Brügge/München. Die 100. Austragung des Radklassikers steht unter dem Eindruck zweier Unfälle

Es ist der inoffizielle Nationalfeiertag, das hohe Fest des Radsports in Belgien. Doch ausgerechnet zum Jubiläum liegt über der 100. Flandern-Rundfahrt am Sonntag (12.30 Uhr/Eurosport) Schwermut. Der Tod der belgischen Profis Antoine Demoité und Daan Myngheer hat die radsportverrückten Flamen und Wallonen in Trauer versetzt, dazu steht das Land noch immer unter dem Eindruck der Terroranschläge von Brüssel.

Demoitiés Team Wanty-Groupe Gobert mit dem Frankfurter Björn Thurau wird seinem verstorbenen Fahrer mit großer Symbolik die Ehre erweisen. Zur Startzeremonie auf dem Grotemarkt in Brügge werden die Fahrer in speziellen T-Shirts erscheinen, auf den Rädern soll der Schriftzug „Ride For Antoine“ („Fahren für Antoine“) eingraviert werden. „Das Einzige, was wir für Antoine – und für Daan – tun können, ist, ein Ergebnis zu holen, das sie stolz macht“, sagte Wanty-Sportdirektor Hilaire Van Der Schueren.

Auch Thurau wird sich auf den 255 Kilometer langen Ritt nach Oudenaarde über 18 giftige Hellingen – kurze, steile Anstiege – begeben. Nach Aussage seines Vaters Dietrich Thurau ist der 27-Jährige noch immer sehr mitgenommen von den furchtbaren Ereignissen beim Klassiker Gent–Wevelgem am Ostersonntag: „Demoitié war ein Freund meines Sohnes. Jetzt aufzuwachen, und das Bett des Kameraden neben dir bleibt leer, das ist schwer zu verkraften“, sagte Thurau der Münchner „Abendzeitung“. Am Montag soll Demoitié beerdigt werden. Thurau senior, der vor 39 Jahren 15 Tage lang im Gelben Trikot der Tour de France fuhr, will am Sonnabend zum Team stoßen und seelischen Beistand leisten.

Die Diskussion um die Sicherheit der Fahrer ist wieder entbrannt

Ob der Unfall mit dem Begleitmotorrad oder der Sturz selbst zum Tod Demoitiés führte, wird wohl nie abschließend geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft Dünkirchen ließ die Frage nach der Autopsie des 25-Jährigen am Donnerstag offen. Myngheer war am Ostermontag einem Herzinfarkt erlegen, den er zwei Tage zuvor bei einem Rennen auf Korsika erlitten hatte.

Die Diskussion um die Sicherheit der Fahrer sowie die Anzahl der Autos und Motorräder im Tross ist dennoch längst wieder entbrannt. „Wir müssen uns alle der Verantwortung bewusst sein, die wir für uns selbst und unser Umfeld haben. Vielleicht wird unser Sport auf diese Weise ein Erbe haben, das Antoine Demoitié verdient“, sagte Brian Cookson, Präsident des Radsportweltverbandes UCI.