Eintracht Frankfurt überrascht gegen Borussia Dortmund. Hoffenheim und Augsburg schaffen den Klassenerhalt. Tumult in Stuttgart.

Werder Bremen muss bis zum Schluss zittern. Nach dem 0:0 beim 1. FC Köln benötigt der viermalige deutsche Fußballmeister im Abstiegsgipfel am kommenden Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt einen Sieg, um sich auf jeden Fall noch zu retten. Fünf Tage nach dem glanzvollen 6:2 gegen Stuttgart gelang der Elf von Trainer Viktor Skripnik am Sonnabend kein Treffer - und nun ist der Showdown da: Werder hat vor dem letzten Bundesligaspieltag als 16. nun 35 Punkte, die Hessen als 15. haben einen Zähler mehr.

Der 33. Spieltag in Bildern

Bitter wurde es Stuttgart
Bitter wurde es Stuttgart © dpa | Deniz Calagan
Dort verspielte der VfB gegen Mainz eine 1:0-Führung
Dort verspielte der VfB gegen Mainz eine 1:0-Führung © dpa | Deniz Calagan
Doch, was von diesem Spiel in den Köpfen bleiben wird, dürfte vor allem die Reaktion der Zuschauer gewesen sein, die nach dem Spiel den Platz stürmten
Doch, was von diesem Spiel in den Köpfen bleiben wird, dürfte vor allem die Reaktion der Zuschauer gewesen sein, die nach dem Spiel den Platz stürmten © dpa | Deniz Calagan
Stuttgart ist nun 17. und kann sich nicht mehr aus eigener Kraft retten, dass das Torverhältnis wohl zu schlecht ist. Am kommenden Spieltag geht es gegen Wolfsburg
Stuttgart ist nun 17. und kann sich nicht mehr aus eigener Kraft retten, dass das Torverhältnis wohl zu schlecht ist. Am kommenden Spieltag geht es gegen Wolfsburg © dpa | Deniz Calagan
Stuttgarts Christian Gentner versucht aufgebrachte Fans zu beruhigen
Stuttgarts Christian Gentner versucht aufgebrachte Fans zu beruhigen © dpa | Deniz Calagan
Stuttgart-Anhänger stürmten den Platz
Stuttgart-Anhänger stürmten den Platz © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt stellt sich den aufgebrachten Fans
Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt stellt sich den aufgebrachten Fans © dpa | Deniz Calagan
Der Mainzer Jhon Cordoba Copete (r) bejubelt sein Tor zum 1:2 zusammen mit Mainz Giulio Donati
Der Mainzer Jhon Cordoba Copete (r) bejubelt sein Tor zum 1:2 zusammen mit Mainz Giulio Donati © dpa | Deniz Calagan
Ärger bei Christian Gentner
Ärger bei Christian Gentner © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Zuvor hatte Christian Gentner die Stuttgarter in Führung gebracht
Zuvor hatte Christian Gentner die Stuttgarter in Führung gebracht © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Eine echte Überraschung gab es in Frankfurt
Eine echte Überraschung gab es in Frankfurt © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Dort verlor der Vize-Meister Borussia Dortmund
Dort verlor der Vize-Meister Borussia Dortmund © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Für Frankfurt war der Sieg aber mehr als nur drei Punkte, denn die Frankfurter können sich aus eigener Kraft doch noch vor dem Abstieg retten
Für Frankfurt war der Sieg aber mehr als nur drei Punkte, denn die Frankfurter können sich aus eigener Kraft doch noch vor dem Abstieg retten © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Dortmund ist sicher zweiter. Die Meisterschaft entschied Bayern mit einem Sieg in Ingolstadt
Dortmund ist sicher zweiter. Die Meisterschaft entschied Bayern mit einem Sieg in Ingolstadt © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Bremen schaffte in Köln ein 0:0
Bremen schaffte in Köln ein 0:0 © dpa | Maja Hitij
Die Bremer müssen nun gegen Frankfurt gewinnen, um einen Abstieg zu verhindern
Die Bremer müssen nun gegen Frankfurt gewinnen, um einen Abstieg zu verhindern © dpa | Maja Hitij
Die Bremer können neben der Relegation aber auch noch direkt absteigen
Die Bremer können neben der Relegation aber auch noch direkt absteigen © dpa | Maja Hitij
Hoffenheim dagegen ist gerettet
Hoffenheim dagegen ist gerettet © dpa | Peter Steffen
 Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat das Team auf den 144. Platz gerettet
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat das Team auf den 144. Platz gerettet © dpa | Peter Steffen
Hofenheim verlor allerdings gegen Absteiger Hannover
Hofenheim verlor allerdings gegen Absteiger Hannover © dpa | Peter Steffen
Hannovers Hiroshi Kiyotake (3.v.l) macht sein Tor zum 1:0 gegen TSG 1899 Hoffenheim
Hannovers Hiroshi Kiyotake (3.v.l) macht sein Tor zum 1:0 gegen TSG 1899 Hoffenheim © dpa | Peter Steffen
Gefeiert wurde auch in Berlin
Gefeiert wurde auch in Berlin © dpa | Soeren Stache
Doch nicht die Berliner feierten sondern die Lilien
Doch nicht die Berliner feierten sondern die Lilien © dpa | Soeren Stache
Darmstadt rette sich mit einem 2:1 gegen den Abstieg
Darmstadt rette sich mit einem 2:1 gegen den Abstieg © dpa | Soeren Stache
Herthas Maximilian Mittelstädt (r) und Darmstadts Aytac Sulu kämpfen um den Ball
Herthas Maximilian Mittelstädt (r) und Darmstadts Aytac Sulu kämpfen um den Ball © dpa | Soeren Stache
Der FC Schalke spielt gegen den FC Augsburg 1:1
Der FC Schalke spielt gegen den FC Augsburg 1:1 © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Für Schalkes Champions-League-Ansprüche war das zu wenig
Für Schalkes Champions-League-Ansprüche war das zu wenig © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Augsburger Spieler jubeln nach dem Spiel und Schalkes Joel Matip (l) kniet auf dem Rasen
Augsburger Spieler jubeln nach dem Spiel und Schalkes Joel Matip (l) kniet auf dem Rasen © dpa | Guido Kirchner
Denn die Augsburger sind gerettet, Schalke dagegen ins Hintertreffen im Rennen um die Champions League geraten
Denn die Augsburger sind gerettet, Schalke dagegen ins Hintertreffen im Rennen um die Champions League geraten © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar bejubelt sein Tor zum 1:0. Für Augsburg traf Daniel Baier
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar bejubelt sein Tor zum 1:0. Für Augsburg traf Daniel Baier © dpa | Guido Kirchner
Eric Maxim Choupo-Moting in der Luft
Eric Maxim Choupo-Moting in der Luft © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Borussia Mönchengladbach hat sich dagegen den vierten Platz so gut wie gesichert
Borussia Mönchengladbach hat sich dagegen den vierten Platz so gut wie gesichert © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Gegen Leverkusen gab es ein 2:1
Gegen Leverkusen gab es ein 2:1 © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Freude bei Trainer Andre Schubert
Freude bei Trainer Andre Schubert © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Der Trainer feiert Oscar Wendt
Der Trainer feiert Oscar Wendt © dpa | Ina Fassbender
Leverkusens Chicharito reagiert während des Spiels. Bayer bleibt dritter
Leverkusens Chicharito reagiert während des Spiels. Bayer bleibt dritter © dpa | Ina Fassbender
Charles Aranguiz (r.) feiert seinen Treffer
Charles Aranguiz (r.) feiert seinen Treffer © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Auch Andre Hahn durfte jubeln
Auch Andre Hahn durfte jubeln © dpa | Ina Fassbender
Leverkusens Benjamin Henrichs und Mönchengladbachs Andre Hahn (l) in Aktion
Leverkusens Benjamin Henrichs und Mönchengladbachs Andre Hahn (l) in Aktion © dpa | Ina Fassbender
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Die Bremer, von ihren 6500 Fans unter den 50 000 Zuschauern im ausverkauften Stadion leidenschaftlich angefeuert, agierten lange mutig nach vorn. Mit 32 Treffern im Jahr 2016 stellten sie vor dem 33. Spieltag hinter Dortmund (33) die zweitgefährlichste Offensive. Die beste Chance in der Anfangsphase hatte indes der FC: Simon Zollers Schuss aus spitzem Winkel in der 7. Minute konnte Felix Wiedwald aber parieren. Fünf Minuten später strich Fin Bartels’ Versuch nur knapp am linken Pfosten des Kölner Gehäuses vorbei.

