Jürgen Klopp will dem FC Liverpool Titel liefern und es wie gegen den BVB machen. Es geht für die Reds auch um die Champions League.

Liverpool. An sein Titelversprechen wird Jürgen Klopp ständig und überall erinnert. Das Bob-Paisley-Tor am Eingang zur Anfield Road ist mit drei Landesmeister-Trophäen bekrönt, hinter der Tribüne The Kop jubelt das Trainer-Idol Bill Shankly lebensgroß in Bronze. Selbst im kleinen Raum mit der niedrigen Decke, in dem Klopp nach den Spielen seines FC Liverpool zur Presse spricht, quetschen sich kostbare Andenken an eine glorreiche Historie in jede Ecke.

Alles an der Merseyside sehnt sich nach „Silverware“, jenen Pokalen, die der Teammanager den Reds am Tage seiner Präsentation in Aussicht stellte. Am Donnerstag (21.05 Uhr/Sport1 und Sky) kämpft Klopp im Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen den FC Villarreal um seine letzte Chance, den Trophäensaal schon im ersten Jahr zu erweitern und in die Champions League zu rutschen. Er beschwört nach dem 0:1 in Spanien den „Mythos Anfield“, der bereits Borussia Dortmund lähmte.

„Unsere Stärke, unser Wille, unsere Leidenschaft, gemeinsam mit dieser Atmosphäre in Anfield, für die mir die Worte fehlen – darauf bauen wir“, sagte Klopp am Mittwoch. Das Gegentor in der letzten Minute des Hinspiels hatte ihn im Jubelsturm für Sekunden erstarren lassen, „das war nicht der beste Moment meines Lebens“. Dann regte sich der Kampfgeist: „Moment! Das war es noch nicht. Ihr müsst noch nach Anfield!“

Klopp fordert großen Kampf

Das magisch-spektakuläre 4:3 gegen den BVB könnte als Vorbild dienen. Doch selbst ein Aus im Halbfinale sei „keine Schande“, unter einer Voraussetzung: „Wenn, dann nach großem Kampf.“ Der wird nötig sein.

Doch kein anderer Verein hat es mehr verinnerlicht, niemals aufzugeben, immer wieder aufzustehen, als der FC Liverpool. Am 21. April hat die Stadt ihren Dämon Hillsborough verjagt - jene Stadionkatastrophe, bei der 96 Reds-Fans starben. Der Kampf um „Justice for the 96“, für die Rehabilitierung der Toten, über die so viele Lügen verbreitet worden waren, dauerte 27 Jahre. Am Ende sangen die Angehörigen weinend „You’ll never walk alone“.

Jeder Taxifahrer berichtet, dass die Tragödie wie ein Fluch über der Merseyside lag. Jetzt, sagen sie, kommen goldene Zeiten - mit „Jurgen“.

Can kehrt zurück ins Team

Klopp muss eine knifflige Aufgabe lösen: Aus der spanischen Elf, die Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb warf, sticht kein Star heraus, sie ist kompakt, stark, gefährlich.

Deutlich früher als erwartet kann Klopp wieder auf die Dienste von Emre Can (Bänderriss im Sprunggelenk) zurückgreifen. Der deutsche Nationalspieler steht gegen Villareal im Kader und soll seinen Teil zum Finaleinzug beitragen. Mit seinem Optimismus hat Klopp seine Spieler ohnehin längst angesteckt. „An der Anfield Road liegt Magie in der Luft“, sagte Torhüter Simon Mignolet.

Sollte es nicht klappen, wird Klopp es gelassen nehmen: Titel hat er nicht sofort versprochen, er will in den kommenden Jahren Trophäen liefern. Selbst Bill Shankly (fünf Jahre) und Bob Paisley (zwei Jahre) mussten darauf warten – und auf Shanklys Denkmal steht heute: „He made the people happy.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Liverpool: Mignolet - Clyne, Touré, Lovren, Moreno - Milner, Allen, Lucas - Coutinho, Firmino - Sturridge. - Teammanager: Jürgen Klopp

Villarreal: Areola - Mario, Musacchio, Ruiz, Marin - Suarez, Bruno, Trigueros, Santos - Bakambu, Soldado. - Trainer: Marcelino Garcia.

Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)