Augsburg/Hamburg. Kacar wird beim HSV ohne großen Bahnhof verabschiedet. Ilicevic geht nach Bremen oder ins Ausland

    Mit einer Lokalrunde am Gate ging das Kapitel HSV für Gojko Kacar am späten Sonnabend am Flughafen München zu Ende. Ein paar Minuten vor dem Boarding zückte der Serbe seine Kreditkarte und übernahm die Getränkekosten einiger Mitspieler und des Trainerteams. „Es war nicht immer einfach für mich“, sagte Kacar, dann musste er in den Flieger.

    Wenn es stimmt, dass man in Hamburg „Tschüs“ sagt, dann sagte Kacar am Wochenende sehr leise „Tschüs“. Sechs Jahre lang stand der Wahl-Winterhuder beim HSV unter Vertrag. Doch weil Trainer Bruno Labbadia noch ein letztes Gespräch mit dem Mittelfeldmann in der vergangenen Woche führen wollte, verzichtete der Club auf eine offizielle Verabschiedung im Rahmen des letzten Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg. Dort erhielten nur Ivica Olic und Artjoms Rudnevs einen Blumenstrauß. Kacar, Jaroslav Drobny, beide seit 2010 in Hamburg, und Ivo Ilicevic, seit 2011, wurde erst zum Wochenbeginn mitgeteilt, dass sie keinen neuen Vertrag erhalten werden.

    79 Bundesligaspiele hat Kacar für den HSV absolviert, dabei sieben Tore erzielt. In einem Porträt über den introvertierten Fußballer, der den HSV in der Vorsaison mit drei Toren im Endspurt in die Relegation rettete, schrieb das Abendblatt vor einem Jahr: „Gojko Kacar ist so eine Art Prototyp des HSV-Profis. Wer all das Hin und Her um ihn versteht, der versteht auch den HSV.“

    In sechs Spielzeiten erlebte der frühere Berliner elf Trainer, fünf Sportchefs und drei Clubchefs beim HSV. Kacar wurde verpflichtet, fallen gelassen, verliehen, verschmäht, überraschend verlängert und nun doch endgültig verabschiedet. „Ich weiß noch nicht, wie es mit mir weitergeht. Ich wollte erst einmal die Entscheidung des HSV abwarten“, sagte der 29 Jahre alte Profi, der gerne verlängert hätte. Nun müsse sein Onkel Milan Anfragen prüfen. „Ich würde gerne in der Liga bleiben“, sagt Kacar, an dem auch Absteiger Stuttgart Interesse haben soll.

    Dem VfB wurde auch ein Interesse an Kacars Noch-Kollegen Ilicevic nachgesagt, der aber auf keinen Fall in die Zweite Liga wechseln will. Der Kroate hat nun die Qual der Wahl: Mitte der Woche soll es weitere Gespräche mit Werder Bremen geben, zudem haben zwei Clubs aus dem Ausland Interesse angemeldet. Auf einen echten oder auch nur halben Abschied aus Hamburg müssen die Anhänger dagegen verzichten. Für die Testspiele in der norddeutschen Provinz hat sich Ilicevic mit Knieproblemen abgemeldet.

    So ist es wieder nur Gojko Kacar, der die HSV-Saisonabschiedstour in Celle, Rotenburg, Cuxhafen und Wismar mitmacht. „Ich wünsche dem HSV, dass er im nächsten Jahr den nächsten Schritt macht - und irgendwann wieder durch Europa fliegt“, sagt Kacar. Man müsse doch positiv bleiben. „Ich bin auch immer positiv geblieben.“