In der 26. Minute erzielte Santiago Garcia dann vermeintlich das 1:0 für Bremen. Wegen eines angeblichen Angreiferfouls des Dänen Jannik Vestergaard erkannte Schiedsrichter Felix Zwayer den Treffer aber nicht an. Von der Werder-Bank kamen trotz der umstrittenen Szene nur wenig Proteste.

Die seit dem 4:1 am 31. Spieltag gegen Darmstadt geretteten Kölner, bei denen Kapitän Matthias Lehmann gesperrt fehlte, taten vor der Pause zu wenig, um die überlegenen Hanseaten gefährden zu können. Weder von Leonardo Bittencourt, dessen Rot-Sperre abgelaufen war, noch von den anderen FC-Profis gab es nach vorn gute Impulse.

Mehr Gefahr ging von Werder aus: Eine Vestergaard-Flanke nahm Zlatko Junuzovic volley, traf aber nur den Außenpfosten (43.). In der Nachspielzeit der ersten 45 Minuten bewahrte Wiedwald Bremen mit einer Fußabwehr gegen Torjäger Anthony Modeste vor dem 0:1.

Der FC, dem erstmals seit 24 Jahren eine einstellige Endplatzierung in der Bundesliga winkt, wirkte in den zweiten 45 Minuten engagierter, nachdem Trainer Peter Stöger Yuya Osako für Zoller und Kevin Vogt für Yannick Gerhardt eingewechselt hatte.

Werder aber hielt dagegen: Papy Djilobodjis Kopfballversuch strich knapp am Tordreieck vorbei (58.), ehe Wiedwald gegen Bittencourt energisch eingreifen musste (62.). In der 72. Minute forderten die Kölner nach einem Foul von Djilobodj an Dominic Maroh Strafstoß, den Zwayer nicht gab.

Werder-Coach Viktor Skripnik setzte dann auf einen ehemaligen Kölner: Der von den FC-Fans ausgepfiffene Anthony Ujah kam für Levin Öztunali (75.). Gefährlich wurde es zwei Minuten später aber für Bremen: Wiedwald konnte einen Volley von Modeste reflexartig abwehren. Drei Minuten vor dem Schlusspfiff scheiterte der Franzose abermals an Bremens Keeper. In der Nachspielzeit war dann sogar zweimal das 1:0 für Werder möglich. Aber auch der FC hatte noch eine Großchance.

Frankfurt gelingt Coup gegen Dortmund

Frankfurt feiert den Sieg
Frankfurt feiert den Sieg © REUTERS | KAI PFAFFENBACH

Eintracht Frankfurt hat im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga sogar Vizemeister Borussia Dortmund geschlagen und steht nach dem dritten Sieg in Serie dicht vor dem Klassenerhalt. Mit nun 36 Punkten kletterten die Hessen nach dem 1:0 (1:0) am Sonnabend auf den 15. Tabellenplatz, am letzten Spieltag in Bremen reicht der Eintracht nun sogar schon ein Punkt zur vor Wochen kaum möglich gehaltenen Rettung. Vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena erzielte Stefan Aigner in der 14. Minute den Siegtreffer für Frankfurt. Aigner hatte schon vor einer Woche im Derby bei Darmstadt 98 den entscheidenden Treffer erzielt.

