Barcelona. Er war einer der größten Fußballer. Die Krönung blieb „König Johan“ Cruyff 1974 versagt. Sein Einfluss wirkt bis heute nach.

Sein wichtigstes Spiel verlor Johan Cruyff am 7. Juli 1974 im Münchner Olympiastadion, den größten Kampf seines Lebens am Donnerstag in Barcelona. Der einstige Fußball-Weltstar, der im Alter von 68 Jahren nach einer Krebserkrankung starb, wird in Deutschland vor allem wegen der 1:2-Niederlage gegen die DFB-Auswahl um Franz Beckenbauer im Weltmeisterschafts-Endspiel vor 42 Jahren in Erinnerung bleiben. „Ich bin geschockt. Er war nicht nur ein sehr guter Freund, sondern auch ein Bruder für mich“, sagte Beckenbauer über seinen einstigen Rivalen, der im WM-Endspiel nach wenigen Sekunden den Foulelfmeter zur niederländischen Führung herausholte - und am Ende trotzdem ohne den WM-Titel heimfahren musste.

In einem Werbespot gegen das Rauchen jonglierte Cruyff 1991 sogar eine Zigarettenschachtel, als wäre sie ein Ball. Zum Schluss kickte der einstige Kettenraucher sie weg. Im gleichen Jahr war der damalige Trainer des FC Barcelona knapp einem schweren Herzinfarkt entgangen und musste sich einer Bypass-Operation unterziehen. 1997 hörte er nach weiteren Herzbeschwerden als Trainer auf.

Reaktionen zum Tod von Johan Cruyff

Ex-Weltklassespieler Ruud Gullit

"Die Niederlande haben ein Gesicht in der Welt verloren. Er hat unseren Fußball auf die Weltkarte gebracht."

Franz Beckenbauer

"Ich bin geschockt. Er war nicht nur ein sehr guter Freund, sondern auch ein Bruder für mich."

Niederländischer Fußballverband KNVB

"Mit großer Trauer haben wir die Nachricht vom Tod von Johan Cruyff aufgenommen. Es gibt kaum Worte für diesen großen Verlust. Unsere Gedanken gelten seiner Familie. Er war der größte niederländische Fußballer der Geschichte und einer der besten weltweit. Unser Beileid gilt seiner Frau, seiner Familie und Freunden sowie der gesamten Fußballwelt im In- und Ausland. Wir wünschen euch allen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit."

Fifa-Präsident Gianni Infantino

"Johan Cruyff war ein überragender Spieler, einer der Größten, den die Welt je gesehen hat, ein Symbol der Eleganz, eine Inspiration, eine Quelle der Bewunderung für die Fans. Er hat die Geschichte des Fußballs für immer geprägt. Ich bin sehr traurig über seinen Tod, er wird schrecklich vermisst werden."

Jürgen Klinsmann

"Was für ein einzigartiger Spieler, Trainer, Lehrer und Mensch er war."

Sepp Blatter

"Er wird als Genie in die Geschichte eingehen."

Toni Kroos

"Der Himmel hat einen Spielmacher."

Karl-Heinz Rumenigge

"Johan Cruyff war ein großartiger Mensch, den die Fußball-Familie nie vergessen wird."

Lothar Matthäus

"Er war ein Mann, der den Fußball transformiert hat."

Günter Netzer

"Was er in dieser Zeit erschaffen hat, war einmalig. Das haben seine Nachfolger, insbesondere Pep Guardiola, zur Perfektion veredelt."

Michel Platini

"Ich bin sehr traurig, weil Johan das Idol meiner Kindheit war, mein Idol und mein Freund."

DFB-Interimspräsident Rainer Koch

"Johan Cruyff war und bleibt für immer eine Legende. Er hat mit seinem außergewöhnlichen Talent den Fußball entscheidend mitgeprägt und mit seiner spielerischen Genialität die Fans weit über die Grenzen der Niederlande hinaus begeistert. Der Weltfußball hat eine seiner größten Persönlichkeiten verloren."

KNVB-Präsident Michael van Praag

"Wir haben unseren besten Fußballer, unsere Nummer 14 verloren. Wir sind am Boden zerstört. Johan hat den niederländischen Fußball in neue Höhen getragen. Als KNVB sind wir ihm ewig dankbar, ich persönlich werde meinen Freund unheimlich vermissen."

