Die USA verlieren gegen Guatemala. Gedenken an Cruyff bei Niederlande-Test gegen Frankreich. Perfekte Rückkehr für Suárez.

Der emotionale Abschied von Johan Cruyff mit einer außergewöhnlichen Gedenkminute prägte nicht nur den Auftritt des EM-Gastgebers Frankreich in den Niederlanden, sondern stellte auch die anderen Länderspiele 77 Tage vor dem EURO-Start in Paris in den Schatten.

Nach 14 Minuten ruhte der Ball in der AmsterdamArena, und König Johan kehrte noch einmal überlebensgroß zurück. Ein riesiges Porträt des niederländischen Fußball-Idols in der Fankurve hinter dem Tor zeigte die legendäre Nummer 14 im Oranje-Trikot, die 46.000 Zuschauer erhoben sich und applaudierten zusammen mit den Spielern eine Minute lang.

Cruyff, am Donnerstag im Alter von 68 Jahren an den Folgen seiner Lungenkrebs-Erkrankung gestorben, stand noch einmal im Mittelpunkt. Dass seine nicht für die EM qualifizierten Erben 2:3 (0:2) unterlagen, war Nebensache.

„Es war ein besonderer Moment“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps: „Ein Großer wie Johan Cruyff verdient eine solche Anerkennung, und das Stadion ist darauf eingegangen.“

Das Spiel stand ganz im Zeichen der verstorbenen Legende. Zahlreiche Fans hielten Trikots und Plakate mit der Nummer 14 hoch, „Johan bedankt!“ (Danke Johan), prangte auf einem großen Plakat auf der Haupttribüne, Blumen und ein Schwarzweiß-Foto Cruyffs schmückten seinen leeren Platz auf der Ehrentribüne.

Als das Spiel unterbrochen wurde, hatte Olivier Giroud gerade das 2:0 für Frankreich erzielt - sein 14. Tor für die Equipe Tricolore. „Damit habe ich versucht, dieser Legende Ehre zu erweisen“, sagte der Stürmer des FC Arsenal. Antoine Griezmann (6.) hatte die Gäste früh in Führung gebracht.

Der ehemalige Gladbacher Luuk de Jong mit Hilfe des Unterarms (47.) und der Ex-Schalker Ibrahim Afellay (86.) sorgten danach für den Ausgleich für Oranje, ehe Blaise Matuidi kurz vor Schluss (87.) den verdienten Sieg der Franzosen sicherstellte - mit der Rückennummer 14.

Portugal rutscht gegen Bulgarien aus

Superstar Cristiano Ronaldo leistete sich derweil mit Portugal im ersten Test des EM-Jahres einen Ausrutscher. In Leiria unterlag das Team von Trainer Fernando Santos gegen das nicht für die Endrunde in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) qualifizierte Bulgarien mit 0:1 (0:1). Ronaldo (66.) verschoss dabei einen Elfmeter.

In Dublin offenbarte die Schweiz noch deutliche Schwächen. Die Eidgenossen unterlagen mit sechs Bundesliga-Legionären in der Startelf EM-Teilnehmer Irland 0:1 (0:1). Abwehrspieler Ciaran Clark erzielte früh das Tor des Tages (2.). „Was wir von Anfang an geleistet haben, war ungenügend“, gab Nati-Trainer Vladimir Petkovic zu: „Wir gingen halbherzig auf den Platz. Wir gingen nicht in die Zone, wo es weh tut.“

Auch die Slowakei ist noch ein gutes Stück von ihrer Turnierform entfernt. In Trnava kam das Team mit dem Berliner Außenverteidiger Peter Pekarik in der Startelf gegen Lettland nicht über ein 0:0 hinaus.

