Hamburg. Die Zweitligaprofis saßen in der Nacht nach dem 0:1 in Nürnberg zweieinhalb Stunden im Zug fest

    Um zwei Uhr in der Nacht zum Montag ging es gar nicht mehr anders. Ewald Lienen sagte das für 9.30 Uhr angesetzte Auslaufen und Training ab. Seit 90 Minuten stand der ICE 782 aus Nürnberg mit der St.-Pauli-Mannschaft an Bord in Lüneburg am Bahnhof. Und ein Ende war nicht absehbar. Die Rückfahrt der Kiezkicker vom bereits wenig erfreulichen 0:1 beim 1. FC Nürnberg am Sonntagnachmittag wurde zu einem Horrortrip.

    Es hatte ja schon in der Frankenmetropole unglücklich begonnen. Der (verspätete) Zug bestand nicht aus den vorgesehenen Wagen, die Reservierungen waren hinfällig. So musste sich der St.-Pauli-Tross seine Plätze irgendwie suchen. Zwischen Fans und Fernreisenden. Das ist nicht das, was man sich unter der Rückreise eines hochprofessionellen Sportteams vorstellt. Aber es lief gut, manche Spieler nickerten weg, andere hörten Musik, lasen – was man eben so tut. Bis Lüneburg, 0.35 Uhr. Dort stand auf dem Nebengleis bereits ein anderer ICE aus München. Die Ansage durch das Bordmikrofon verkündete das Unglück: „Wegen eines Personenschadens im Gleis ist die Strecke zwischen Lüneburg und Harburg auf unbestimmte Zeit komplett gesperrt.“

    Jan-Philipp Kalla zeigte Verständnis für die Situation: „Dafür kann die Bahn ja nichts.“ Gratis-Wasser wurde angeboten. „Erfahrungsgemäß dauert so etwas 180 Minuten, bis die Strecke geräumt und wieder freigegeben ist“, sagte ein Zugbegleiter. Zwischen 0.03 und 3.02 Uhr war die Strecke gesperrt. „Polizeilicher Notarzteinsatz“ lautet die offizielle Sprachregelung der Bahn. Zwischen Radbruch und Winsen war das Unglück passiert. Insgesamt waren 39 Züge von der Sperrung betroffen.

    Präsident Oke Göttlich entschied sich, ein Taxi nach Hamburg zu nehmen. Die Spieler stiegen kurz nach drei Uhr in ihren Mannschaftsbus um, der mittlerweile den Weg aus Nürnberg geschafft hatte. Die Züge fuhren ab 3.03 Uhr weiter, ein Sonderzug mit Fans erreichte Altona um vier Uhr.