Hamburg. Die Hamburg Huskies bestreiten gegen Kiel ihr erstes Spiel in der European Football League ohne Cheftrainer, wähnen sich ein Jahr nach dem Aufstieg aber trotzdem weiter

Viel wird Patrick Esume von der Europapokal-Premiere seiner Hamburg Huskies nicht mitbekommen. Während die Mannschaft am Sonnabend von 16 Uhr an im Hammer-Park-Stadion gegen die Kiel Baltic Hurricanes in der European Football League (EFL) debütiert, leitet Esume gleichzeitig in Villepinte bei Paris die zweite Trainingseinheit des Wochenendlehrgangs an.

Esume, 42, ist Cheftrainer der französischen Nationalmannschaft, und er legt Wert darauf, dass er das bei den Huskies nicht ist. Auch wenn man das meinen möchte: Der Hamburger, der sich auch als TV-Experte einen Namen gemacht hat, hat kaum eine Trainingseinheit verpasst, und beim Testspiel gegen den Zweitligisten Paderborn vor zwei Wochen (42:30) war er es, der die Ansprachen hielt.

Offiziell aber wird Esume als Sportdirektor geführt. Die Verpflichtung von Denauld Brown, der für die Position des Headcoachs vorgesehen war, hatten die Huskies im März rückgängig gemacht – der US-Amerikaner hatte sich nicht festlegen wollen, wann er seine Arbeit aufzunehmen gedenke. Esume selbst war zu diesem Zeitpunkt auf dem Sprung in die MLFB. Doch der Start der neuen US-Profiliga wurde vor drei Wochen kurzfristig um ein Jahr verschoben.

Und so leisten sich die Huskies denn als einziger deutscher Erstligist den Luxus, die Chefposition unbesetzt zu lassen. Esume sieht darin allerdings kein Problem: „Einen Headcoach braucht man nicht unbedingt. Unsere Koordinatoren Andreas Nommensen und Martin Ricard wissen schon, was sie tun.“ Beide sind ebenso wie Esume neu im Team. Überhaupt ist nur Passspieltrainer Stefan Mau aus dem Stab von André Schleemann übrig geblieben, der Ende vergangener Saison zurückgetreten war.

Umso wichtiger ist eine gute Vorbereitung, und zu der gehört für Esume letztlich auch die Europapokal-Premiere gegen sein früheres Team: „Kiel ist Titelverteidiger, wir haben nichts zu verlieren. Für uns ist das eine gute Generalprobe für den GFL-Auftakt eine Woche später gegen Braunschweig.“

Ohnehin waren die Hamburger nach ihrer ersten Saison in der German Football League als Viertelfinalist nur nachgerückt. Die Allgäu Comets hatten ihren EFL-Startplatz zur Verfügung gestellt. Begründung: Die Leistungsunterschiede der Teams in der zweithöchsten europäischen Spielklasse seien zu groß. Wobei die Huskies eine ausgeglichene Dreiergruppe erwischt haben könnten: Zum Auftakt unterlagen die Kieler den Amsterdam Crusaders erst nach Verlängerung mit 24:31.

Zwei Siege bräuchte es nur, um ins Endspiel am 11./12. Juni einzuziehen. Aber schon die schiere EFL-Teilnahme sieht Martin Sieg „als wichtig für unser Image“. Seine Aufgaben als Stadionsprecher hat der Huskies-Mitgründer in dieser Saison aufgegeben, um sich besser um die Sponsoren kümmern zu können. Große Einnahmen aus Verträgen seien zwar auch in der zweiten Erstligasaison nicht zu erwarten. Trotzdem sei es gelungen, das Programm am Spieltag aufzuwerten.

In die Show und die Bildqualität wurde investiert

Neu ist zum Beispiel, dass die Mannschaft durch ein aufblasbares Tor einläuft und Pyrotechnik gezündet wird. Auch eine elektronische Anzeigetafel haben sich die Huskies geleistet. Ein Sponsor hat zudem eine Hebebühne zur Verfügung gestellt, von wo künftig die Spiele für den Onlinekanal GFL TV aufgezeichnet werden. Sieg: „Für uns ist das ein Riesenschritt nach vorn.“