Hamburg. Basketballer der Hamburg Towers gewinnen auch ihr zweites Viertelfinale gegen Gotha mit 84:81. Koné wirft 30 Punkte

Inga Radel
Annabell Behrmann

Die Hamburg Towers empfingen die Rockets Gotha am Sonntagabend in der schwarzen „Inselparkhölle“. Der offizielle Dresscode zu dem ausverkauften ersten Play-off-Heimspiel lautete „Black is Towerful“. Und zumindest die Hälfte der 3400 Fans hatte etwas passend Schwarzes im Kleiderschrank gefunden oder genug Geld für den Merchandise-Stand dabei.

So toppte die „Black Power“ in Wilhelmsburg beim 84:81 (45:41)-Sieg auch die berüchtigte „blaue Hölle“ in Gotha. Jene Zeltdach-Festung in Thüringen hatten die Towers in Spiel eins am Freitag mit 77:72 eingenommen, also steht es in der Best-of-Five-Serie 2:0 für die dezimierten Türme. Wer hätte das gedacht?!

Zumindest Ivan Klasnic in Reihe eins. „Ich wurde eingeladen von den Jungs und habe gesagt, wenn ich komme, müssen sie auch gewinnen“, erzählte der ehemalige St. Pauli-Torjäger. Nach seiner Premiere bei den Elbekorbjägern schwärmte der 36-Jährige von der super Stimmung. „Jetzt muss ich in der nächsten Runde ja wiederkommen“, gedankenspielte er schon mit dem möglichen Halbfinale gegen den Ligakrösus Rasta Vechta.

So weit wollte Headcoach Hamed Attarbashi aber noch nicht denken. „Ich danke Gott dafür, dass wir überhaupt in den Play-offs spielen. Alles andere ist ein super Bon-bon.“ Befragt nach seinem Taktik-Geheimnis, mit dem das Team das Fehlen der Top-Center Stefan Schmidt und Michael Wenzl (beide Kreuzbandriss) kompensiert habe, übte sich Attarbashi in Understatement: „Jetzt von superschlauem Basketball zu sprechen, ist Quatsch. Wir spielen gerade ohne Positionen, wir spielen einfach ein bisschen Basketball. Das Herz hat gewonnen, und man muss die Eier haben, schwierige Würfe zu nehmen“, erläuterte er aufgekratzt in Olli-Kahn-Manier.

Die gewagtesten Würfe nahm Bazoumana Koné. Der brillante Spielmacher markierte 30 Punkte – ein neuer Rekord für einen Profi der Hamburg Towers. Attarbashi bekräftigte, dass ein Zweitligaverbleib des 22-Jährigen, für den er eine Vaterfigur ist, unrealistisch sei. „Ich freue mich schon richtig darauf, im nächsten Jahr jedes einzelne BBL-Spiel von Bazou im Internet zu sehen.“ Der Alsterdorfer Jung selbst gab ebenso ehrlich zu: „Es sind ein paar Erstliga-Angebote da, aber das blende ich total aus und konzentriere mich voll auf die Towers.“ Das gelingt ihm. Über seine Leistung meinte er kokett lächelnd: „Ich bin froh, dass ich ein paar Würfe getroffen habe.“ Der beste Kumpel von NBA-Profi Dennis Schröder bedankte sich artig bei seinen ­„Teammates“, den Kollegen. Forsch dagegen formulierte er die Ambitionen gegen die Rockets: „Am Dienstag wollen wir den Deckel draufmachen:“

Für die Towers stand am Montagmorgen schon wieder die Abreise nach Gotha an. „Das ist Wahnsinn, ich glaube, das gibt es nirgendwo auf der Welt - nur in der ProA. Ich habe meine Tasche noch gar nicht ausgepackt“, spöttelte Attarbashi über den Modus mit den ersten drei Spielen in fünf Tagen. Auch Koné findet das straffe Programm mit dem kurzen Kader „sehr hart. Unsere Physios machen einen guten Job, und wir sind ständig im Eisbad.“

Gäste-Trainer Chris Ensminger schloss sich dem Ärger über den Modus an, grübelte ansonsten aber mehr über die 0:2-Ausgangslage: „Wir stehen nun mit dem Rücken zur Wand.“ Er sah nur ein blitzsauberes erstes Viertel, das seine Raketen, angeführt vom starken Kapitän Marco Völler, dem Rudi-Völler-Sohn, mit 26:20 gewannen. In den ersten zehn Minuten hatten die Gothaer die klare Rebound-Hoheit, ab dem zweiten Viertel wurden die Towers griffiger und schnappten sich immer Abpraller, sodass sie das Duell unter den Körben trotz mangelnder Körpergröße nur mit 31:38 verloren. Co-Trainer Benka Berloschky hatte den Kampf um die Rebounds als Schlüsselfaktor ausgemacht, ohne die „Big Men“ Wenzl (2,10 Meter) und Schmidt (2,07). Man müsse zu fünft rebounden, jeder müsse seinen Gegenspieler „ausboxen“. Das gelang wieder ganz besonders Hobbyboxer Jonathon Williams, der mit neun Rebounds und 16 Punkten fast wieder ein „Double Double“ schaffte wie in Spiel eins. Der US-Forward verursachte mit seinem Block beim Stand von 36:36 auch den größten Geräuschpegel des Abends. Aber er ist nicht nur ein Kraftpaket, der Linkshänder netzt auch sehr elegant ein. Die Konzentrationsleistung von Williams und Co. ließ sich in der Turnover-Statistik ablesen. Sie leisteten sich nur 6 Ballverluste (Gotha 13).

Attarbashi freute sich über ein Ereignis „noch doller“ als über seine Towers: „Dass Wedel gewonnen hat und zu 99 Prozent in der ProB bleibt.“ Die Towers hatten trotz eigener Personalnot auf die Doppellizenz-Youngsters René Kindzeka und Louis Olinde verzichtet. Attarbashi: „Die Kooperation lebt. Wir brauchen unseren Partner.“

Zweite Basketball-Bundesliga, ProA, Play-off-Viertelfinale (best of 5), 2. Spieltag: Hamburg – Gotha 84:81 (Play-off-Stand 2:0), Nürnberg – Vechta 71:92 (0:2), Trier – Kirchheim 79:76 (2:0), Chemnitz – Jena 58:76 (0:2). Halbfinale: Vechta/Nürnberg – Gotha/Hamburg, Jena/Chemnitz – Kirchheim/Trier.