Ascona. Am Dienstag startete die Nationalmannschaft ihr EM-Abenteuer in Ascona, wo „Die Mannschaft“ bereits vor der EM 2008 trainierte

    Thomas Müller war als Erster da. Einen Tick kleiner und auch etwas jünger als das Original, aber mit der gleichen Arbeitskleidung ausgestattet. Kurz vor 11 Uhr spazierte der zehnjährige Mirko im DFB-Dress mit der Rückennummer 13 und dem Schriftzug „Müller“ an der Hand von Papa Christian Zimmermann durch die Via del Segnale, um einen ersten Eindruck vom Teamquartier der deutschen Nationalmannschaft zu erhaschen. Ein paar Fotos vom Eingangstor mit den dazugehörigen Sicherheitsmännern und dem bereits wartenden Mannschaftsbus, viel mehr gab es für Müller junior allerdings nicht zu sehen.

    Es dauerte noch sieben weitere Stunden, ehe auch Müller senior und der Rest des DFB-Trosses im edlen Hotel Giardino in Ascona eintreffen sollten. Um Punkt 18.30 Uhr fuhr der Mannschaftsbus ein zweites Mal an diesem herrlichen Sommertag vor, nachdem das Team zuvor am Flughafen Lugano eingesammelt worden war. Ein Blitzlichtgewitter, ein paar Müller-Sprechchöre – und nach sieben Minuten war der ganze Fußballzirkus auch schon wieder hinter den hohen Zäunen der Luxusherberge verschwunden.

    Bereits vor acht Jahren hatte sich die deutsche Mannschaft im Südschweizer Kanton Tessin auf ihre Operation Gipfelsturm bei der EM 2008 vorbereitet. „Die Kombination aus Bergen und Seen und das mediterrane Klima sind in Europa einmalig. Wir wissen, dass wir uns konzentriert und in Ruhe optimal vorbereiten können“, hatte Teammanager Oliver Bierhoff damals geschwärmt. Das Ende vom Lied ist bekannt: Deutschland schaffte es tatsächlich bis ins Finale, unterlag dort aber Spanien chancenlos mit 0:1. Diesmal, da sind sich alle im deutschen Team einig, soll es bitte schön noch ein wenig mehr werden: Der Weltmeister will Europameister werden.

    „Wir sind in der Lage, das Turnier zu gewinnen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw unlängst der „Süddeutschen Zeitung“. Und den Grundstein für das selbstbewusst formulierte Ziel soll in den zehn Tagen am Südufer des Lago Maggiore gelegt werden.

    Im vorläufigen 27er-Kader zunächst nicht dabei sind nur Toni Kroos, der am Sonnabend mit Real Madrid im Champions-League-Finale Stadtrivale Atlético bezwingen will, und Lukas Podolski, der am Donnerstag mit Galatasaray um den türkischen Pokal spielt. Bereits vor Ort sind dagegen die Rekonvaleszenten Bastian Schweinsteiger (Innenbandanriss im Knie), Sami Khedira (Wadenverletzung) und Mario Götze (Rippenbruch), der am Vortag der Anreise gleich doppelt überraschte. Zunächst gab der WM-Finaltorschütze bekannt, dass er und sein langjähriger Berater Volker Struth ab sofort getrennte Wege gehen, dann legte Götze mit seinem Bekenntnis zu den Bayern noch einen obendrauf. Von alldem ließ sich der Immer-noch-Münchner freilich nichts anmerken, als er in der Maschine LX9389 fröhliche Bilder an der Seite von Schweinsteiger via Twitter zwitscherte. Wirklich Grund zur guten Laune hatte aber vor allem Götzes Sitznachbar, dessen Innenbandriss gerade noch rechtzeitig ausgeheilt sein soll.

    So wirklich ernst soll es dann am Mittwoch um 10.30 Uhr werden, wenn Bundestrainer Löw erstmals auf den nahe gelegenen Trainingsplatz im Stadio Comunale di Ascona bittet. Neben den fast genesenen Götze und Schweinsteiger, die zunächst noch individuell trainieren dürften, sollen dann auch die Neulinge Julian Weigl, Joshua Kimmich und Julian Brandt mit dabei sein – genauso wie Routinier Müller. Natürlich der echte.