Hamburg.

    Jazia Ramou ist 26 Jahre alt, ausgebildete Lehrerin, sie spricht drei Sprachen fließend, eine vierte lernt sie gerade intensiv – Deutsch. Sie ist Syrerin, und sie lebt seit zwei Jahren auf zehn Quadratmetern in einer Flüchtlingsunterkunft in Bergedorf, Curslacker Neuer Deich. Sie ist die erste Bundesfreiwilligendienstleisterin in einem Hamburger Sportverein mit eigener Flüchtlingsgeschichte, die durch ein Förderprogramm des Bundes bezahlt wird. Jazia Ramon arbeitet bei der TSG Bergedorf.

    Der 10.500 Mitglieder starke Club hat nun ein ausführliches Sportprogramm für geflüchtete Menschen aufgelegt. Rund 4300 Zuwanderer leben im Bezirk. Sie zu erreichen, ihnen den Weg in den Sport zu zeigen, Unsicherheiten abzubauen und auch sonst in alltäglichen Lebenssituationen zu helfen, das ist die Aufgabe von Jazia Ramou. „Es gibt in den Unterkünften sehr viele Leute, die den Sport lieben“, sagt die begeisterte Fußballerin. „Ich kann ihnen zeigen, dass sie hier alles machen können, wie und wo es geht.“

    250 Geflüchtete treiben schon Sport bei der TSG. Es sollen und können aber noch viel mehr werden. Von Badminton bis Volleyball reicht das Angebot. Fußball und Kampfsport sind besonders begehrt, auch Schwimmunterricht hat eine große Nachfrage. „Im Sport gelten Fairness, Respekt und Regeln. Werte werden vermittelt, und es entstehen Kontakte auch über den Sport hinaus“, sagt der TSG-Vorsitzende Boris Schmidt, „er ist ein großer Schritt zur Integration.“ Der Senat will deshalb die finanzielle Förderung für Vereine erhöhen, 50 Prozent der Beiträge könnten bei Vereinseintritten für die Flüchtlinge übernommen werden.

    Dass die Arbeit mit den Geflüchteten nicht immer einfach ist, berichtet Jazia Ramou: „In einer Erstaufnahmeeinrichtung hatte ich in kürzester Zeit 60 Frauen um mich herum, die alle interessiert waren, Sport zu treiben. Als ich am nächsten Tag wiederkam, war keine mehr da.“ Die Einrichtung wurde kurzfristig geschlossen.