Hamburg. St. Paulis japanischer Nationalspieler bestritt beim 1:4 im Test gegen Hannover 96 sein erstes Spiel seit mehr als acht Monaten

Als Ryo Miyaichi am Karfreitag nach dem Training nach Hause kam, war der Arbeitstag für ihn noch nicht beendet. Es warteten noch ein paar geistige Anstrengungen auf den 23 Jahre alten Offensivspieler des FC St. Pauli. „Ich habe gleich noch Deutschunterricht. Die Lehrerin kommt zu uns nach Hause“, erzählte er und versprach: „In der nächsten Saison werde ich die Interviews in perfektem Deutsch geben.“

Schon jetzt spricht der japanische Nationalspieler etliche deutsche Wörter und auch ganze Sätze. „Meine Frau Yuuka ist aber besser als ich. Sie hat jeden Tag Unterricht“, berichtet Miyaichi. Genau so viel Ehrgeiz wie beim Lernen der Sprache hat Ryo Miyaichi in den vergangenen Monaten an den Tag gelegt, als er für sein Comeback arbeitete. Die erste größere Belohnung dafür erfuhr der sprintstarke Angreifer am Gründonnerstag, als er im Testspiel in Barsinghausen gegen den Bundesliga-Letzten Hannover 96 (1:4) in der 69. Minute eingewechselt wurde.

„Ich war begeistert und aufgeregt“, sagte Miyaichi am Tag danach. Diese Gefühlslage bei einem Testspiel ist bei ihm leicht nachvollziehbar, denn für den Japaner war es der erste Einsatz in einem Match außerhalb des Trainings seit dem 18. Juli vergangenen Jahres. Damals hatte sich der Neuzugang – eine Woche vor dem ersten Zweitliga-Punktspiel – in der Testpartie gegen den spanischen Erstligisten Rayo Vallecano einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen. Nach der Operation und den entsprechenden Behandlungen arbeitete er beharrlich für seine Rückkehr ins Team. Hierbei aber legten Cheftrainer Ewald Lienen und Teamarzt Professor Hauke Mommsen viel Wert darauf, dass der Aufbau Schritt für Schritt vorgenommen und nichts überstürzt wurde. Dabei schwang die Sorge mit, eine zu frühe Belastung könnte zu einem Rückfall mit verheerenden Folgen führen.

In dieser Hinsicht gab Miyaichi nach dem Test in Barsinghausen Entwarnung. „Es tut mir nichts weh, das Knie hat keine Reaktionen gezeigt“, sagte er am Freitag, nachdem er am Vormittag auch noch an einem Trainingsspiel gegen St. Paulis U-23-Team teilgenommen hatte. Tags zuvor hatten die Hannoveraner in den Zweikämpfen auch keine spezielle Rücksicht auf ihn genommen, nach einem Zusammenprall hatte sich Miyaichi einmal auch liegend auf dem Rasen wiedergefunden. „Es war für Ryo vor allem aus psychologischer Hinsicht wichtig, wieder richtig gespielt zu haben. Er hat dabei einige gute Ansätze gezeigt“, sagte St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen. Miyaichis Einsatz galt offiziell aber nur als „Arbeitsversuch“. Noch ist er nicht wieder gesund geschrieben.

Allerdings fühlt er sich nach der positiven Erfahrung vom Gründonnerstag in der Lage, seiner Mannschaft in den verbleibenden sieben Zweitligaspielen noch zu helfen. „Natürlich muss der Trainer entscheiden. Aber ich bin bereit“, sagte Miyaichi, der im vergangenen Sommer ablösefrei vom FC Arsenal London ans Millerntor gekommen war. Gespielt hatte er in der vergangenen Saison allerdings als Leihgabe für den niederländischen Erstligisten Twente Enschede.

FC St. Pauli: Heerwagen – Kalla (66. Kurt), Eden (61. Ziereis), Gonther, Keller – Rosin, Buchtmann (57. Nehrig) – Sobota (69. Miyaichi), Maier (69. Mickels), Litka – Picault (66. Schneider). Tore: 0:1 Picault (4.), 1:1 Klaus (11.), 2:1 Almeida (30./Foulelfmeter), 3:1 A. Sobiech (59./Foulelfmeter), 4:1 A. Sobiech (75.).