Amateurfußball 2:6-Debakel gegen Victoria begräbt Titelhoffnungen, Atug ohne Wurfkraft, St. Pauli II ohne Effizienz, Buxtehude mit dem Innenpfosten

    Titelzug abgefahren. Oberligist Barmbek-Uhlenhorst (BU) und Oberligameister? Das sind im Moment zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. „Wenn wir eine 2:6-Dusche bekommen, dann kann ich nicht mehr über die Meisterschaft reden“, sagte Barmbeks Trainer Frank Pieper enttäuscht nach dem desaströsen Spiel gegen den SC Victoria. Dessen Coach Jasmin Bajramovic gab zu, dass er keine Minute an einem Sieg gezweifelt hatte. Zu Recht. Seine Elf war schon beim Aufwärmen total entspannt, legte eine Körperhaltung wie bei einem gemeinsamen Ausflug ins Blaue an den Tag. So einfach und effizient spielten die Vicky-Spieler auch die 90 Minuten herunter.

    BU hatte in Sachen Meisterschaft eigentlich die besseren Karten gegenüber Dassendorf, doch die vielen Nachholspiele brachten nicht die erhofften Punkte. „Wir haben unsere Hausaufgaben schon vor diesem Spiel nicht gemacht“, sagte Pieper und fügte hinzu: „Woran es liegt, müssen wir im Dialog mit den Spielern klären. Dann wissen wir vielleicht, was wir in der neuen Saison möglichst vermeiden. Schön, dass wir so lange mitstänkern konnten, aber an die Meisterschaft brauchen wir nicht mehr denken. Wir versuchen jetzt, Platz zwei zu verteidigen.“

    Zu kurz geworfen.Seine Bilanz seltsamer Platzverweise stockte Dassendorfs Innenverteidiger Seyhmus Atug bei der Oberligapartie in Buchholz (0:0) auf. In der 86. Minute scheiterte Atugs Mitspieler Kristof Kurczynski mit einem Elfmeter am Buchholzer Torwart Henrik Titze. Atug begutachtete das Geschehen nahe des Spielfeldrandes mit einer Flasche Wasser in der Hand. „Seyhmus wollte nur kurz etwas trinken. Nach dem vergebenen Strafstoß lief das Spiel weiter. Er warf die Flasche zurück, aber sie blieb leider innerhalb des Spielfeldes liegen. Das sah der Schiedsrichter als Unsportlichkeit an“, erklärte Dassendorfs Trainer Peter Martens. Schiedsrichter Björn Lassen (Barsbütteler SV) stellte den bereits verwarnten Atug mit Gelb-Rot vom Platz. Vorzeitige Glückwünsche zur Meisterschaft wehrte Martens übrigens ab: „Wir haben nur einen Punkt Vorsprung, sind nicht durch. Gegen Meiendorf nächsten Freitag erwartet uns ein heißer Fight. Die wollen drinbleiben.“

    St. Pauli II weiter im Sumpf.Durch Chancenwucher par excellence verpasste der FC St. Pauli II beim 0:0 gegen Braunschweig II einen entscheidenden Schritt aus dem Keller in der Regionalliga Nord. Gegen mauernde Gäste – betreut von Ex-St. Paulianer Henning Bürger auf der Trainerbank – bliesen die Braun-Weißen erst nach einer guten Stunde zum Angriff, als Stürmer Jan-Marc Schneider aus fünf Metern freistehend über das Braunschweiger Gehäuse köpfte. Bis zum Abpfiff vergab St. Paulis U 23 weitere fünf (!) hundertprozentige Torgelegenheiten. Selbst die Schlachtrufe des verzweifelten Publikums der „Zweiten“ halfen nicht. Das Team bekam den Ball einfach nicht über die Linie.

    Der Abstieg in die Oberliga Hamburg wird immer realistischer. „Wir haben unsere Matchbälle liegen lassen. Das ist ärgerlich. Wir werden im Training daran arbeiten. Unsere jungen Spieler bekommen in vielen Spielen Nervenflattern. Doch im Training oder in Partien wie gegen Norderstedt und den HSV II haben sie gezeigt: Sie können es“, betätigte sich St. Paulis Trainer Remigius Elert als Mutmacher für das Saisonfinale. Der HSV II ist durch das 1:1 in Lübeck so gut wie gerettet.

    Punkt gewollt, drei bekommen.Durch einen Last-minute-Sieg an der Adolf-Jäger-Kampfbahn bei Altona 93 ist der Buxtehuder SV so gut wie gerettet. In der 90. Minute markierte Rabil Msalemi mit einem Billardtor das 2:1. Der abgefälschte Schuss fand vom Innenpfosten den Weg ins Netz. „Endlich springt bei uns in der 90. Minute der Ball auch mal rein“, jubelte Buxtehudes Manager René Klawon, dessen Team das Soll übererfüllte. „Hätte man uns vorher ein Remis angeboten, hätten wir das unterschrieben“, so Klawon.

    Drei Punkte Vorsprung vor Meiendorf und das leichtere Restprogramm müssten locker zum Klassenverbleib reichen. Klawon will aber lieber auf Nummer sicher gehen: „Dassendorf will Meister werden, und ich gehe davon aus, dass sie Meiendorf schlagen. Doch wir spielen gegen Curslack daheim nicht auf 0:0. So was können wir gar nicht. Wir wollen gewinnen, dann dürfte nichts mehr anbrennen.“

    Stuhlmacher geht. Eine Auszeit von der Bühne Oberliga Hamburg nimmt sich Trainer Matthias Stuhlmacher. Im Anschluss an das 5:2 seines FC Türkiye beim USC Paloma verkündete „Stuhle“ seinen Rücktritt zum Saisonende. „Ich brauche etwas Abstand. Wie lange das sein wird, weiß ich nicht. Merke ich , es geht mir gut, ohne an der Linie das Zepter zu schwingen, kann die Pause lang, sehr lang werden.“ Eine historische Leistung bleibt ihm auf jeden Fall, sobald der Klassenerhalt endgültig realisiert ist. Dann nämlich ist der FC Türkiye der erste türkische Club in der Geschichte der höchsten Hamburger Spielklasse, der nicht direkt wieder abgestiegen ist. „Ich habe die Mannschaft mit drei Punkten am achten Spieltag übernommen. Nun sind es 40 Punkte. Es sind tolle Jungs mit sehr viel Eigenantrieb. Es hat Riesenspaß gemacht. Nun wollen wir noch zweimal gewinnen“, so Stuhlmacher.