Delmenhorst. St. Paulis Sturmtalent überzeugt beim 11:1 in Delmenhorst. Deichmann wechselt zum VfR Aalen

    Nie zuvor war es für St. Paulis Trainer Ewald Lienen so schwer, für ein Spiel eine halbwegs ansehnliche Mannschaft auf die Beine zu stellen. Gerade noch fünf Akteure, die die Bezeichnung Stammspieler verdienen konnte er am Sonntag für das letzte Match der Saison, das Freundschaftsspiel in Delmenhorst gegen die dortige Stadtauswahl auf den Rasen schicken. Die Befürchtung, es könne ein wenig erbaulicher Auftritt der Braun-Weißen werden, erwies sich aber als grundlos. Dies lag nicht allein am Resultat von 11:1 (6:1), sondern vor allem daran, dass die St. Paulianer auch eine Woche nach Ende der Zweitligasaison seriös an die Aufgabe herangingen und Spielfreude entwickelten.

    „Durch Verletzungen, Zahn-Operationen und kurzfristige Erkrankungen sind gleich elf Leute ausgefallen“, erklärte Lienen, der nur Philipp Ziereis, Bernd Nehrig, Christopher Buchtmann, Enis Alushi und Sebastian Maier als erfahrene Zweitligaspieler zur Verfügung hatte. Maier und Alushi mussten in ihrem jeweils letzten Spiel für St. Pauli in der schwülen Wärme sogar über volle 90 Minute spielen. Dies nutzte Alushi (88. Minute) zum letzten Treffer, nachdem Maier neun Minuten Treffer Nummer zehn erzielt hatte.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ihnen allerdings schon längst Leroy Mickels die Show gestohlen. Obwohl Lienen ihn nach gut einer Stunde auswechselte, war er mit vier Treffern bester Torschütze. Es war ein sportliches Empfehlungsschreiben für die Verlängerung seines Vertrages. „Dies wird in den kommenden Tagen besprochen. Der Verein hat eine Option auf eine Verlängerung. Ich würde auf jeden Fall sehr gern bleiben und weiter mit den Profis trainieren“, sagte der 21 Jahre alte, bullige Offensivspieler, der im Winter aus Mönchengladbach gekommen und bisher nur in der U-23-Mannschaft St. Pauli gespielt hatte. „Leroy hat gute Laufwege in der Offensive und ist torgefährlich, wie die vier Treffer heute auch gezeigt haben“, sagte Trainer Ewald Lienen. „Er muss aber körperlich zulegen.“ Damit meinte er allerdings weniger das reine Körpergewicht.

    In Delmenhorst fehlte auch Stürmer Jean-Fabrice Picault, weil er sich bei der Nationalmannschaft der USA aufhielt. Der 25-Jährige bestritt gegen Puerto Rico (3:1) am Sonntag zwar sein erstes Länderspiel, wurde von Trainer Jürgen Klinsmann aber nicht ins endgültige Aufgebot für die anstehende Copa America berufen.

    Unterdessen steht fest, dass Abwehrspieler Yannick Deichmann zum Drittligisten VfR Aalen wechseln wird. Der 21 Jährige hatte in der abgelaufenen Saison vier Spiele in der Zweiten Liga für St. Pauli bestritten. Sein Vertrag für das U-23-Team war nicht verlängert worden.