Columbus. Argentinies Superstar Lionel Messi erzielt sein 50. Länderspieltor. Eine gutgemeinte Aktion sorgt derweil für mächtig Ärger in Ägypten.

Er breitete die Arme aus und genoss den Jubel und das Blitzlichtgewitter der begeisterten Fans im Estadio Mario Alberto Kempes. Mit einer spektakulären Vorlage und seinem 50. Tor im Trikot der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft hat Lionel Messi den Vizeweltmeister wieder richtig auf WM-Kurs gebracht. Die „Albiceleste“ setzte sich am Dienstagabend (Ortszeit) in Córdoba mit 2:0 (2:0) gegen Bolivien durch. Die Sportzeitung „Olé“ taufte den 28-Jährigen ob seiner Geniestreiche und famosen Sololäufe kurzerhand „Diego Armando Messi“.

Die Anlehnung an die argentinische Ikone Diego Armando Maradona kommt nicht von ungefähr. Messi ist sein Nachfolger, nur läuft der fünfmalige Weltfußballer und Olympiasieger von 2008 weiter dem hinterher, was Maradona 1986 gelang: Weltmeister zu werden. In der Torschützenliste der Argentinier hat Messi Maradona (34) aber schon längst überholt. Nur noch sechs Tore fehlen ihm, um mit dem Rekord-Goalgetter Gabriel Batistuta, Spitzname Batigol, gleichzuziehen. Sein erstes Länderspieltor hat Messi vor zehn Jahren erzielt - am 1. März 2006 beim 3:2 gegen Kroatien.

Diesmal traf Messi per Elfmeter (30. Minute), zuvor hatte Gabriel Mercado (19.) die Gastgeber in Führung gebracht. Vorausgegangen war dem Treffer ein genialer Freistoß-Heber Messis. „Wir sind froh, dass wir Leo haben“, betonte Trainer Gerardo Martino. Nach dem 2:1 gegen Copa-América-Sieger Chile verbesserten sich die Argentinier dank des zweiten Sieges binnen fünf Tagen in der Tabelle der Südamerika-Qualifikation auf den dritten Rang hinter Uruguay und Ecuador.

Ärger nach großzügiger Geste

Für Messi war es zudem das 499. Tor seiner Karriere. Und am kommenden Sonnabend steht der „Clásico“ gegen Real Madrid an. Eine bessere Gelegenheit, als gegen den Erzrivalen und dann noch vor heimischer Kulisse Tor Nummer 500 zu erzielen, gibt es kaum für den Superstar des FC Barcelona. „Das wäre ein schönes Szenario“, meinte er. „Hoffentlich schafft er das am Wochenende“, meinte Vereins- und Auswahlkollege Javier Mascherano.

Allerdings hat Messi derzeit auch mit Ärger zu kämpfen. Messi hat mit einer eigentlich gut gemeinten Geste den Zorn vieler Ägypter auf sich gezogen. Im Rahmen eines Interviews mit einem ägyptischen Fernsehsender hatte der Argentinier der Moderatorin seine Fußball-Schuhe überlassen, um diese für einen guten Zweck zu versteigern. In der arabischen Welt gilt der Schuh allerdings als unreines Kleidungsstück und die großzügige Spende damit als Beleidigung.

Seit das Video am vergangenen Wochenende ausgestrahlt wurde, sieht sich Messi deshalb heftiger Kritik ausgesetzt. "In den vergangenen 7000 Jahren wurden wir Ägypter noch nie so gedemütigt", schimpfte etwa der Politiker Said Hasasin, präsentierte dann in einer Fernseh-Show einen seiner eigenen Schuhe und kündigte wütend an: "Ich werde dich mit meinem Schuh schlagen, Messi."

Auch Azmy Meghahed, Sprecher des ägyptischen Fußball-Verbands, attackierte Messi scharf. "Unsere armen Menschen brauchen seine Schuhe nicht", sagte er: "Wenn er uns beleidigen will, soll er sich die Schuhe auf seinen Kopf legen." Mona El-Sharkawy, die Messi interviewt hatte, verteidigte dagegen sein Verhalten: "Das ist so falsch", sagte die Moderatorin: "Das ist einfach Tradition in unserer Show, dass Prominente uns Gegenstände schenken."

