Hamburg. Die Volleyballdamen werden sich an diesem Freitag nicht für die Saison 2016/17 in der Ersten oder Zweiten Liga melden können.

Wer die Entwicklung des Hamburger Profisports in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der weiß, dass bisweilen der Retter wenige Minuten vor Ablauf der Lizenzierungsfrist für die entscheidende Wende sorgt. Deshalb will Volker Stuhrmann das Aus für die Bundesligafrauen des Volleyballteams Aurubis Hamburg nicht offiziell verkünden, ehe an diesem Freitag um 24 Uhr die Frist für die Einsendung des Lizenzantrags für die Erste oder Zweite Liga per Einschreiben an die Deutsche Volleyball-Liga in Berlin abläuft. „Aber ich muss leider sagen, dass ich keine Hoffnung mehr habe, dass noch ein Wunder passiert. Stand heute ist der Profivolleyball in Hamburg tot“, sagte Stuhrmann am Donnerstag.

Der Geschäftsführer, der den Verein seit März 2014 gemeinsam mit Präsident Horst Lüders lenkt, hat in den vergangenen Monaten Gespräche mit 26 potenziellen Sponsoren geführt, er und seine Mitstreiter haben bei Spitzenkräften aus der Hamburger Wirtschaft und Politik vorgesprochen und mit Vehemenz um die Rettung gekämpft. „Leider hat keine unserer Bemühungen gefruchtet. Unser Sport hat wohl medial nicht die Wichtigkeit, um erhaltenswert zu sein“, klagte er.

Der Etat ist nach Arubis-Ausstieg klamm

Die Faktenlage ist klar. Nach dem im März 2014 angekündigten Ausstieg von Hauptsponsor und Namensgeber Aurubis – die Kupferhütte von der Peute war 2006 ins Sponsoring eingestiegen, der Vertrag läuft Ende Mai aus – fehlen weiterhin 370.000 Euro, um den für eine halbwegs konkurrenzfähige Bundesligamannschaft notwendigen Etat von 550.000 Euro zu stemmen. Selbst zum für die Zweite Liga angepeilten Budget von 250.000 Euro fehlen knapp 100.000 Euro. Zwar läuft die Lizenzierungsfrist für das Unterhaus bis zum 2. Mai, sportlich nicht abgestiegene Bundesligisten müssen ihr Vorhaben, eine Liga tiefer zu starten, jedoch heute anmelden. Und in der Regionalliga den Neuaufbau zu wagen, das lehnt Stuhrmann mit Verweis auf die lokale Konkurrenz ab.

Die Mannschaft trauert, ist aber gefasst

„Wir wollen nicht anderen Hamburger Clubs Talente streitig machen. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich in der kommenden Woche beginnen muss, die TV Fischbek Sportmarketing GmbH, in der alle Spielerinnen und Mitarbeiter angestellt sind, zu liquidieren“, sagte Stuhrmann. Der 67-Jährige ist seit Juni 2015 für die Finanzen verantwortlich und hat es immerhin geschafft, einen ausgeglichenen Haushalt ohne Schulden aufzustellen, nachdem in den Vorjahren Aurubis zweimal mit Vorgriffen in sechsstelliger Höhe auf den Etat der Folgesaison die drohende Insolvenz hatte abwenden müssen.

Die Mannschaft reagierte auf die Nachricht mit Trauer, aber dennoch gefasst. „Es ist ja keine große Überraschung mehr. Auch wenn wir bis zuletzt gehofft haben, war schon länger klar, dass es wohl keine Zukunft geben würde“, sagte Jana-Franziska Poll. Die Außenangreiferin, die sich pro forma in dieser Woche arbeitslos gemeldet hat, braucht sich nach einer überragenden Saison keine Zukunftssorgen zu machen. „Ich habe gute Optionen, werde jetzt in Ruhe prüfen, was ich mache. Dennoch ist es traurig, dass der Volleyball in Hamburg stirbt“, sagte die Nationalspielerin, die zunächst mit ihrem beruflich nach Aachen abgewanderten Freund mitgezogen ist. Das Team, das als Tabellenneunter der Hauptrunde mit elf Siegen überzeugt hatte, in den Pre-Play-offs aber am Köpenicker SC gescheitert war, hatte sich am vorvergangenen Montag nach einem gemeinsamen Essen mit dem Vorstand verabschiedet. Die Zukunft der elf Kadermitglieder ist ebenso unklar wie die von Cheftrainer Dirk Sauermann.

Dessen irreparabel beschädigtes Verhältnis zu Stuhrmann und die daraus entstandenen Querelen im Führungszirkel dürften auch dazu beigetragen haben, potenzielle Geldgeber, die das verheißungsvoll zusammengestellte Team durchaus verdient gehabt hätte, zu verschrecken. „Wir haben getan, was möglich war. Leider hat das nicht gereicht“, sagte Stuhrmann.