Die Frankfurter zeigten 75 Minuten lang eine beeindruckende Abwehrschlacht und wurden dafür am Ende belohnt. Nur ganz am Anfang hatten die Gastgeber wenig Respekt vor dem Tabellenzweiten offenbart. Zwar hatte Eintracht-Coach Niko Kovac seine Elf im Vergleich zum Spiel in Darmstadt etwas defensiver aufgestellt und in Änis Ben-Hatira, Luc Castaignos und Szabolcs Huszti nur drei offensive Spieler auf dem Feld. Dennoch spielten die Hessen zunächst mutig nach vorne.

Schon in der neunten Minute hatte Castaignos, der für den gesperrten Haris Seferovic in die Startformation gerückt war, die erste Chance für die Eintracht. Der Niederländer scheiterte aber an BVB-Torwart Roman Bürki. Fünf Minuten später gingen die Frankfurter aber doch in Führung. Nach einer Flanke von Makoto Hasebe köpfte Aigner unhaltbar für Bürki ein.

Danach zog sich Frankfurt weit zurück und überließ der Borussia das Spiel. Das Geschehen spielte sich nun fast ausschließlich in der Frankfurter Hälfte ab. Doch den Aktionen des BVB fehlte es bei sommerlichen Temperaturen an der nötigen Entschlossenheit. Vor allem Pierre-Emerick Aubameyang schien nicht 100 Prozent bei der Sache zu sein, obwohl sich der Stürmer ja immer noch ein Fernduell um die Torjägerkanone mit Bayern-Stürmer Robert Lewandowski liefert.

In der 16. Minute verstolperte der Gabuner in aussichtsreicher Position, acht Minuten später schoss er nach Zuspiel von Marco Reus über das Eintracht-Tor. Ansonsten fiel den Dortmundern aber nicht viel ein, weil die Fünferabwehrkette der Frankfurter sicher stand. Wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff hatten die Frankfurter aber Glück, dass ein Kopfballtreffer von Mats Hummels wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht anerkannt wurde. Schiedsrichter Daniel Siebert lag in dieser Situation mit seinem Gespann daneben.

Auch nach dem Seitenwechsel vertraute die Eintracht weiter auf ihr Abwehrbollwerk. Angetrieben vor den lautstarken Anhängern verteidigten die Frankfurter mit zehn Mann, machten dies aber so geschickt, dass die Dortmunder zu keinen nennenswerten Chancen kamen. Reus, Henrikh Mkhitaryan und Co. liefen sich immer wieder in der Abwehr der Gastgeber fest.

Die beste Gelegenheit auf den Ausgleich vergab Mkhitaryan, dessen Schuss acht Minuten vor dem Ende von David Abraham abgeblockt wurde. Zwar schaffte die Eintracht selbst kaum noch Entlastung, dennoch rettete sie den so wichtigen Dreier verdient über die Zeit.

Ex-Berliner Wagner rettet Darmstadt Klassenverbleib: 2:1 bei Hertha

Darmstadts Sandro Wagner (l) streicht dem Torschützen nach dessen 1:1-Ausgleichstreffer, Jerome Gondorf, über den Kopf
Darmstadts Sandro Wagner (l) streicht dem Torschützen nach dessen 1:1-Ausgleichstreffer, Jerome Gondorf, über den Kopf © dpa | Soeren Stache

Der Ex-Berliner Sandro Wagner hat Darmstadt 98 ausgerechnet im Olympiastadion den Klassenverbleib gesichert. Der Stürmer nutzte in der 83. Minute seine Gelegenheit aus Nahdistanz zum 2:1 (1:1) des Aufsteigers gegen Hertha BSC. Die Berliner bleiben damit auch im siebten Pflichtspiel in Serie ohne Sieg. Zwar sah Wagner fünf Minuten nach seinem Treffer noch die Gelb-Rote Karte, doch dem Jubel der Gäste konnte das keinen Abbruch tun.

Hertha versuchte vor 60 280 Zuschauern bei strahlendem Sonnenschein von Anbeginn das Spielgeschehen an sich zu reißen. Nach einigen vergebenen Möglichkeiten setzte sich Stürmer Salomon Kalou geschickt auf der linken Seite durch, der zunächst abgewehrte Ball kam zum 19-jährigen Maximilian Mittelstädt, dessen Flanke Spielmacher Vladimir Darida mühelos zu seinem fünften Saisontor verwandelte (15.). Erst vor dem Anpfiff hatte sich Trainer Pal Dardai für Mittelstädt auf der linken Abwehrseite als Ersatz für den erstmals in dieser Saison wegen fünf gelber Karten fehlenden Marvin Plattenhardt entschieden.

