Hamburg. St. Paulis Jan-Philipp Kalla sieht sein Team nach sechs Heimniederlagen in der Pflicht, für einen versöhnlichen Saisonabschluss zu kämpfen

    Wenn die sieben Profis des FC St. Pauli, die am Dienstag als einzige eine reguläre Trainingseinheit absolvierten, ihren dabei an den Tag gelegten Ehrgeiz bis zum Sonntag bewahren können, steht einem versöhnlichen Saisonabschluss nichts im Wege. Auf dem Rasen betätigten sich jene Akteure, die am vergangenen Sonntag beim Auswärtsspiel in Nürnberg (0:1) entweder gar nicht oder nur als Einwechselspieler zum Einsatz gekommen waren. Dazu kam noch das Schweizer Talent Joel Keller, das in Nürnberg in der Startformation gestanden hatte.

    Vor allem beim abschließenden Spiel Vier gegen Vier auf vier kleine Tore, bei dem sich Cheftrainer Ewald Lienen, 62, zum Team der drei „alten“ Spieler Jan-Philipp Kalla, 29, Waldemar Sobota, 28, und Lennart Thy, 24, gesellte, ging es hoch her. Letztlich wehrte sich das junge Quartett Keller, 21, Kyoungrok Choi, 21, Ryo Miyaichi, 23, und Torwart Svend Brodersen, 19, vergeblich gegen die von Lienen immer wieder verbal gepushten Akteure.

    Am Ende hieß es 8:5, auch St. Paulis dienstältester Profi, Jan-Philipp Kalla, hatte Tore beigesteuert. In der Zweiten Liga gelingt ihm dies nur selten, in der jetzt zu Ende gehenden Saison steht nur ein Kopfballtreffer beim 1:1 in Bochum zu Buche. Existenziell noch viel wichtiger aber war das Tor, das Kalla vor rund einem Jahr beim 2:0-Auswärtssieg beim damaligen Aufstiegsaspiranten 1. FC Kaiserslautern erzielt hatte.

    Die Erinnerung daran wird gerade jetzt wieder intensiver, da am Sonntag (15.30 Uhr) der Traditionsclub aus der Pfalz zum letzten Punktspiel der Saison im Millerntorstadion auflaufen wird. „Die Rollen haben sich im Vergleich zur Situation vor einem Jahr nicht gänzlich umgekehrt, aber doch deutlich verändert“, sagt Kalla. St. Pauli geht als Tabellenvierter und nicht als Abstiegskandidat in die Partie, Kaiserslautern ist heute Neunter. „Wir sind es allen, vor allem auch uns selbst, schuldig, das letzte Heimspiel zu gewinnen, um mit einem positiven Erlebnis aus der Saison zu gehen“, sagt Vizekapitän Kalla. „Wir haben gerade zu Hause zu viele Spiele verloren.“ Dies ist eine zutreffende Einschätzung. Sechs Niederlagen aus den bisherigen 16 Heimspielen bei zwei Unentschieden bedeuten Mittelmaß. Sechsmal zu Hause verloren hatte St. Pauli auch in der vergangenen Saison, als bis zuletzt der Abstieg drohte.

    Für Kalla selbst, der seit 2003 dem FC St. Pauli angehört und vor elf Jahren sein Profidebüt gab, war es eine durchwachsene Saison, weil er immer wieder von Verletzungen gestoppt wurde. Zuletzt hatte ihn eine leichte Wadenblessur zurückgeworfen. Insgesamt kam er so nur zu 14 von 33 möglichen Zweitligaeinsätzen. Siebenmal wurde er dabei eingewechselt. „Das habe ich mir insgesamt auch anders vorgestellt, nachdem ich in der Saison davor die letzten zwölf Spiele durchgehend in der ersten Elf gestanden hatte. Immerhin waren es jetzt keine Leistungsgründe, wenn ich nicht gespielt habe“, sagt Kalla. „Seit zwei Wochen bin ich jetzt aber wieder fit und habe das Ziel, am Sonntag als Teil der Startelf ins Millerntor­stadion einzulaufen.“