Hennef/Hamburg. Platz eins in der Kategorie Resozialisierung belegt Gerd Mewes aus Hamburg. Er trainiert die Gefängnismannschaft aus Fuhlsbüttel.

Im Mannheimer Rosengarten werden am kommenden Freitag, d. 15. April 2016, die Sepp-Herberger-Urkunden 2016 verliehen. Insgesamt dreizehn Fußballvereine erhalten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital sowie Sozialwerk die mit Geld- und Sachpreisen in einer Gesamthöhe von 58.000 Euro dotierten Auszeichnungen. Platz eins in der Kategorie Resozialisierung belegt Gerd Mewes aus Hamburg.

Mewes ist ein Phänomen. Sportlich, gesellschaftlich und philosophisch. Der 72-Jährige trainiert seit 36 Jahren eine Fußballmannschaft in einer Justizvollzugsanstalt – und nicht in irgendeiner Haftanstalt, sondern in „Santa Fu“. So wird die Justizvollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel im Jargon genannt, und dort sitzen nur Straftäter, die eine Mindesthaftstrafe von drei Jahren verbüßen.

Mewes erinnert sich: „Die Gefängnisleitung wollte eine Mannschaft aufbauen, die die Vollzugsanstalt repräsentiert. Also wurde ein Trainer gesucht, der dort Ordnung reinbringt.“

Sonntags das Spiel, unter der Woche eine Trainingseinheit. Aus Schwerverbrechern immer wieder eine passable Mannschaft zu formen, das ist schon eine großartige Leistung. Heute spielt Eintracht Fuhlsbüttel eine passable bis gute Rolle in der Kreisklasse Hamburg. Seit 2008 darf der Verein am offiziellen Ligabetrieb des Hamburger Fußball-Verbandes teilnehmen; seitdem wurden zwei Meisterschaften gefeiert. Dass die Eintracht keine Auswärtsspiele austragen kann, ist verständlich. Die Gegner akzeptieren es, auf ihr Heimrecht zu verzichten – eine überaus sportliche Geste.

Wie geht man damit um, jahrelang Räuber, Mörder, Drogendealer oder Sexualverbrecher zum Fußballspielen anzuleiten, zu einem solidarischen Gruppenerlebnis? Der gelernte Sozialpädagoge gibt eine gelassene weise Antwort: „Bei mir geht es nicht um die Taten, sondern um Fußball. Natürlich haben diese Menschen Dinge getan, die wir uns nicht vorstellen können. Aber trotzdem bleiben es Menschen.“

Für Mewes, den Pragmatiker und Menschenfreund, sind Ergebnisse vielleicht noch wichtiger als für manchen Profi, einfach, um den Fußball im Gefängnis am Leben zu erhalten. Sein überzeugendes Argument: „Misserfolge haben die Jungs schon alleine deshalb, weil sie wegen ihrer Tat geschnappt wurden und einsitzen müssen.“

Gerd Mewes hat die Sepp-Herberger-Urkunde redlich verdient. Und er verspricht: „Ich werde rechtzeitig einen Nachfolger aufbauen. Das Projekt darf nicht sterben.“