Klinsmann vorerst gerettet

Der klare Erfolg seiner US-Boys gegen die Nummer 95 der Fußball-Weltrangliste war für Jürgen Klinsmann mehr als nur ein Sieg auf dem WM-Weg nach Russland. Nach dem 4:0-Erfolg über Guatemala kam der Nationalcoach daher auch kaum aus dem Schwärmen heraus. „Die Einstellung war außerordentlich. Wir haben wunderbar mit der großartigen Kulisse harmoniert, die die Jungs von Beginn an gepusht hat“, meinte Klinsmann nach dem WM-Qualifikationsmatch am Dienstag (Ortszeit) in Columbus, das der TV-Sender ESPN zuvor zum „wichtigsten Spiel seiner Amtszeit“ erhoben hatte.

Für Klinsmann war es das 83. Spiel als US-Trainer – noch nie hatte er bis dato so sehr unter Druck gestanden. Denn vier Tage vor dem befreienden Sieg hatten sich seine Schützlinge beim 0:2 in Guatemala blamiert. Im Vergleich zum Hinspiel nahm Klinsmann fünf Veränderungen vor. Vor allem die Abwehr stand stabiler, in der Offensive setzte Spielmacher Michael Bradley immer wieder gekonnt die Nebenleute in Szene. Clint Dempsey (12. Minute) und Geoff Cameron (35.) schossen bis zur Pause ein verdienten 2:0 heraus. Das 3:0 des nachnominierten Graham Zusi nur 18 Sekunden nach Wiederanpfiff war vor 20 624 Zuschauern schon die Entscheidung. Jozy Altidore sorgte für den Endstand (89.). „Wir haben in dieser Drucksituation viel Herz und Charakter gezeigt“, sagte Dempsey.

Entlassung per Flugzeug gefordert

Das war auch nötig. Während der Partie überquerte sogar ein Flugzeug das Stadion mit einem Banner, auf dem Klinsmanns Entlassung gefordert wurde. Dies hatte auch Ex-National- und Bundesligaspieler Landon Donovan im Falle einer erneuten Niederlage gegen Guatemala verlangt. Dann hätten die USA bei noch zwei Partien vier Punkte Rückstand auf den zweiten und letzten Qualifikationsplatz in ihrer Vorrundengruppe gehabt. So aber verdrängten die Amerikaner mit sieben Punkten Guatemala von Platz zwei der Staffel C. Es führt Trinidad & Tobago (10), das sich gegen St. Vincent und die Grenadinen mit 6:0 durchsetzte. Der Erste und Zweite erreichen die Sechser-Endrunde des Kontinentalverbandes Concacaf.

Ganz besonders durfte sich auch US-Debütant Christian Pulisic freuen. In der 81. Minute wechselte Klinsmann den Teenager ein. Mit 17 Jahren und 193 Tagen ist der Profi von Borussia Dortmund der jüngste Spieler der US-Fußball-Geschichte, der in einer WM-Qualifikations-Partie zum Einsatz kam. „Es war ein gutes Spiel, das mir Selbstvertrauen gibt“, meinte Pulisic.

Jamaika verliert gegen Costa Rica

Winfried Schäfer muss in der Gruppe B mit Jamaika um das WM-Ticket zittern. In Costa Rica verloren die Reggae Boyz 0:3. WM-Viertelfinalist Costa Rica ist bei zwei noch ausstehenden Partien mit zehn Punkten Erster vor Panama (7) und Jamaika (4).

In der Gruppe A hat sich Mexiko vorzeitig für die so genannte Hexagonal qualifiziert. Auch ohne den Leverkusener Javier Hernandez besiegte „El Tri“ daheim Kanada mit 2:0 und gewann somit auch sein viertes Qualifikationsspiel.