Blamage für die USA

Jürgen Klinsmann steht mit der US-Nationalmannschaft in der Qualifikation zur Fußball-WM 2018 bereits mächtig unter Druck. Die vom Schwaben trainierten Amerikaner blamierten sich am Freitag (Ortszeit) mit 0:2 in Guatemala und brauchen beim erneuten Duell mit dem Weltranglisten-95. am Dienstag in Columbus dringend einen Sieg. Ansonsten droht bereits in der vorletzten Qualifikationsrunde der Concacaf-Konföderation das frühe Aus für das Weltturnier in Russland. Winfried Schäfer kam mit Jamaika daheim zu einem 1:1 gegen Costa Rica.

„USA erleiden blamable Niederlage gegen Guatemala“, schrieb die „USA Today“. „ESPN“ bezeichnete die US-Abwehr als „Stückwerk“. „Das Nationalteam und Jürgen Klinsmann sind ein Desaster mit wenig Hoffnung“, hieß es bei „FoxSports“, wo auch von einem „neuen Tiefpunkt“ und der „wohl schlechtesten Nationalelf seit Jahrzehnten“ die Rede war.

In Guatemala Stadt sorgte Klinsmann mit einigen Personalien mal wieder für Unverständnis. So stellte er Tim Howard ins Tor, obwohl dieser seit dem 24. Januar kein Spiel mehr bestritten hatte. Howard kassierte bereits nach sieben Minuten den ersten Gegentreffer, Rafael Morales brachte die Gastgeber nach einem Eckball in Führung. Mix Diskerud hatte den Kopfball noch leicht abgefälscht. „Da sollte jemand am kurzen Pfosten stehen, so hatten wir es in der Kabine an der Taktiktafel aufgezeichnet“, sagte Klinsmann verärgert.

Eklatante Fehlerkette

Noch eklatanter war die Fehlerkette seines Teams beim zweiten Gegentor. Nach einem langen Abschlag von Torwart Paul Motta flog der Ball über alle vier Verteidiger hinweg zu Carlos Ruiz, der allein auf Howard zulief und ihn zum 2:0 überwand (15.). „Das ist undenkbar. Die ganze Zeit wurde nur darüber geredet, dass die USA sich mit zwei Siegen gegen Guatemala für die nächste Runde qualifizieren werden“, sagte der Kommentator des übertragenden TV-Senders „beIN Sports“.

Nun stehen die Yanks hingegen mächtig unter Druck. Mit vier Punkten aus drei Partien sind sie nur Dritter der Vorrunden-Gruppe C. Es führt Trinidad & Tobago (7) vor Guatemala (6). Nur die besten Zwei erreichen die Sechser-Endrunde. Seit 1990 war Amerika bei jeder WM-Endrunde dabei.

Die Gäste, bei denen Bobby Wood (Union Berlin) in der Startelf stand und John Brooks (Hertha BSC) sowie Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach) verletzungsbedingt fehlten, hatten in der zweiten Halbzeit durch Clint Dempsey, Alejandro Bedoya und Jozy Altidore gute Torchancen. Motta parierte jedoch jeweils glänzend. Für die Gastgeber war es der erste Sieg in der WM-Qualifikation gegen die USA. „Wir reisen jetzt mit großem Selbstbewusstsein nach Columbus“, betonte Motta.

Mexiko gewinnt 3:0

In der Gruppe B konnte Winfried Schäfer im Heimspiel gegen Costa Rica zunächst das 1:0 durch einen sehenswerten Flugkopfball von Je-Vaughn Watson in der 16. Minute bejubeln. Verteidiger Johnny Acosta staubte in der 67. Minute jedoch freistehend zum Ausgleich ab. Am Dienstag stehen sich beide Teams in Costa Rica gegenüber. Der WM-Viertelfinalist aus Zentralamerika führt die Gruppe mit sieben Punkten an. Jamaika ist mit vier Zählern Dritter, punktgleich mit Panama, das in Haiti 0:0 spielte.

Mexiko setzte sich mit 3:0 bei Kanada durch und ist mit dem Leverkusener Javier Hernández nach dem dritten Sieg im dritten Spiel auf bestem Weg in die nächste Runde. Bayer-Torjäger Chicharito erzielte dabei den Führungstreffer.