Ajax Amsterdam

"Johan Cruyff ist in Barcelona im Alter von 68 Jahren gestorben. Der größte Ajax-Spieler der Geschichte litt seit vergangenem Oktober an Lungenkrebs. Es ist ein großer Verlust, wir wünschen seiner Familie viel Kraft."

FC Barcelona

"Wir werden dich immer lieben, Johan. Ruhe in Frieden."

Willem-Alexander, König der Niederlande

"Mit dem Tod von Johan Cruyff verlieren wir einen einzigartigen und brillianten Sportsmann. Er hat unseren Fußball bereichert und ein neues Gesicht gegeben. Er gab sein Herz und seine Seele, um jedem den Zugang zu seinem Sport zu ermöglichen. Er war eine Ikone der Niederlande - er war einer von uns. Die Gefühle meiner Frau und mir sind an diesem traurigen Tag bei seiner Familie."

Englischer Fußball-Verband FA

"Wir sind tief betroffen vom Tod Johan Cruyffs. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden."

Gary Lineker

"Traurig zu hören, dass Johan Cruyff gestorben ist. Der Fußball hat einen Mann verloren, der mehr dafür getan hat, diesen schönen Sport noch schöner zu machen, als jeder andere in der Geschichte."

Patrick Kluivert

"Du warst zu groß, um jemals vergessen zu werden. Mein Beileid der Familie Cruyff."

Xabi Alonso

"Die '14' wird niemals mehr dieselbe sein."

Sergio Ramos

"Auf Wiedersehen an einen der großen Legenden. Als Spieler und Trainer war er seiner Zeit weit voraus."

Paul Verhaegh

"Das ist ein schwarzer Tag für den niederländischen Fußball. Es macht mich sehr traurig und ich bin sehr betroffen."

Boris Becker

"Ruhe in Frieden Johan Cruyff. Meine Gedanken und Gebete gelten seiner Familie."

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Cruyffs Tod sei die Folge einer Lungenkrebs-Erkrankung, hieß es am Donnerstag von seiner Stiftung. Dabei hatte er sich noch Mitte Februar zuversichtlich gezeigt. „Ich habe das Gefühl, mit 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels vorne zu liegen, das noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich es gewinnen werde.“

Kaum hatte sich die Todesnachricht verbreitet, würdigten die Großen seiner Zeit den gebürtigen Amsterdamer. Brasiliens Idol Pelé lobte Cruyff als großartigen Spieler und Trainer. „Er hinterlässt ein wichtiges Erbe für unsere Fußballfamilie. Wir haben einen großen Mann verloren.“ Vom größten Strategen „unserer Zeit“ schwärmte Günter Netzer in der „Welt“. Der gesperrte UEFA-Präsident Michel Platini, 1984 Europameister und Star der französischen Mannschaft, trauerte um „das Idol meiner Kindheit“ und einen Freund.

Der filigrane Techniker im orange-farbenen Trikot mit der Nummer 14 setzte auf dem Rasen die als „Voetbal totaal“ in die Sport-Geschichte eingegangene Offensiv-Philosophie von Trainer und Mentor Rinus Michels um. Er war eine ebenso unumstrittene Führungsfigur wie Beckenbauer auf deutscher Seite. Bevor der Kaiser den FC Bayern von 1974 bis 1976 dreimal zum Triumph im Europapokal der Landesmeister führte, hatte Cruyff dieses Kunststück von 1971 bis 1973 mit Ajax Amsterdam vorgemacht. „Er hat unseren Fußball auf die Weltkarte gebracht“, betonte Ruud Gullit, mit Oranje 1988 Europameister.

