Düsseldorf. Der FC St. Pauli kam bei Fortuna Düsseldorf nur zu einem 1:1-Unentschieden und muss jede Hoffnung auf Platz drei begraben

Am Ende gab es kaum zufriedene Gesichter auf dem Rasen der Düsseldorfer Esprit-Arena. Das 1:1 brachte weder die abstiegsgefährdete Fortuna noch den Tabellenvierten FC St. Pauli entscheidend voran. Vielmehr dürften jetzt die vagen Hoffnungen der Hamburger auf den Relegationsplatz endgültig ad acta gelegt werden. Mit einem durchaus möglichen Sieg hätte man den 1. FC Nürnberg noch mal unter Druck setzen können.

„In der ersten Halbzeit haben wir pomadig und langsam gespielt. Dafür haben wir in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht gezeigt. Es ist das Nervige an dem Thema, dass uns das schon öfter passiert ist. Unser Torschütze Fafa Picault hat derzeit einen super Lauf, steht zum richtigen Zeitpunkt dort, wo er stehen muss“, lautete das Fazit von St. Paulis Sportchef Thomas Meggle.

Gerade 16 statt der erlaubten 18 Spieler standen beim FC St. Pauli im Kader. Die angeschlagenen Lennart Thy, im Hinspiel noch vierfacher Torschütze, Jan-Philipp Kalla und auch Marc Hornschuh fehlten wie John Verhoek, der erst langsam wieder ins Training einsteigt. Dazu standen auch Jungprofis wie Dennis Rosin und Maurice Litka nicht zur Verfügung, die am Freitagabend in der U-23-Mannschaft das Regionalliga-Derby gegen den HSV II (2:1) bestritten. Im Vergleich zum 2:0-Heimsieg gegen Bochum hatte St. Paulis Trainer Ewald Lienen den defensiver orientierten Bernd Nehrig anstelle des offensiven Mittelfeldspielers Sebastian Maier in die Startelf beordert. Schließlich erwartete er eine aggressive Düsseldorfer Mannschaft, die im Kampf um den Klassenerhalt dringend einen Heimsieg benötigte.

Die Botschaft schien bei seinem Team in der Anfangsphase allerdings nicht so recht angekommen zu sein. Stattdessen ließen die St. Paulianer ihren Gegnern zu viele Freiheiten. So konnte schon in der fünften Spielminute Düsseldorfs Linksverteidiger Lukas Schmitz reichlich unbedrängt in die Strafraummitte flanken. Dort verwirrte der überraschend in die Fortuna-Startelf gerückte Stürmer Joel Pohjanpahlo St. Paulis Innenverteidiger, indem er plötzlich den Kopf einzog. In seinem Rücken hatte sich HSV-Leihgabe Kerem Demirbay freigelaufen und köpfte den Ball ungestört zum 1:0 ins St.-Pauli-Tor. Somit war die Hoffnung, Torwart Robin Himmelmann könnte zum 17.-mal in dieser Saison ohne Gegentor bleiben, früh dahin.

„Nach fünf Minuten war unser Konzept, kompakt und aggressiv verteidigen zu wollen, über den Haufen geworfen. Das 0:1 war ein schönes Tor, aber aus unserer Sicht auch dumm. Es kann nicht sein, dass man nicht merkt, wenn einer von ganz hinten angelaufen kommt, wie es Demirbay gemacht hat“, schimpfte Lienen.

Der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten. Nehrig wusste sich im Mittelfeld im Duell mit Torschütze Demirbay nur einem Foul zu behelfen und sah für sein hartes Einsteigen von Schiedsrichter Robert Schröder die Gelbe Karte. Fortan musste er sich bei seinen Defensivaktionen zurückhalten, um nicht einen Platzverweis zu riskieren. Insgesamt aber fand St. Pauli zwar mit zunehmender Spielzeit etwas besser ins Spiel gegen eine keinesfalls übermächtige und vor Selbstvertrauen strotzende Düsseldorfer Mannschaft. Bis zum Pausenpfiff blieb es allerdings nur bei Ansätzen und ziemlich halbherzigen Schussversuchen. Auffällig war vor allem, dass die Hamburger kaum in der Lage waren, auch mal einen Offensivzweikampf für sich zu entscheiden.

Somit war es nur folgerichtig, dass Trainer Lienen schon mit Beginn der zweiten Halbzeit Kyoungrok Choi für Nehrig auf das Feld schickte. Enis Alu­shi rückte nach hinten auf eine der beiden „Sechser“-Positionen, während Choi offensiv für mehr Gefahr sorgen sollte. Dies wäre auch schnell von Erfolg gekrönt worden, doch nach seinem Zuspiel legte sich Picault den Ball im Strafraum zu weit vor.

Dies aber war der Auftakt zu weiteren gefährlichen Aktionen der St. Paulianer. So scheiterte Lasse Sobiech (57.) mit einem Kopfball an Torwart Michael Rensing, und Daniel Buballa (63.) drosch den Ball mit dem rechten Fuß nur knapp über das Fortuna-Tor. Diese Aktionen aber verdeutlichten, dass St. Pauli eine Chance hatte, aus der Esprit-Arena zumindest einen Punkt mitzunehmen. So führte denn auch der nächste gute Angriff zum Erfolg. Wieder setzte sich Buballa auf der linken Seite durch, seinen scharfen, flachen Pass in die Strafraummitte musste der in die Lücke sprintende Picault nur mit der Innenseite zum 1:1 (71.) ins Tor schieben. Nach seinem Doppelpack gegen Bochum war der US-Amerikaner damit erneut erfolgreich.

Bis zum Abpfiff versuchten beide Teams noch, das Siegtor zu erzielen, konnten sich aber letztlich nicht entscheidend durchsetzen. Am Ende blieb für die St. Paulianer die Erkenntnis, mit einer verschlafenen ersten Halbzeit verpasst zu haben, einen weiteren Auswärtssieg zu landen.

Fazit von Enis Alushi: „Wir haben vor dem 0:1 Düsseldorf zu viele Räume gelassen. Die zweite Halbzeit war ein ganz anderes Spiel. Da haben wir gezeigt, was wir können. Am Ende hätten es sogar drei Punkte werden können.“

Der FC St. Pauli steht offenbar vor der Verpflichtung des Mittelfeldspielers Richard Neudecker, 19, vom TSV 1860 München. Wie die „Bild“ berichtet, soll er einen Vertrag bis Mitte 2019 erhalten. Der Club wollte diese Information am Freitag nicht kommentieren.