Hamburg. Vor dem Spiel gegen Darmstadt muss Trainer Bruno Labbadia Entscheidungen treffen, die auch Einfluss auf die Zukunft haben.

Sollte Bruno Labbadia an diesem Freitag noch ein wenig Zeit finden, dürfte er mit seiner Frau Sylvia ein Möbelgeschäft aufsuchen. Der Trainer des HSV könnte ein paar neue Gästematratzen gut gebrauchen. 51 Freunde aus seiner Heimat Darmstadt haben bei Labbadia einen Kartenwunsch für das Spiel am Sonnabend hinterlegt und ihren Wochenendbesuch in Hamburg angekündigt. „Die wollen alle mal eine schöne Stadt sehen“, sagte ein bestens aufgelegter Labbadia am Donnerstag.

Auch in der vorletzten Einheit vor dem Spiel gegen den Aufsteiger Darmstadt 98 am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) erhielt der Trainer reichlich Wünsche. Nicht für einen Schlafplatz, sondern für einen Startplatz. Labbadia hat wieder alle personellen Möglichkeiten. Die angeschlagenen Albin Ekdal und Aaron Hunt? „Sie können spielen.“ Der erkrankte Kapitän Johan Djourou? „Eine Option.“ Reservist Gojko Kacar? „Wieder nah dran.“ Erstmals in dieser Rückrunde hat Labbadia wieder die Qual der Wahl. Und doch gibt es drei Fragezeichen, die den Trainer besonders beschäftigen. Und dabei geht es nicht nur um die Frage nach dem nächsten Spiel.

Da wäre zum einen die Besetzung der beiden Positionen in der Außenverteidigung. Linksverteidiger Matthias Ostrzolek ist nach seiner Gelbsperre wieder einsatzfähig. Einen Grund, Gotoku Sakai oder Dennis Diekmeier nach dem Spiel in Hannover wieder aus der Mannschaft zu nehmen, hat Labbadia aber nicht. Für Sakai bietet sich daher die Chance, sich auf seiner Lieblingsposition links hinten festzuspielen. „Wir schauen, was für das Spiel am besten passt“, sagte Labbadia. Entscheidet er sich wie im Training für Sakai auf links, könnte das auch perspektivische Folgen haben. Sportchef Peter Knäbel ist für die neue Saison eigentlich auf der Suche nach einem Back-up für Ostrzolek. Nun könnte es auf der Scoutingliste einen Seitenwechsel geben.

Ein großes Fragzeichen hinterlässt seit Wochen auch Pierre-Michel Lasogga. Der Stürmer sitzt seit vier Spielen auf der Bank und wirkt gefrustet. Den Rang hat ihm nun ausgerechnet sein Kumpel Sven Schipplock abgelaufen, der in der laufenden Saison noch nicht einen Treffer erzielte. Zuvor hatte ihn bereits Artjoms Rudnevs verdrängt, der in der Hinrunde so viele Minuten spielte, wie Schipplock Tore schoss. Lasogga ist ein Rätsel. Was ist passiert mit dem „letzten Bullen“, wie ihn das Magazin „11 Freunde“ noch am Ende der Hinrunde titulierte? „Ich mache mir auch viele Gedanken, weil ich großen Glauben an Pierre habe“, sagte Labbadia am Donnerstag. „Ich weiß, was er kann. Mir hat gut gefallen, wie er im Training reagiert hat. Ich kann verstehen, wenn jemand enttäuscht ist, aber dann will ich am nächsten Tag eine Antwort sehen, die hat er gegeben. Es sind immer Nuancen, die entscheiden. Und Schippo hat gegen Hannover gut gepasst.“

Im Fall Lasogga geht es allerdings nicht nur um die kurzfristige Entscheidung über seine Aufstellung. Der HSV muss entscheiden, ob er mit dem stimmungs- und leistungsschwankenden Stürmer auch in die kommende Saison gehen will. 8,5 Millionen Euro zahlte der HSV vor knapp zwei Jahren an Hertha BSC. Eine Summe, die derzeit wohl nur ein finanzstarker Club aus England oder China ausgeben würde, der nach neuen Spielern anhand von Best-of-Videos auf YouTube scoutet. Für eine dauerhafte Rolle als Joker ist Lasogga als Topverdiener für den Verein zu teuer. Die Zukunft von Lasogga dürfte eine der spannendsten Fragen in den kommenden Wochen bleiben.

Aaron Hunt droht erstmals in der Rückrunde ein Platz auf der Bank

Zu einem Sorgenfall hat sich in den vergangenen Wochen auch Aaron Hunt entwickelt. Der Spielmacher konnte am Donnerstag nach seiner Knieprellung zwar wieder mit dem Team trainieren, blieb aber wie auch der zuletzt schwache Lewis Holtby in der B-Elf. „Ich muss mich quälen, finde meinen Rhythmus nicht“, sagte Hunt am Mittwoch. Das hat nun offenbar auch Labbadia erkannt. „Beide Seiten können mit der Situation nicht zufrieden sein. Für seine kleinen Verletzungen kann er nichts. Aber natürlich hindert dich das auf diesem Niveau“, sagte Labbadia.

Am Sonnabend dürfte Michael Gregoritsch anstelle von Hunt eine Chance in der Startelf bekommen. Genau wie Gideon Jung für Holtby. Labbadia denkt dabei offenbar auch an den Gegner. Gregoritsch (1,93 Meter) und Jung (1,89) sollen helfen, die kopfballstarken Darmstädter zu stoppen. Denn bei allen Fragezeichen um die Zukunft fokussiert sich der HSV-Trainer derzeit nur auf einen Sieg am Sonnabend. Dann hätten auch seine Gäste ein schöneres Wochenende in Hamburg. „Wenn wir verlieren“, gibt Labbadia ehrlich zu, „bin ich kein guter Gastgeber.“