Hamburg. 6:3-Sieg im Stadtderby beim Club an der Alster sichert Harvestehudes Hockeyherren Rang zwei. Nochsind 15 Punkte zu vergeben.

Für seinen trockenen Humor ist Joachim Mahn bekannt, dennoch steckte in seiner flapsigen Spielanalyse genau das Stück Wahrheit, das die Lage bei den Hockeyherren des Clubs an der Alster beschreibt. „Beim Gegner saßen ein paar Leute auf der Bank, mit denen wir fest auf dem Feld gerechnet hatten. Dafür standen bei uns einige auf dem Platz, die ich selbst kaum kenne“, sagte also Alsters Cheftrainer nach der 3:6-Niederlage im Stadtderby gegen den Harvestehuder THC am Sonntagnachmittag, mit der sich seine Mannschaft wohl aus dem Rennen um die vier Plätze für die Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft am 4./5. Juni in Mannheim verabschiedet haben dürfte.

Zwar sind noch 15 Punkte zu vergeben, mit sechs Zählern Rückstand auf den Vierten Rot-Weiß Köln (32) dürfte der Tabellensechste allerdings nur noch theoretisch für das Final Four infrage kommen. Doch wer die zweite Halbzeit eines recht einseitigen Lokalderbys sah, der konnte verstehen, warum Mahn dennoch mit der Leistung seiner Auswahl zufrieden war, anstatt der vergebenen Chance nachzutrauern. Alster, das sich am Sonnabend im ersten Stadtduell des Wochenendes beim Tabellenfünften Uhlenhorster HC ein so respektables wie verdientes 2:2 erarbeitet hatte, fehlt es einfach an der Breite im Kader, um mit Spitzenmannschaften, wie der HTHC eine besitzt, schon dauerhaft mithalten zu können.

Spätestens als die Schwarz-Gelben, die ihre Stellung als Hamburgs Nummer eins zementierten, dank eines Zaubertors von Tim-Oliver Linsmeier aus spitzem Winkel (55.) zum 3:2 erstmals in Führung gingen, war Alsters körperlicher Widerstand gebrochen. Das junge Team um Eckenspezialist Jonathan Fröschle, der alle drei Alster-Treffer erzielte, brach unter der Last, nun selbst das Spiel machen zu müssen, zusammen und ließ sich klassisch auskontern. „In der Phase hat man gesehen, dass wir unsere Ausfälle nicht kompensieren können, weil uns Alternativen fehlen“, gab Mahn, der sich nach der Saison auf den Sportdirektorenposten zurückzieht, seinem Nachfolger Russell Garcia aber eine Mannschaft mit Perspektive übergeben wird, ehrlich zu.

Aufseiten des HTHC war vor allem die Erleichterung darüber groß, nach einer Phase von vier schwachen Spielen wieder einen starken Auftritt hingelegt zu haben. Das allerdings hatte Cheftrainer Christoph Bechmann auch erwartet, nachdem er seine Mannen am Sonnabend nach dem wenig überzeugenden 5:2-Arbeitssieg gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus Neuss zusammengefaltet hatte. „Es war gut, dass der Trainer mal laut geworden ist“, sagte HTHC-Kapitän Tobias Lietz, „wir haben ihm mit einer unserer besten Saisonleistungen geantwortet.“ Das wusste Bechmann durchaus zu goutieren. „Das war die richtige Reaktion, wir haben das Spiel über die gesamten 70 Minuten kontrolliert und in der Höhe verdient gewonnen“, sagte der Coach, dessen Team mit 35 Zählern nun sechs Punkte Vorsprung auf den UHC hat.

Die Mannschaft von Cheftrainer Kais al Saadi hatte beim 2:2 gegen Alster aus ihrem deutlichen Plus an Spielanteilen zu wenig Kapital geschlagen und sich entsprechend über das Remis geärgert. „In dieser Phase der Saison ist jedes nicht gewonnene Spiel ein Rückschlag, aber wir haben nicht clever genug gespielt“, sagte al Saadi. Nachdem am Sonntag allerdings ein 8:2-Sieg gegen Neuss gelang, können die „Uhlen“ mit einem Sieg im Nachholspiel in Nürnberg am 1. Mai nach Punkten zum Vierten Köln aufschließen.