„Er ist noch jung und unerfahren. Das Risiko muss ich tragen“, hatte Dardai schon vor der Partie angekündigt. Und prompt unterlief dem Youngster bei einem Gegenzug der Gäste ein Patzer, als er Marcel Heller durchlaufen und unbedrängt flanken ließ. Seine Eingabe nutzte Jerome Gondorf unter dem Jubel der mehr als 5000 Darmstädter Fans zum 1:1-Ausgleich (25.).

Von da an lief das Spiel der Gäste überlegter, mit weiten Bällen in die Spitze ging das Konzept voll auf. Der Ex-Herthaner Wagner stand vor seinem 14. Saisontreffer schon nach reichlich einer Stunde zweimal vor dem Führungstreffer: Zunächst musste Keeper Rune Jarstein Kopf und Kragen riskieren, um seinen Flachschuss abzuwehren, danach verfehlte der Darmstädter Torjäger nach Eckball von Tobias Kempe per Kopf den Kasten der Berliner nur um wenige Zentimeter.

Die Saisonpunkte 24 bis 26 auf fremden Plätzen waren verdienter Lohn für das freche Auftreten der Darmstädter im Olympiastadion, auch wenn die Südhessen zwischenzeitlich Glück hatten, dass Darida bei seinem zweiten Treffer (62.) um Zentimeter im Abseits stand.

Im Heimspiel gegen Mönchengladbach können die Darmstädter nun gelassen eine gelungene Saison zelebrieren, Hertha muss in Mainz punkten, um nicht noch auf den siebten Platz zurückzufallen, der zwei Qualifikationsrunden in der Europa League bedeuten würde. In Mainz fehlt allerdings Torjäger Vedad Ibisevic wegen der fünften Gelben Karte.

Stuttgart taumelt in Richtung Liga 2

Enttäuschung bei Kevin Großkreutz und dem VfB Stuttgart
Enttäuschung bei Kevin Großkreutz und dem VfB Stuttgart © imago/Michael Weber | imago sportfotodienst

Der VfB Stuttgart kommt dem ersten Abstieg seit 41 Jahren immer näher. Nach einer im zweiten Durchgang erschreckend schwachen Leistung verlor der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga am Sonnabend mit 1:3 (1:1) gegen den FSV Mainz 05. Kapitän Christian Gentner (6. Minute) hatte die Schwaben vor 60 000 Zuschauern zwar früh in Führung gebracht. Yunus Malli (37.), Jhon Cordoba (53.) und Youngster Karim Onisiwo (77.) drehten die Partie aber zugunsten des FSV und sicherten dem Club damit die Teilnahme am Europapokal.

Die Enttäuschung über die 1:3-Pleite sorgte für einen Platzsturm von Anhängern des VfB Stuttgart.

Vermummente Chaoten stürmten den Platz, die Spieler konnten nur mit Hilfe von Sicherheitskräften in die Katakomben der Mercedes-Benz-Arena eskortiert werden. Das Verhalten der Anhänger der Stuttgarter hat voraussichtlich ein Nachspiel, denn die Sportgerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dürfte sich mit dem Vorfall beschäftigen.

Die Mannschaft von Trainer Jürgen Kramny hat nach der zehnten Heimpleite in dieser Saison, was einen Vereinsnegativrekord bedeutet, dagegen kaum noch Chancen auf den Klassenverbleib. Die Stuttgarter müssen am kommenden Sonnabend in Wolfsburg gewinnen und auf eine Niederlage von Werder Bremen oder eine hohe Niederlage von Eintracht Frankfurt hoffen, um noch den Relegationsrang erreichen zu können.

