Hamburg. Es kam zum erwarteten Eklat, den Kalle Sauerland als „dumme Aktion“ verurteilte. Für den Übeltäter wurden Sanktionen angekündigt.

Einen Eklat hatten alle erwartet. Und doch war die Aufregung groß am Freitagnachmittag im Hotel Vier Jahreszeiten an der Binnenalster, als das offizielle Wiegen vor der Schwergewichts-EM zwischen dem Bulgaren Kubrat Pulev, 34, und dem Engländer Dereck Chisora, 32, die an diesem Sonnabend (22.50 Uhr/Sat.1) in der Barclaycard Arena angesetzt ist, im Tumult endete.

Was war passiert? Nachdem sich Chisora und Pulev schon auf der Pressekonferenz am Dienstag verbal und körperlich beharkt hatten, waren sich die beiden Box-Kolosse nach dem Wiegen beim Stare-down für die Fotografen erneut Stirn an Stirn begegnet. Die Provokation jedoch, die die Emotionen zum Überkochen brachte, ging von einem Mitglied der Pulev-Entourage aus. Mit einer Plastikflasche traf der Übeltäter den mit dem obligatorischen Union-Jack-Halstuch vermummten Chisora am Kopf.

Daraufhin stürzte der für seine geringe Emotionskontrolle bekannte Brite, der sich im Februar 2012 in München nach seinem WM-Duell mit Vitali Klitschko auf der Pressekonferenz mit seinem britischen Rivalen David Haye geprügelt und dadurch in Deutschland zweifelhaftes Ansehen erlangt hatte, vom Podium. Er versuchte den Angreier mit einem Kopfstoß niederzustrecken, verfolgte ihn bis in die Hotelküche und schlug auf seinem Weg mehreren Fotografen und TV-Mitarbeitern ihre Kameras aus der Hand. Die zahlreich anwesenden Sicherheitskräfte schafften es nicht, den tobenden Briten zu bändigen.

Sauerland: „Dumme Aktion“

Kalle Sauerland, Mitinhaber des veranstaltenden Sauerland-Stalls, bei dem sowohl Pulev als auch Chisora unter Vertrag stehen, verurteilte den hinterhältigen Angriff des Teammitglieds. „So etwas geht gar nicht, das ist eine extrem dumme Aktion“, sagte er. Sauerlands Medienchef Jan Kucht bat über Mikrofon um Entschuldigung und kündigte ein Hausverbot für den Übeltäter an. Wundern musste sich allerdings niemand über die Eskalation, hatten alle Beteiligten im Vorfeld doch gehörig daran mitgewirkt, die Stimmung anzuheizen. Und das, obwohl die Ansetzung sportlich einen der besten Schwergewichts-EM-Kämpfe seit Jahren verspricht.

Ob Chisora, der nach seiner Prügelei in München eine Nacht in Polizeigewahrsam verbringen musste, rechtliche Konsequenzen drohen, konnte Kalle Sauerland noch nicht sagen. „Wir gehen davon aus, dass der Kampf wie geplant stattfindet“, sagte er. Insgesamt sind elf Kämpfe geplant. Die Veranstaltung, für die es noch Eintrittskarten an der Abendkasse gibt, beginnt bereits um 17 Uhr.