennt ihn jeder nur als Fabio. „Das ist mein dritter Vorname, aber mir ist der am liebsten, deshalb nennen mich alle so“, sagt der 51 Jahre alte Italiener.

In Hamburg muss Bartolone in den kommenden Wochen daran arbeiten, sich einen Namen zu machen. Der diplomierte Sportwissenschaftler, der 2003 nach Deutschland kam und an der Sporthochschule in Köln seine A-Lizenz erwarb, ist als Nachfolger von Dirk Sauermann neuer Cheftrainer beim Volleyball Team Hamburg. Dieses möchte nach dem durch den Ausstieg von Hauptsponsor und Namensgeber Aurubis erzwungenen Rückzug aus der Frauen-Bundesliga nun eine Klasse tiefer einen Neuanfang wagen.

Viel Zeit dafür bleibt nicht: Bereits am kommenden Montag sollen verbindliche Zusagen von mindestens zwölf Spielerinnen vorliegen, um das mit einem Etat von 204.000 Euro abgesicherte Abenteuer Zweite Liga anzugehen. Bislang haben mit der letztjährigen Kapitänin Karine Muijlwijk (Diagonalangriff) und Außenangreiferin Saskia Radzuweit erst zwei Spielerinnen aus dem Aufgebot der vergangenen Saison ihre Bereitschaft zugesichert. Mit Mittelblockerin Nina Braack und Zuspielerin Maria Kirsten wird noch verhandelt. „Mit diesen vier Spielerinnen hätten wir ein überragendes Gerüst, um in der Zweiten Liga zu bestehen“, glaubt der Coach.

Den Neustart mitzubegleiten habe ihn gereizt, sagt Bartolone, der sich in Eigeninitiative bewarb und nach einem Gespräch mit Clubchef Volker Stuhrmann sofort den Zuschlag bekam. „Bei mir spielt der menschliche Faktor eine große Rolle. Ich bin kein Laptoptrainer, sondern lege viel Wert auf Kommunikation und Teamgeist“, beschreibt der passionierte Marathonläufer seine Trainerphilosophie. Zudem habe ihm die „frische Luft des Leistungssports“ gefehlt, die er in seiner Anfangszeit in Deutschland beim TSV Rudow und VCO Berlin geatmet hatte. Zuletzt trainierte er beim BC Cuxhaven nur auf Verbandsliganiveau, arbeitete dort im Hauptberuf allerdings als Sportlehrer an einer Berufsschule.

Diesen wird er auch nicht aufgeben, sondern zwischen Cuxhaven, seinem Wohnort Lamstedt und der CU-Arena in Neugraben pendeln. Mindestens an drei Nachmittagen pro Woche will Bartolone die Trainingseinheiten leiten, den Rest übernehmen seine Assistenten Slava Schmidt und André Thurm. In dieser Woche sind noch zwei Probetrainings angesetzt, an denen Zweitligaspielerinnen aus Leverkusen und Köln sowie Talente aus den drei Hamburger Drittligaclubs WiWa, SCALA und ETV teilnehmen. Die theoretische Möglichkeit, die beantragte Lizenz wegen Spielerinnenmangels Ende Juni zurückgeben zu müssen, verdrängt der Coach. „Ich bin Optimist und glaube, dass wir etwas Gutes aufbauen.“