Bremen. Nach dem Klassenerhalt verlängert Werder mit Torjäger Pizarro um ein Jahr. Verlierer Frankfurt nun gegen Nürnberg

    Werder-Kapitän Clemens Fritz wurde wie ein König vom Platz getragen, die Fans knackten die „Green White Wonderwall“ und fluteten den Rasen, und sogar Trainer Viktor Skripnik lächelte für Sekundenbruchteile – ganz Bremen war nach dem 1:0-Sieg im Abstiegsendspiel gegen Eintracht Frankfurt im grün-weißen Bereich. Als passender Schlussakkord eines perfekten Bremer Fußball-Wochenendes, auch die zweite Mannschaft schaffte in der Dritten Liga den Klassenerhalt – zeichnete sich am Montag die Weiterbeschäftigung Skripniks ab. Zudem wird der Vertrag mit Torjäger Claudio Pizarro, 37, der 14 Saisontreffer erzielte, um ein Jahr verlängert.

    Der schwere Weg sei noch nicht beendet, aber „wir wollen ihn weiter mit Viktor Skripnik gehen“, sagte Sportchef Thomas Eichin. Damit dürfte der zuletzt heftig umstrittene Ukrainer, dessen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 läuft, auch in der kommenden Saison bei Werder auf der Bank sitzen – der Zwei-Minuten-vor Schluss-Rettung sei Dank.

    Eichin: „Victor hat das gegen Frankfurt ruhig und bedacht gemacht. Das war äußerst professionell.“ Der langjährige Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer wünscht sich aber künftig eine stärkere Rückendeckung für den Coach: „Ich finde, dass er nicht genügend unterstützt worden ist; zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit den Medien.“ Fischer sorgt sich auch um die Zukunft des Traditionsvereins. Er erinnerte an die 1970er-Jahre: „Da haben wir auch immer um den Abstieg gespielt, haben immer gerade noch die Kurve gekriegt. Aber irgendwann hat es uns erwischt.“ Das war 1980. Ein Jahr später stieg Werder wieder auf und lieferte sich dann 1982/83 mit dem HSV ein Kopf-an-Rennen um die Meisterschaft, die der HSV nur dank des besseren Torverhältnisses gewann.

    Am Montagvormittag hatte sich bereits Kapitän Fritz für eine Weiterbeschäftigung Skripniks ausgesprochen. „Wir stehen als Mannschaft voll hinter ihm“, sagte der 35-Jährige nach einem Saison-Abschluss-Frühstück des Teams mit dem Coach und Eichin im Weserstadion. Fritz gab sich aber auch selbstkritisch: „Jeder von uns muss sich hinterfragen. Wir sind weit hinter den Ansprüchen geblieben.“ Noch am Sonnabend regierten an der Weser die großen Gefühle. „Es war das größte Ereignis meines Lebens“, sagte der tschechische Verteidiger Theodor Gebre Selassie, 29, überwältigt, während seine Augen zu schimmern begannen. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit setzte der Treffer des Tages einen erlösenden Schlusspunkt hinter einen Sturmlauf, bei dem die ganze Stadt im Stadion, via Fernsehen oder im Radio mitgefiebert hatte. Eine Hereingabe Anthony Ujahs hatte Papy Djilobodji endgültig über die Torlinie gedrückt.

    Das erste Relegationsspiel Frankfurt gegen Nürnberg ist bereits ausverkauft

    Noch während die Profis ihr Bad in der Menge nahmen, hatte Eichin zu der ihm eigenen Coolness zurückgefunden. „Natürlich war der Abpfiff pure Erleichterung, und es war positiv, dass wir dem Druck standgehalten haben. Aber insgesamt war es eine schwierige Saison, und es darf nicht immer auf den letzten Spieltag ankommen. Es war nicht vergnügungssteuerpflichtig, was wir in den letzten Wochen gemacht haben“, sagte der Manager. „Wir müssen jetzt die richtigen Rädchen bewegen, damit so etwas nicht noch mal passiert. Und wir müssen künftig mehr Konstanz in unser Spiel bringen.“

    Und deshalb gab es bis zuletzt Zweifel, ob Skripnik, 46, der am 25. Oktober 2014 als Nachfolger des gescheiterten Robin Dutts zum Cheftrainer befördert worden war, seinen Vertrag in Bremen erfüllen darf. Ein Rückzug Skripniks kam dagegen nie infrage. „Ich habe Vertrag“, sagte der Coach unmittelbar nach dem Frankfurt-Spiel fast trotzig. Um Attraktivität sei es in dieser Partie schließlich nicht gegangen: „Am Schluss zählt immer nur das Ergebnis – und das hat gestimmt.“

    Verlierer Frankfurt hat sich unterdessen auf die Relegation gegen Nürnberg eingestimmt. „Wir hatten in den vergangenen Wochen vier Endspiele, von denen wir drei gewonnen haben. Jetzt kommen zwei dazu“, sagte Trainer Niko Kovac. „Wir verlieren nicht unsere positive Grundeinstellung. Noch vor drei Wochen hätten wir alle . Platz 16 genommen. Die Jungs brauchen jetzt Zuneigung, Sicherheit und Selbstvertrauen. Das erreicht man nicht, wenn man auf die Spieler draufhaut.“ Das Hinspiel am Donnerstag ist mit 51.500 Zuschauern ausverkauft.

    Für die Nürnberger ist es die dritte Relegation in den vergangenen sieben Jahren. „Natürlich ist Frankfurt als Erstligist der Favorit, aber wir wissen, dass wir eine unangenehme Mannschaft sind und unsere Chancen bekommen werden“, sagte Torwart Raphael Schäfer, der schon bei den beiden Erfolgen gegen Cottbus (2009) und Augsburg (2010) dabei war.