Hamburg. Ex-Sportchef Arnesen holte Bruma und Sala für kleines Geld nach Hamburg. Jetzt kosten sie Millionen

    Als Jeffrey Bruma vor drei Jahren den HSV verließ, verabschiedete er sich mit folgenden Worten: „Ich weiß, dass ich ein guter Spieler bin. Noch immer. Und das werde ich zeigen.“ Der damals 21-Jährige ging nach zwei enttäuschenden Jahren zunächst zurück zum FC Chelsea, weil der HSV die Kaufoption nicht ziehen wollte. Im selben Sommer wechselte der Niederländer schließlich für 3,5 Millionen Euro zum PSV Eindhoven.

    Bruma galt damals als einer der Transferflops des kurz darauf entlassenen Sportchefs Frank Arnesen. Genau wie Jacopo Sala, den der Däne zwei Jahre zuvor für 100.000 Euro vom FC Chelsea mitgebracht hatte. Als Arnesen ging, ging auch Sala. Hellas Verona holte den Italiener für die geringe Summe, die der HSV ausgegeben hatte. Und in Hamburg waren viele froh, dass das Missverständnis Arnesen beendet war.

    Heute sieht das Bild ein wenig anders aus. Jacopo Sala wechselt zur neuen Saison für fünf Millionen Euro zu Sampdoria Genua. Und Bruma? Der hat in Eindhoven bewiesen, dass er tatsächlich ein guter Verteidiger ist. Vor drei Wochen wurde er mit PSV holländischer Meister, nun könnte er für 15 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg wechseln. Und wieder einmal stellt sich die Frage: War der HSV mit der Entwicklung der Talente zu ungeduldig?

    „Es ist im Nachhinein leicht zu sagen, aber ich wusste, welches Potenzial die beiden haben“, sagt Arnesen nun im Gespräch mit dem Abendblatt. Dem Manager, der in Februar bei Paok Saloniki seinen Job verlor, wurden in Hamburg vor allem die Transfers der Chelsea-Spieler zu Beginn seiner Amtszeit im Sommer 2011 vorgeworfen. Neben Bruma und Sala hatte Arnesen auch Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic und Gökhan Töre von seinem Ex-Club verpflichtet. Der Mann, der mit dem Ruf des dicksten Notizbuchs Europas nach Hamburg kam, kenne doch nur Chelsea-Spieler, so der Vorwurf. „Wir mussten den Etat auf 40 Millionen Euro senken. Wir hätten Zeit gebraucht. Aber beim HSV hat man keine Zeit“, sagt Arnesen heute.

    Blickt man im Nachhinein auf seine Transferbilanz, fällt diese zumindest nicht negativ aus. Töre verkaufte er für drei Millionen, den ungeliebten Eljero Elia noch für neun Millionen Euro. Sein größter Coup war die Verpflichtung von Hakan Calhanoglu, den er für 2,5 Millionen Euro aus Karlsruhe holte. Auf der anderen Seite steht sein größter Fehler. Arnesen vernachlässigte den Nachwuchsbereich, so verlor der HSV Levin Öztunali an Leverkusen.

    Ob Arnesen nun ein guter Sportchef war oder nicht, darüber gehen in Hamburg noch heute die Meinungen auseinander. Mit einem Gehalt von 1,8 Millionen Euro war er in jedem Fall der bis heute teuerste HSV-Manager aller Zeiten. Nach seiner Entlassung kassierte er zudem noch eine Abfindung von 1,4 Millionen Euro. Wohl auch deshalb blickt Arnesen nicht im Groll auf seine Hamburger Zeit zurück. „Ich empfinde kein schlechtes Gefühl, wenn ich an den HSV denke.“ Seinem Nachfolger wünscht er das, was ihm selbst gefehlt habe. „Kontinuität ist wichtig. Ich hoffe, dass Dietmar Beiersdorfer in Hamburg etwas entwickeln kann.“