Frankfurt/M.

    René Weiler sprach von einer „Inszenierung“, Raphael Schäfer stellte gar „die Schwere der Erkrankung“ infrage – am Ende ruderten beide zurück. Die niederschmetternde Tumor-Diagnose für Eintracht Frankfurts Marco Russ erhitzte noch weit nach dem Ende des Relegations-Hinspiels zwischen den Hessen und Nürnberg die Gemüter. Dass der Eintracht nach dem 1:1 (0:1) der fünfte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga droht, geriet zur Nebensache.

    „Meine Worte waren dumm, dafür kann ich mich nur aufrichtig entschuldigen“, wurde Club-Keeper Schäfer in einer eilig in der Nacht veröffentlichten Mitteilung des Vereins zitiert. Auch Trainer Weiler kam dabei zu Wort, und der Trainer der Franken versicherte, dass er Russ natürlich „nur das Beste“ wünsche.

    Und eigentlich waren sich im Endeffekt ja alle einig: Dass die Hessen nur einen Tag vor dem wichtigen Spiel über einen positiven Befund informiert worden waren und dann mit der fürchterlichen Diagnose an die Öffentlichkeit mussten, um Dopingpraktiken zu widerlegen, war für Eintracht-Trainer Niko Kovac „eine Frechheit“.

    Durch all die negativen Begleiterscheinungen – Dopingbefund, Tumor-Diagnose, Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft – sah sich Kovac bei der Vorbereitung auf die Partie „ganz klar gestört“. Er maß der Partie, in der ausgerechnet dem tragischen Helden ein Eigentor unterlief (43.) und Mijat Gacinovic noch zum Ausgleich traf (65.), aber nur eine Nebenrolle bei.

    Viel lieber widmete er sich der vermeintlichen Verschwörung. „Es ist schon merkwürdig, dass wir genau einen Tag vor diesem wichtigen Spiel über die Testergebnisse der Dopingproben informiert werden“, sagte er. Viermal war Russ zuletzt zu den Dopingkontrolleuren gebeten worden. Dass dabei die Ergebnisse vom Spiel in Darmstadt am 30. April praktisch zum selben Zeitpunkt übermittelt worden waren wie die vom Spiel in Bremen (14. Mai), verwunderte Kovac sehr.