Dabei hatte bei strahlendem Sonnenschein zunächst vieles gut ausgesehen für Kramnys Mannschaft. Angetrieben von einer außergewöhnlichen Stimmung im Stadion startete der VfB furios in die Partie. Fast alle Zuschauer im VfB-Fanblock waren in weiß gekleidet und feuerten ihr Team schon vor dem Anpfiff lautstark an. Und die bedingungslose Unterstützung zahlte sich schnell aus.

Nach einem Flachschuss von Linksverteidiger Philip Heise grätschte Gentner kurz vorm Mainzer Torhüter Loris Karius noch in den Ball und gab ihm so die entscheidende Wende, was für große Erleichterung in der Arena sorgte.

Verunsichert vom frühen Rückstand und der beeindruckenden Kulisse fanden die Mainzer in den ersten 35 Minuten überhaupt nicht statt. Umso erstaunlicher präsentierte sich die von Kramny umformierte Viererkette. Mit Torhüter Mitch Langerak im Rücken, der wie Heise im VfB-Dress sein Startelf-Debüt in der Bundesliga feierte, ließ die schwächste Defensive der Liga zunächst nichts zu - was sich schlagartig ändern sollte.

Gleich ihre erste Gelegenheit nutzten die Gäste zum Ausgleich. Nach einem starken Solo von Flügelspieler Karim Onisiwo, der den nach langer Verletzungspause noch nicht fitten Großkreutz problemlos umdribbelte, musste Malli im Zentrum nur noch einschieben. Das Tor sorgte für einen radikalen Bruch im Spiel des geschockten VfB.

Nach gleich zwei starken Paraden von Langerak (39., 45.) und einem Pfostentreffer des starken Onisiwo (45.+1) hatten die Gastgeber großes Glück, dass es mit einem Unentschieden in die Pause ging.

Nach dem Seitenwechsel nahm das Debakel für den VfB dann weiter seinen Lauf. Erneut über Großkreutz’ rechte Seite tankte sich Fabian Frei zur Grundlinie durch und flankte den Ball auf Cordoba, der gegen die Laufrichtung von Langerak die Führung köpfte. Das Tor kam dem endgültigen K.o. für Kramnys Team gleich, das in der Folge noch unsicherer und verängstigter agierte. Mit dem dritten Mainzer Tor durch Onisiwo (77.) war die Stimmung dann endgültig auf dem Tiefpunkt angelangt.

Hahn trifft doppelt: Gladbach behauptet Rang vier

 Andre Hahn bejubelt das zwischenzeitliche 1:1 gegen Leverkusen
Andre Hahn bejubelt das zwischenzeitliche 1:1 gegen Leverkusen © dpa | Ina Fassbender

Dank André Hahn darf Borussia Mönchengladbach weiter von der erneuten Teilnahme an der Champions League träumen. Die Fohlenelf bezwang die bereits für die Konigsklasse qualifizierte Werkself von Bayer Leverkusen verdient mit 2:1 (1:1) und verteidigte vor dem letzten Spieltag den begehrten vierten Platz.

Hahn (43./79.) traf doppelt für die Borussia, die ihren siebten Heimsieg in Folge feierte. Das Team von André Schubert kann somit am letzten Spieltag mit einem Erfolg in Darmstadt die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation perfekt machen. Charles Aránguiz (20.) hatte mit seinem ersten Bundesliga-Tor zur Führung der Gäste getroffen, die den achten Sieg in Folge und damit einen Vereinsrekord aber verpasste.

Besonders vor der Pause sahen die 54.010 Zuschauer ein wahres Chancen-Feuerwerk mit zwei Aluminium-Treffern und zwei Toren. Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich dann eine spannende Partie mit leichten Vorteilen für die Borussia, die bis zum Schluss um den wichtigen Dreier kämpfte.

Der Beginn der Partie war spektakulär: Nur 31 Sekunden waren gespielt, als Oscar Wendt mit seinem schwächeren rechten Fuß den Pfosten traf. Es war der Auftakt einer furiosen Viertelstunde, in der zunächst Ibrahima Traoré alleine vor Bernd Leno das 1:0 hätte machen müssen (10.) und im Gegenzug Robbie Kruse die Unterkante der Latte traf (11.).

