Hamburg. Das Abendblatt dokumentiert den Tag, an dem die Geschichte der Hamburg Freezers ihr Ende fand

    Am Dienstagabend um 23.14 Uhr verkündete Uwe Frommhold vor der Volksbank-Arena das Aus der Hamburg Freezers. Das Abendblatt rekonstruiert noch einmal den emotionalen Tag, der die Geschichte des Eishockeyclubs beschloss.

    11 Uhr: 120 Fans treffen sich am Vormittag vor der Geschäftsstelle im Volkspark, um eine Mahnwache abzuhalten. Die Stimmung ist zuversichtlich, der Glaube an die Rettung groß. Für die wartenden Fans gibt es von Freezers-Mitarbeitern Kaffee. Rund ein Dutzend Anhänger verbringen den ganzen Tag vor der Volksbank-Arena.

    15 Uhr: Kapitän Christoph Schubert und Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste versuchen weiter fieberhaft, neue Geldgeber zu finden und Deals zu finalisieren. Geschäftsführer Uwe Frommhold telefoniert regelmäßig mit Mitarbeitern von Eigner Anschutz Entertainment Group (AEG).

    18.30 Uhr: In der Geschäftsstelle werden alle Unterlagen zusammengetragen und in einem digitalen Dokument gebündelt. Es beginnt eine einstündige Telefonkonferenz mit AEG-Vertretern in London. Dorthin werden auch die Unterlagen geschickt. Nach Ansicht schickt die Europazentrale des US-Konzerns die Daten nach Los Angeles, wo es aufgrund der neun Stunden Zeitverschiebung noch früher Morgen ist.

    19 Uhr: Immer mehr Fans treffen in Trikot und mit Schals bekleidet an der Volksbank-Arena ein. Sie wollen live dabei sein, wenn am Abend die Entscheidung über den Fortbestand ihres Lieblingsclubs verkündet wird.

    19.41 Uhr: Jubel bricht unter den Anhängern aus. Angeführt von Thomas Bothstede, Mitglied der Geschäftsführung, bringen Mitarbeiter 20 Riesen-Pizzen, die innerhalb von 15 Minuten vertilgt werden. Nach dem spontanen Abendessen stimmen sich die Fans mit Gesängen ein, feiern immer wieder Kapitän Christoph Schubert für sein Engagement zur Rettung.

    21.30 Uhr: Zahlreiche Mitarbeiter der Barclaycard Arena sowie Volksbank-Arena-Chefin Sarah Bornkast kommen aus dem Feierabend in Freezers-Trikots zur Geschäftsstelle, um ihre Solidarität zu zeigen. Die Mitarbeiter tigern angespannt über die Flure, wagen immer wieder einen Blick durch die Jalousien auf die inzwischen rund 200 lautstarken Fans.

    23.09 Uhr: Fluchtartig stürmen die Mitarbeiter in den Konferenzraum im hinteren Teil der Geschäftsstelle. Per E-Mail wurde Geschäftsführer Uwe Frommhold aus Los Angeles mitgeteilt, dass die AEG bei ihrer am vergangenen Mittwoch verkündeten Entscheidung bleibt und den Eishockey-Standort Hamburg schließt. Der 58-Jährige ruft daraufhin in den USA an, um noch einmal Bestätigung zu bekommen. Als Frommhold mit Tränen in den Augen und stockender Stimme alle Anwesenden informiert, herrscht Fassungslosigkeit. Anschließend informieren die Hamburger die Deutsche Eishockey-Liga. Damit sind die Freezers endgültig Geschichte.

    23.12 Uhr: Frommhold schickt eine SMS an Schubert, in der er für dessen Engagement dankt und ihn über die Entscheidung aus Los Angeles informiert. Nach einem kurzen Gespräch mit Bothstede und Pressesprecher Jan-Hendrik Schmidt auf dem Flur tritt er vor die Fans.

    23.14 Uhr: „Wir werden keine Lizenz für die kommende Saison beantragen“, sagt Frommhold. Zahlreiche Fans schreien, brechen zusammen, weinen hemmungslos. Der Geschäftsführer zeigt auch im schlimmsten Moment seiner Laufbahn Größe und tröstet zahlreiche Anhänger.