Die Karriere von Johan Cruyff

Johan Cruyff starb im Alter von 68 Jahren
Johan Cruyff starb im Alter von 68 Jahren © Witters
Johan Cruyff spielte Golf im Sommer 2015 auf Mallorca. 1999 wurde er zu Europas Fußballer des Jahrhunderts gewählt
Johan Cruyff spielte Golf im Sommer 2015 auf Mallorca. 1999 wurde er zu Europas Fußballer des Jahrhunderts gewählt © witters
Cruyff im Jahr 2005 als Trainer der Niederlande
Cruyff im Jahr 2005 als Trainer der Niederlande © Witters
Trainer Johan Cruyff beim FC Barcelona. Er wurde als Coach  viermal Spanischer Meister
Trainer Johan Cruyff beim FC Barcelona. Er wurde als Coach viermal Spanischer Meister © Witters
Cruyff im Jahr 1991 zu seiner Trainerzeit
Cruyff im Jahr 1991 zu seiner Trainerzeit © Witters
Johan Cruyff im Jahr 1983 im Trikot von Feyenoord Rotterdam. Er wurde neunmal niederländischer Meister
Johan Cruyff im Jahr 1983 im Trikot von Feyenoord Rotterdam. Er wurde neunmal niederländischer Meister © Witters
1978 trug er noch das Trikot des FC Barcelona. In dem Jahr wurde er spanischer Pokalsieger
1978 trug er noch das Trikot des FC Barcelona. In dem Jahr wurde er spanischer Pokalsieger © Witters
Holland gegen Belgien: Ludo Coeck (l.), Johan Cruyff (Holland) und Jan Verheyen (r.) 1976 im Duell. Cruyff machte 48 Länderspiele
Holland gegen Belgien: Ludo Coeck (l.), Johan Cruyff (Holland) und Jan Verheyen (r.) 1976 im Duell. Cruyff machte 48 Länderspiele © Witters
Cruyff im Jahr 1974 beim Training vom FC Barcelona
Cruyff im Jahr 1974 beim Training vom FC Barcelona © Witters
Cruyff bei der WM 1974 neben Franz Beckenbauer. Die Niederlande verlor das Endspiel mit 1:2
Cruyff bei der WM 1974 neben Franz Beckenbauer. Die Niederlande verlor das Endspiel mit 1:2 © Witters
Johan Cruyff mit Fan vor dem Quartier
Johan Cruyff mit Fan vor dem Quartier "Hotel Krautkraemer" in Hiltrup bei der Fußball-WM 1974 in Deutschland © Witters
Cruyffs Anfänge 1973 bei Ajax Amsterdam. Zu Ehren Johan Cruyffs wird die Nummer 14 bei Ajax Amsterdam nicht mehr vergeben
Cruyffs Anfänge 1973 bei Ajax Amsterdam. Zu Ehren Johan Cruyffs wird die Nummer 14 bei Ajax Amsterdam nicht mehr vergeben © Witters
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Aus seiner Heimstadt wechselte der am 25. April 1947 geborene Cruyff dann zum großen FC Barcelona. Die katalanische Metropole wurde zur zweiten Heimat von „König Johan“. Als Trainer führte er den Club 1992 zum erstmaligen Gewinn des Landesmeister-Cups. Zum damaligen Team gehörte auch Bayern-Coach Pep Guardiola. „Ohne den Ball kannst Du nicht gewinnen“, lautete die Philosophie von Cruyff. „Was er in dieser Zeit erschaffen hat, war einmalig. Das haben seine Nachfolger, insbesondere Pep Guardiola, zur Perfektion veredelt“, urteilte Netzer. Bundestrainer Joachim Löw bescheinigte Cruyff, er habe auch als Trainer in Barcelona den Fußball revolutioniert.

Der als Ideengeber und Torschütze gleichermaßen starke Cruyff sagte ein Leben lang auch stets unverblümt seine Meinung. Das brachte ihm im Münchner WM-Finale nach der ersten Halbzeit auf dem Weg in die Kabine die Gelbe Karte durch den englischen Schiedsrichter John Taylor ein. Später kritisierte Cruyff mit scharfer Zunge im Fernsehen und als Kolumnist der Zeitung „De Telegraaf“ gern seine Nachfolger.

1977 bestritt Cruyff das letzte seiner 48 Länderspiele, in denen er 33 Tore erzielte. Für die WM 1978, ausgetragen im vom Militär beherrschten Argentinien, gab er dem damaligen Trainer Ernst Happel einen Korb. „Bevor ich einen Fehler mache, mache ich ihn nicht“, war einer der Sätze, für die Cruyff ebenfalls in Erinnerung bleiben wird.

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