Hamburg. Der Hamburger Sportrechtevermarkter Kalle Sauerland startet den Sender Viaplay Fighting. Das Bezahlmodell für den Spartensender steht.

Dass die Zukunft der Übertragung von Livesport-Events auch in Deutschland in Bezahlplattformen liegt, davon ist Kalle Sauerland überzeugt. „Wer die teuren Sportrechte refinanzieren will, wird nicht darum herumkommen, dafür die Fans an den Kosten zu beteiligen“, sagt er.

Um auf diesem Markt einen Fuß in die Tür zu bekommen, hat der in Hamburg ansässige Sportrechtevermarkter und Boxpromoter ein wegweisendes Projekt in Angriff genommen. Zusammen mit Bruder Nisse, 36, hat der 38-Jährige ein Joint Venture zwischen der Modern Times Group (MTG) aus Schweden und Europas führendem Boxstall Team Sauerland aus Berlin geschlossen. Die börsennotierte MTG ist in Skandinavien Marktführer im Pay-TV-Bereich, hält beispielsweise die lu­krativen Fußballrechte an der Champions League und der englischen Premier League.

Gemeinsam starten die Partner am 22. April den Sender Viaplay Fighting. Dieser soll Kampfsportfans in Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen 24 Stunden am Tag exklusive Inhalte liefern. Dokumentationen, ein umfangreiches Archiv mit historischen Boxkämpfen, vor allem aber 500 Stunden Liveberichte von mehr als 100 Veranstaltungen pro Jahr, darunter alle Sauerland-Kampfabende in Deutschland und Skandinavien, aber auch Box­events aus aller Welt (manches davon gegen Extra-Gebühr) und zusätzlich die Kämpfe der in den USA extrem populären (und damit immer bedeutenderen) Ultimate Fighting Championships (UFC) sollen die Abonnenten davon überzeugen, die monatliche Gebühr von 19,95 Euro zu investieren.

In Skandinavien ist Bezahlfernsehen europaweit am weitesten verbreitet

Sportrechtevermarkter Kalle Sauerland glaubt daran, dass sich das Modell mittelfristig auch auf Deutschland ausweiten wird. „Skandinavien ist für uns nur der Anfang. Wir wollen nach Asien expandieren, aber sehen auch in ganz Europa Potenzial“, sagt er. Skandinavien ist als Testlauf deshalb lukrativ, weil Bezahlfernsehen dort so verbreitet ist wie nirgendwo sonst in Europa. Während Pay-per-View – das Bezahlen einer Extragebühr für besondere Inhalte – in Deutschland am vergangenen Wochenende mit der Titelverteidigung von WBO-Supermittel-gewichtschampion Arthur Abraham in Las Vegas erstmals mit einem deutschen Boxer getestet wurde, sind die Nordländer bereits bei der nächsten Stufe angekommen, dem Over-the-Top-Verfahren. Dabei werden Inhalte übers Internet bereitgestellt, ohne dass ein Serviceprovider in Kontrolle oder Verbreitung involviert ist.

„Das Interessante ist, dass wir die komplette Versorgungskette kontrollieren. Wir stellen nicht mehr unsere Boxer einem Sender zur Verfügung und kassieren dafür Gebühren, sondern wir sind gleichzeitig Promoter und Sender“, sagt Sauerland.

Schon jetzt gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit der Plattform ranfighting.de, die Sauerlands TV-Exklusivpartner Sat.1 auf den Weg gebracht hat, die Möglichkeit, gegen eine Gebühr Kampfsport aus aller Welt auf mobilen Endgeräten zu schauen. „In fünf Jahren werden 90 Prozent aller Haushalte internetfähige Fernseher haben, sodass jeder Streaming-Inhalte in HD-Qualität auf großem Bildschirm sehen kann“, glaubt Sauerland. Dann will er bereit sein, um sein Projekt global umzusetzen.