Angesichts der Fülle an Großchancen schien das erste Tor nur eine Frage der Zeit, in der 20. Minute war es soweit: Nach einem Querpass von Javier Chicharito Hernández, der beim 5:0 im Hinspiel einen Dreierpack erzielt hatte, markierte Aranguiz aus sieben Metern sein erstes Bundesliga-Tor.

Angetrieben von Granit Xhaka riskierte die Borussia nun mehr, griff enorm früh an, während die Werkself auf Konter lauerte. Kurz vor der Pause wurden Gladbachs Bemühungen durch Hahn belohnt. Der lange Zeit verletzte Angreifer traf im dritten Spiel in Folge.

Nach der Pause drängte die Borussia auf den zweiten Treffer, ließ aber die Spritzigkeit des ersten Durchgangs vermissen. Traoré (54.) und Raffael (55.) versuchten es aus der Distanz, der starke Leno war jedoch auf dem Posten. Erst Hahn machte es kurz vor Schluss mit seinem siebten Saisontor besser.

Beste Gladbacher waren Hahn und Andreas Christensen. Bei Leverkusen überzeugten Torhüter Leno und Lars Bender.

Wunschtrainer Weinzierl stoppt Schalke

Augsburgs Cheftrainer Markus Weinzierl kommt aus dem Spielertunnel der Veltins Arena
Augsburgs Cheftrainer Markus Weinzierl kommt aus dem Spielertunnel der Veltins Arena © dpa | Guido Kirchner

Ausgerechnet im pikanten Duell mit dem potenziellen neuen Trainer Markus Weinzierl hat Schalke 04 einen entscheidenden Dämpfer für seine Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation kassiert. Die Königsblauen kamen im Rennen um Rang vier nur zu einem 1:1 (0:0) gegen den FC Augsburg, der mit dem Punktgewinn den Klassenerhalt so gut wie perfekt machte und dessen Coach seit Wochen als Nachfolger für den umstrittenen Schalke-Trainer André Breitenreiter gehandelt wird.

Ob sich die Gelsenkirchener wieder mit der Europa League zufriedengeben müssen, entscheidet sich nun im Saisonfinale, wenn die Königsblauen bei 1899 Hoffenheim antreten. Die Chancen sind bei drei Punkten Rückstand auf den Tabellenvierten Borussia Mönchengladbach allerdings nur noch theoretisch. Ob außerdem Wunschtrainer Weinzierl Breitenreiter tatsächlich beerben wird, erscheint nach Gerüchten um Interesse von Borussia Mönchengladbach an dem 41-Jährigen wieder offener.

Klaas-Jan Huntelaar (82.) ließ den Schalker Anhang zwar spät jubeln. Doch konnten die Knappen den Vorsprung nicht über die Zeit bringen und mussten noch den Ausgleich durch Daniel Baier (89.) hinnehmen.

Wie es auf der Schalker Trainerposition weitergeht, hängt auch von den Plänen des künftigen Managers Christian Heidel ab, der im Sommer von Horst Heldt übernimmt. Der noch amtierende Sportvorstand verabschiedete sich bereits von den Fans: „Es war mir eine Ehre, für diesen Verein arbeiten zu dürfen.“ Klar ist jedenfalls, dass Augsburg den bis 2019 vertraglich gebundenen Weinzierl nicht ohne eine ordentliche Ablöse ziehen lassen wird.

Für finanzielle Planungssicherheit bei den Königsblauen sorgt die Verlängerung des Deals mit Hauptsponsor Gazprom bis 2022, die Clemens Tönnies vor Anpfiff verkündete. Die Fans begrüßten den Aufsichtsratschef allerdings mit einem gellenden Pfeifkonzert und „Tönnies raus!“-Rufen.

Als der Ball vor 62.271 Zuschauern in der ausverkauften Arena endlich rollte, waren die Gastgeber in der ersten Hälfte klar tonangebend, ließen aber gute Chancen zunächst sträflich ungenutzt. Joel Matip (15.) und Max Meyer (28./30.) vergaben, und Huntelaar traf per Freistoß nur den Pfosten (37.). Auf der Gegenseite verpasste Alfred Finnbogason (45.) die Gäste-Führung.