Perfekte Rückkehr für Suárez

„El Pistolero“ schießt wieder scharf im Celeste-Trikot. Gleich im ersten Auftritt nach der Zwangspause von neun Pflichtspielen für seine Beißattacke im WM-Duell gegen Italien vor zwei Jahren sorgte Luis Suárez mit seinem Ausgleichstor für ein heroisches 2:2 (1:2) Uruguays im „Clásico“ gegen Brasilien in der südamerikanischen Qualifikation zur WM-Endrunde 2018.

„So wünscht man sich eine Rückkehr“, bekannte der Torjäger des FC Barcelona nach der verrückten Partie in der WM-Arena Pernambuco in Recife. Denn erst hatten Douglas Costa von Bayern München mit seinem Blitztor nach 39 Sekunden und der Ex-Leverkusener Renato Augusto (26.) die Seleção scheinbar sicher in Führung geschossen. Nach dem Anschlusstreffer von Edinson Cavani (31.) und Suárez´ Ausgleich (48.) waren jedoch die „Urus“ bei einigen Großchancen dem Sieg nahe.

„Ich glaube nicht an Gerechtigkeit im Fußball“, philosophierte anschließend der 69 Jahre alte Gästetrainer Óscar Tabárez und begründete mit Blick auf den Spielverlauf: „Wenn wir sehen, was Brasilien die ersten 20 Minuten gespielt hat, wäre ein Remis ungerecht. Aber wenn wir die letzten 20 Minuten uns ansehen, hätten wir es verdient, zu gewinnen.“ Worte vom Maestro.

Sinnbild der Wende mit mehr Kampf und Wille als die Hausherren war Suárez. Auch weil er erstmals als „Uru“-Kapitän auflief. „Ich kenne ihn seit 2006, und weiß genau, wie er Schwierigkeiten überwindet, die ihm persönliche Fehler eingebracht haben“, rechtfertigte Tabárez die ungewöhnliche Spielführerwahl.

Tiefer Frust bei Dunga

Dagegen saß bei Brasiliens Coach Dunga der Frust tief. „Wir müssen jetzt den Schulterschluss mit den Fans üben, mit den Spielern auf dem Platz. Und einen Repräsentanten beim Conmebol haben, der die gleichen Kriterien beim Schiedsrichter einfordert“, monierte der 52-Jährige, dessen Superstar Neymar für ein Allerweltsfoul Gelb sah, obwohl seine Gegenspieler beim Kesseltreiben gegen den Barcelona-Dribbelkünstler ungeschoren davon kamen.

Schon offensichtlich: Aufgrund des wachsenden Drucks sucht Dunga zur Vertuschung der Unzulänglichkeiten wieder einmal Feindbilder, wie das des aus seiner Sicht einseitigen Schiedsrichters. Neymar ist nach der zweiten Gelben Karte, der 14. im 70. Länderspiel, für die kommende Eliminatorias-Partie am Dienstag in Paraguay beim Duell des punktgleichen Tabellendritten gegen den Vierten (beide acht Zähler) ebenso gesperrt wie Innenverteidiger David Luiz, der an beiden „Uru“-Treffer Mitschuld trug.

Und so bleibt vor allem Dunga unter Druck. „Wenn wir 2:0 gewinnen, dann sind die Spieler gut. Bei einem Unentschieden ist der Trainer schlecht“, lamentierte der Ex-Stuttgarter, dessen Team zur Pause Applaus, aber mit dem Schlusspfiff ein Pfeifkonzert zu hören bekam.

Das nächste Kapitel in der Leidensgeschichte findet am Dienstag in Asuncion statt. Parallel dazu empfängt Uruguay (10) den Drittletzten Peru und will mit einem Sieg Kontakt zum Überraschungsspitzenreiter Ecuador (13) halten.