Hamburg. Weil Spielmacher Hunt auch in Dortmund ausfällt, kann Gregoritsch sich beim HSV für einen Stammplatz empfehlen – und für die EM

Immer wieder suchte er den direkten Dialog. Bruno Labbadia wusste genau, auf wen er sich in der Trainingseinheit am Dienstagmorgen konzentrieren musste. Gleich mehrfach sprach der HSV-Trainer mit seinem Offensivspieler Michael Gregoritsch. Zu diesem Zeitpunkt wusste Labbadia bereits, dass der Österreicher auch am kommenden Sonntag im Spiel bei Borussia Dortmund eine entscheidende Rolle spielen wird. Der Grund: Spielmacher Aaron Hunt bekommt eine weitere Woche Wettkampfpause.

„Wir wollen ihn bis zum Spiel gegen Bremen wieder aufbauen“, sagte Labbadia am Dienstag. Tags zuvor wurde Hunt, der sich seit Wochen mit Rücken-, Knie- und Oberschenkelproblemen quält, im UKE noch einmal gründlich untersucht. Allerdings ohne größere Erkenntnisse. „Wir müssen die Probleme in den Griff kriegen und bauen ihn jetzt Schritt für Schritt wieder auf. Ein Einsatz gegen Dortmund würde noch keinen Sinn machen“, sagte Labbadia. Und weil der Trainer gleichzeitig deutlich machte, dass er in Dortmund auf eine Alternativlösung mit zwei Sturmspitzen nicht setzen wird, bekommt Gregoritsch auf der Position von Hunt eine weitere Chance, sich in die Mannschaft zu spielen.

Schon am Sonnabend gegen Darmstadt durfte der 21-Jährige auf der Position im zentralen offensiven Mittelfeld ran. Dass der HSV am Ende mit 1:2 verlor, hatte auch mit Gregoritsch zu tun. Gleich zwei große Chancen vergab er in der ersten Halbzeit, ehe Aytac Sulu für Darmstadt traf. Das Spiel des Michael Gregoritsch steht in gewisser Weise stellvertretend für den HSV. „Das Gute ist, dass Micha immer seine Chancen hat. Das Problem ist, dass er sie nicht nutzt“, sagt Labbadia. Vier Torschüsse waren es gegen Darmstadt, fünf gegen Hoffenheim, drei gegen die Bayern, sogar acht in der Hinrunde gegen Mainz. Doch die Bestwerte brachten nichts. Alle diese Heimspiele verlor der HSV auf unnötige Art und Weise. „Wir brauchen jemanden, der mal aus dem Nichts ein Tor macht und in einen Lauf kommt“, sagt Labbadia und hofft auf ein Ende der anhaltenden Sturmflaute.

Gregoritsch könnte von seinen Anlagen her genau dieser Spieler sein, doch noch fehlen ihm vor dem Tor Konzentration und Kaltschnäuzigkeit. Genau daran will der „Lange“ arbeiten. Sprechen möchte er im Moment nicht. Fünf Spiele bleiben dem 1,93-Meter-Mann, um aus einer missglückten Rückrunde eine gute zu machen.

Nutzt er in den kommenden Wochen seine wiederkehrenden Chancen, könnte er sich nicht nur einen festen Platz im HSV-Team sichern, sondern möglicherweise noch auf den EM-Zug aufspringen. Schon in der Hinrunde, als Gregoritsch als Neuzugang drei Tore erzielte und in der österreichischen U 21 in Serie traf, machte er keinen Hehl daraus, die EM in Frankreich im Hinterkopf zu haben. Doch dafür sollte es mit dem Toreschießen schnell funktionieren. Am besten schon am Sonntag in Dortmund.