In Schalkes Abwehr kam der lange verletzte Kapitän Benedikt Höwedes auf rechts zu seinem ersten Startelf-Einsatz der Rückrunde. Viel zu tun bekam der Weltmeister zunächst nicht. Beim FCA grassierte das Verletzungspech. Weinzierl hatte kurzfristig seine Startelf umbauen müssen, weil Markus Feulner und Ragnar Klavan ausfielen, bereits in der 32. Minute musste Raul Bobadilla für den angeschlagenen Ja-Cheol Koo aufs Feld.

Der bullige Stürmer sorgte nach dem Seitenwechsel für Alarm in der Schalker Defensive, traf aber nach einem Konter nur den Außenpfosten (48.). Sonst verlegten sich die Gäste weiter auf die Defensivarbeit, Schalke agierte streckenweise sehr passiv, das Spiel wurde bis zur hektischen Schlussphase zerfahrener.

Hoffenheim gerettet – Hannover verabschiedet sich mit Sieg

Hoffenheims Nadiem Amiri (l-r), Torwart Jens Grahl und Torwart Oliver Baumann stehen nach dem Spiel vor ihren Fans
Hoffenheims Nadiem Amiri (l-r), Torwart Jens Grahl und Torwart Oliver Baumann stehen nach dem Spiel vor ihren Fans © dpa | Peter Steffen

1899 Hoffenheim hat den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga nach langem Zittern geschafft. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann verlor zwar am 33. Spieltag bei Absteiger Hannover 96 0:1 (0:1), kann aber die Saison nicht mehr schlechter als mit Platz 15 abschließen. Hiroshi Kiyotake (28.) erzielte den umjubelten Siegtreffer für 96.

Für Hannover war es das letzte Bundesliga-Heimspiel für mindestens 15 Monate - die Niedersachsen stehen schon seit dem 24. April als Absteiger in die 2. Liga fest. Mit dem vierten Heimsieg der Saison und einer ordentlichen Vorstellung verabschiedeten sich die „Roten“ aber würdevoll von den Fans.

38.096 Zuschauer sahen ein schwungvolles Spiel, beide Teams verzichteten auf ein taktisches Abtasten bei über 20 Grad auf dem Rasen. Sowohl die Hausherren als auch Hoffenheim erspielten sich gute Möglichkeiten, doch 96-Keeper Ron-Robert Zieler konnte sich gegen Andrej Kramaric (5.) und Mark Uth (14.) auszeichnen, auf der Gegenseite parierte Oliver Baumann gegen Felix Klaus (6.), zudem vergab Noah-Joel Sarenren-Bazee (19.) aus kurzer Distanz.

Doch dann belohnte sich 96 für den betriebenen Aufwand. Der quirlige Sarenren-Bazee setzte sich auf der rechten Seite durch, spielte nach innen und Kiyotake schob aus zwölf Metern ein. Niklas Süle machte bei seinem Rettungsversuch auf der Linie eine unglückliche Figur.

Hoffenheim war nach dem Gegentreffer und angesichts des forschen Auftritts von Hannover zunächst sichtlich beeindruckt, ließ die zuletzt gezeigte spielerische Leichtigkeit vermissen. Erst Mitte der zweiten Hälfte zogen die Hoffenheimer mit dem eingewechselten Kevin Kuranyi, der in der 65. Minute eine gute Gelegenheit liegenließ, wieder das Tempo an und kamen zu einigen Möglichkeiten. Doch Hannover hielt mit viel Leidenschaft dagegen.

Vor der Partie wurde Niklas Feierabend gedacht. Feierabend war am vergangenen Wochenende im Alter von 19 Jahren bei einem Autounfall gestorben. Das Offensiv-Talent hatte erst im Februar einen Profi-Vertrag unterschrieben und sollte im Sommer endgültig zur ersten Mannschaft von 96 gehören. Die Fans applaudierten eine Minute.

Hannover hatte seine Besten in Sarenren-Bazee und Kiyotake, bei Hoffenheim überzeugten noch Kevin Volland und Baumann.